7. Den Titul Regis Catholici habe, welchen Titul einige der Spanischen autorum so alt machen, daß sie ihn schon in das 590. Jahr setzen, und dem Gothischen Könige Recaredo beylegen, welcher ihn dadurch verdienet ha- ben soll, weil er die Arianer, die damahlen überhand nehmen wolten, gedämpffet. Es thun aber diejenigen wohl, welche dißfalls einen Unterscheid machen.
1. Unter denen Tituln welche man einem Kö- nige particulariter als encomia virtu- tis beygeleget, welche auf die Nachkommen nicht fortgepflantzet worden, gleichwie etwan unter den Römischen Kaysern Lu- dovicus, Caroli M. Sohn, den Bey-Nah- men Pius, unter den Königen in Franckreich Ludovicus der IX. den Bey-Nahmen San- ctus, (welche beyde Titul der Bedeutung nach alle Praedicata, so einem Christlichen Potentaten könten beygeleget werden, über- treffen) unter den Pohlnischen Königen Uladislaus IV. den Bey-Nahmen Ortho- doxus erhalten, und
2. Unter denen Tituln, welche characterem dignitatis beylegen, und nicht bloß einer Per- son mitgetheilet, sondern der Crone in perpe- tuum annectiret werden. Jn dieser letzeren Bedeutung, ist der Titul Catholici den Spa- nischen Königen erst in der Person Ferdinandi
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Hoff-Ceremoniel.
7. Den Titul Regis Catholici habe, welchen Titul einige der Spaniſchen autorum ſo alt machen, daß ſie ihn ſchon in das 590. Jahr ſetzen, und dem Gothiſchen Koͤnige Recaredo beylegen, welcher ihn dadurch verdienet ha- ben ſoll, weil er die Arianer, die damahlen uͤberhand nehmen wolten, gedaͤmpffet. Es thun aber diejenigen wohl, welche dißfalls einen Unterſcheid machen.
1. Unter denen Tituln welche man einem Koͤ- nige particulariter als encomia virtu- tis beygeleget, welche auf die Nachkommen nicht fortgepflantzet worden, gleichwie etwan unter den Roͤmiſchen Kayſern Lu- dovicus, Caroli M. Sohn, den Bey-Nah- men Pius, unter den Koͤnigen in Franckreich Ludovicus der IX. den Bey-Nahmen San- ctus, (welche beyde Titul der Bedeutung nach alle Prædicata, ſo einem Chriſtlichen Potentaten koͤnten beygeleget werden, uͤber- treffen) unter den Pohlniſchen Koͤnigen Uladislaus IV. den Bey-Nahmen Ortho- doxus erhalten, und
2. Unter denen Tituln, welche characterem dignitatis beylegen, und nicht bloß einer Per- ſon mitgetheilet, ſondern der Crone in perpe- tuum annectiret werden. Jn dieſer letzeren Bedeutung, iſt der Titul Catholici den Spa- niſchen Koͤnigen erſt in der Perſon Ferdinandi
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Hoff-Ceremoniel.
7. Den Titul Regis Catholici habe, welchen
Titul einige der Spaniſchen autorum ſo
alt machen, daß ſie ihn ſchon in das 590. Jahr
ſetzen, und dem Gothiſchen Koͤnige Recaredo
beylegen, welcher ihn dadurch verdienet ha-
ben ſoll, weil er die Arianer, die damahlen
uͤberhand nehmen wolten, gedaͤmpffet. Es
thun aber diejenigen wohl, welche dißfalls einen
Unterſcheid machen.
1. Unter denen Tituln welche man einem Koͤ-
nige particulariter als encomia virtu-
tis beygeleget, welche auf die Nachkommen
nicht fortgepflantzet worden, gleichwie
etwan unter den Roͤmiſchen Kayſern Lu-
dovicus, Caroli M. Sohn, den Bey-Nah-
men Pius, unter den Koͤnigen in Franckreich
Ludovicus der IX. den Bey-Nahmen San-
ctus, (welche beyde Titul der Bedeutung
nach alle Prædicata, ſo einem Chriſtlichen
Potentaten koͤnten beygeleget werden, uͤber-
treffen) unter den Pohlniſchen Koͤnigen
Uladislaus IV. den Bey-Nahmen Ortho-
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2. Unter denen Tituln, welche characterem
dignitatis beylegen, und nicht bloß einer Per-
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Bedeutung, iſt der Titul Catholici den Spa-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/111>, abgerufen am 22.11.2024.
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