Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
Zuschrifft.
Nein. Kein Ort in Süd und Westen/ Ost
noch der bestürmte Nord
treibet meine Dienst-gedanken durch die
Fluht der Leten fort.
Ewig bleib ich dir verknüpft. Weil mich die
Gestirne dulden
in der schwachen Unter-welt: will ich die ver-
gunnten Blikke
der Gelegenheit ergreiffen/ daß ein ieder-
man erfahr'/
herzer Strefon/ daß du mit mir/ ich mit dir
verbunden war/
daß wir offtermals geteilt Unfall/ Wolstand/
Leid und Glükke.
Laß den heilsamen Galen/ den Hippokrates
iezt liegen/
tuh den ewigen Sennerten und den Zelsus
aus der Hand!
Venus/ die vor wenig Monden dich so
längst-gewüntschet band
Venus/ die auch nakt und bloß weiß zu strei-
ten/ krieg- und siegen/
pricht dir iezt gewapnet zu aus dem unge-
heuren Norden/
sie bedekket Schild und Degen. Doch/
mein Damon/ fürcht dich nicht/
sie beweiset/ wie zuvoren/ ein verliebtes An-
gesicht'
Zuſchrifft.
Nein. Kein Ort in Suͤd und Weſten/ Oſt
noch der beſtuͤrmte Nord
treibet meine Dienſt-gedanken durch die
Fluht der Leten fort.
Ewig bleib ich dir verknuͤpft. Weil mich die
Geſtirne dulden
in der ſchwachen Unter-welt: will ich die ver-
gunnten Blikke
der Gelegenheit ergreiffen/ daß ein ieder-
man erfahr’/
herzer Strefon/ daß du mit mir/ ich mit dir
verbunden war/
daß wir offtermals geteilt Unfall/ Wolſtand/
Leid und Gluͤkke.
Laß den heilſamen Galen/ den Hippokrates
iezt liegen/
tuh den ewigen Sennerten und den Zelſus
aus der Hand!
Venus/ die vor wenig Monden dich ſo
laͤngſt-gewuͤntſchet band
Venus/ die auch nakt und bloß weiß zu ſtrei-
ten/ krieg- und ſiegen/
pricht dir iezt gewapnet zu aus dem unge-
heuren Norden/
ſie bedekket Schild und Degen. Doch/
mein Damon/ fuͤrcht dich nicht/
ſie beweiſet/ wie zuvoren/ ein verliebtes An-
geſicht’
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0029"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi> </fw><lb/>
            <l>Nein. Kein Ort in Su&#x0364;d und We&#x017F;ten/ O&#x017F;t</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">noch der be&#x017F;tu&#x0364;rmte Nord</hi> </l><lb/>
            <l>treibet meine Dien&#x017F;t-gedanken durch die</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Fluht der Leten fort.</hi> </l><lb/>
            <l>Ewig bleib ich dir verknu&#x0364;pft. Weil mich die</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;tirne dulden</hi> </l><lb/>
            <l>in der &#x017F;chwachen Unter-welt: will ich die ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gunnten Blikke</hi> </l><lb/>
            <l>der Gelegenheit ergreiffen/ daß ein ieder-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">man erfahr&#x2019;/</hi> </l><lb/>
            <l>herzer Strefon/ daß du mit mir/ ich mit dir</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">verbunden war/</hi> </l><lb/>
            <l>daß wir offtermals geteilt Unfall/ Wol&#x017F;tand/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Leid und Glu&#x0364;kke.</hi> </l><lb/>
            <l>Laß den heil&#x017F;amen Galen/ den Hippokrates</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">iezt liegen/</hi> </l><lb/>
            <l>tuh den ewigen Sennerten und den Zel&#x017F;us</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">aus der Hand!</hi> </l><lb/>
            <l>Venus/ die vor wenig Monden dich &#x017F;o</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">la&#x0364;ng&#x017F;t-gewu&#x0364;nt&#x017F;chet band</hi> </l><lb/>
            <l>Venus/ die auch nakt und bloß weiß zu &#x017F;trei-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ten/ krieg- und &#x017F;iegen/</hi> </l><lb/>
            <l>pricht dir iezt gewapnet zu aus dem unge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">heuren Norden/</hi> </l><lb/>
            <l>&#x017F;ie bedekket Schild und Degen. Doch/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mein Damon/ fu&#x0364;rcht dich nicht/</hi> </l><lb/>
            <l>&#x017F;ie bewei&#x017F;et/ wie zuvoren/ ein verliebtes An-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;icht&#x2019;</hi> </l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] Zuſchrifft. Nein. Kein Ort in Suͤd und Weſten/ Oſt noch der beſtuͤrmte Nord treibet meine Dienſt-gedanken durch die Fluht der Leten fort. Ewig bleib ich dir verknuͤpft. Weil mich die Geſtirne dulden in der ſchwachen Unter-welt: will ich die ver- gunnten Blikke der Gelegenheit ergreiffen/ daß ein ieder- man erfahr’/ herzer Strefon/ daß du mit mir/ ich mit dir verbunden war/ daß wir offtermals geteilt Unfall/ Wolſtand/ Leid und Gluͤkke. Laß den heilſamen Galen/ den Hippokrates iezt liegen/ tuh den ewigen Sennerten und den Zelſus aus der Hand! Venus/ die vor wenig Monden dich ſo laͤngſt-gewuͤntſchet band Venus/ die auch nakt und bloß weiß zu ſtrei- ten/ krieg- und ſiegen/ pricht dir iezt gewapnet zu aus dem unge- heuren Norden/ ſie bedekket Schild und Degen. Doch/ mein Damon/ fuͤrcht dich nicht/ ſie beweiſet/ wie zuvoren/ ein verliebtes An- geſicht’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/29
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/29>, abgerufen am 21.11.2024.