Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. taten zu erheben trachten. Sonderlich aberist Verwunderns werth, was der autor des etat de la France p. 3. Tom. 1. vorbringet. Dieser damit er desto unpartheyischer scheine, hat Suidam einen alten verlegenen Griechen, welcher ehe man noch an die Frantzösische Mo- narchie gedencken können, schon vermodert ge- wesen, allegiret, welcher dergestalt favorable für Franckreich gewesen, daß er geschrieben haben soll: daß wenn man schlecht weg einen König nenne, ohne den Zusatz welchen Reiches, so werde durch das Wort König allemahl per excellentiam der in Franckreich verstanden. Man kan allhier die Chronologie zu Hülffe nehmen und untersuchen, wie es sich der Zeit nach zusammen reime, daß Suidas von den Kö- nigen in Franckreich Erkäntnüß gehabt habe, und was sein Ausspruch als eines Griechen und privat-Person für autorität haben könne. Ferner beruffet sich gedachter autor, auf den Mathaeum Parisiensem, einen Mönch, wel- cher im 13. seculo gelebet, und in seiner historia Anglicana dem König in Franckreich das Lob so hoch gepriesen, daß er ihm terrestrium regum regem geheissen, welche Redens-Art aber mehr theologisch als politisch, und nur un- serm Herren GOtt zu zueignen ist, keinem irr- dischen Könige aber kan gegeben werden. Er führet weiter an, daß der Pabst Gregorius I. lib. G 2
Hoff-Ceremoniel. taten zu erheben trachten. Sonderlich aberiſt Verwunderns werth, was der autor des etat de la France p. 3. Tom. 1. vorbringet. Dieſer damit er deſto unpartheyiſcher ſcheine, hat Suidam einen alten verlegenen Griechen, welcher ehe man noch an die Frantzoͤſiſche Mo- narchie gedencken koͤnnen, ſchon vermodert ge- weſen, allegiret, welcher dergeſtalt favorable fuͤr Franckreich geweſen, daß er geſchrieben haben ſoll: daß wenn man ſchlecht weg einen Koͤnig nenne, ohne den Zuſatz welchen Reiches, ſo werde durch das Wort Koͤnig allemahl per excellentiam der in Franckreich verſtanden. Man kan allhier die Chronologie zu Huͤlffe nehmen und unterſuchen, wie es ſich der Zeit nach zuſammen reime, daß Suidas von den Koͤ- nigen in Franckreich Erkaͤntnuͤß gehabt habe, und was ſein Ausſpruch als eines Griechen und privat-Perſon fuͤr autoritaͤt haben koͤnne. Ferner beruffet ſich gedachter autor, auf den Mathæum Pariſienſem, einen Moͤnch, wel- cher im 13. ſeculo gelebet, und in ſeiner hiſtoria Anglicana dem Koͤnig in Franckreich das Lob ſo hoch geprieſen, daß er ihm terreſtrium regum regem geheiſſen, welche Redens-Art aber mehr theologiſch als politiſch, und nur un- ſerm Herren GOtt zu zueignen iſt, keinem irr- diſchen Koͤnige aber kan gegeben werden. Er fuͤhret weiter an, daß der Pabſt Gregorius I. lib. G 2
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Hoff-Ceremoniel.
taten zu erheben trachten. Sonderlich aber
iſt Verwunderns werth, was der autor des
etat de la France p. 3. Tom. 1. vorbringet.
Dieſer damit er deſto unpartheyiſcher ſcheine,
hat Suidam einen alten verlegenen Griechen,
welcher ehe man noch an die Frantzoͤſiſche Mo-
narchie gedencken koͤnnen, ſchon vermodert ge-
weſen, allegiret, welcher dergeſtalt favorable
fuͤr Franckreich geweſen, daß er geſchrieben
haben ſoll: daß wenn man ſchlecht weg einen
Koͤnig nenne, ohne den Zuſatz welchen Reiches,
ſo werde durch das Wort Koͤnig allemahl per
excellentiam der in Franckreich verſtanden.
Man kan allhier die Chronologie zu Huͤlffe
nehmen und unterſuchen, wie es ſich der Zeit
nach zuſammen reime, daß Suidas von den Koͤ-
nigen in Franckreich Erkaͤntnuͤß gehabt habe,
und was ſein Ausſpruch als eines Griechen
und privat-Perſon fuͤr autoritaͤt haben koͤnne.
Ferner beruffet ſich gedachter autor, auf den
Mathæum Pariſienſem, einen Moͤnch, wel-
cher im 13. ſeculo gelebet, und in ſeiner hiſtoria
Anglicana dem Koͤnig in Franckreich das Lob ſo
hoch geprieſen, daß er ihm terreſtrium regum
regem geheiſſen, welche Redens-Art aber
mehr theologiſch als politiſch, und nur un-
ſerm Herren GOtt zu zueignen iſt, keinem irr-
diſchen Koͤnige aber kan gegeben werden. Er
fuͤhret weiter an, daß der Pabſt Gregorius I.
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