Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
§. 7.

Hier wieder versetzen die Churfürsten,

1. Daß sie in der A. B. den Königen gleich geach-
tet werden, dannenhero sie auch ehemahlen
den Königen nicht den Titul Majestät, sondern
nur Königl. Würde gegeben. Bey dem West-
phälischen Frieden-Schluß aber, haben sich die
Churfürsten mit Franckreich verglichen, daß
sie ihme hinführo den Titul der Majestät ge-
ben wolten, er aber solte ihnen reciproce den
Titul Serenissimorum und Fratrum, nicht
aber nur bloß, wie zuvor geschehen, Celsissi-
morum
und cognatorum geben: und war
Chur-Brandenburg der erste, welchem der
König in Franckreich An. 1647. diesen bedun-
genen Titul beylegete. Da nun die Chur-
fürsten des Königes in Franckreich Brüder, so
wird er wohl eben nicht viel besser als sie seyn
können, massen die mit Vernunfft gemachte
Brüderschafft paritatem personarum in
sich beschliesset, und alles extraordinaire ce-
remo niel
und veneration bey Seite setzet.
2. Hätten sie (welches damahlen also ware) ei-
nen König, nemlich den Böhmischen, in ihrem
Collegio, welcher sich nicht schämete zugleich
ein Churfürst zu seyn, da er doch weder ein
Noble Venetien noch Staate in Holland (als
auf welchen das Exercitium Juris Majesta-
tici
am meisten hafftete und kentlich wäre) zu
werden verlangete, welches Argument heut
zu
Europaͤiſches
§. 7.

Hier wieder verſetzen die Churfuͤrſten,

1. Daß ſie in der A. B. den Koͤnigen gleich geach-
tet werden, dannenhero ſie auch ehemahlen
den Koͤnigen nicht den Titul Majeſtaͤt, ſondern
nur Koͤnigl. Wuͤrde gegeben. Bey dem Weſt-
phaͤliſchen Frieden-Schluß aber, haben ſich die
Churfuͤrſten mit Franckreich verglichen, daß
ſie ihme hinfuͤhro den Titul der Majeſtaͤt ge-
ben wolten, er aber ſolte ihnen reciproce den
Titul Serenisſimorum und Fratrum, nicht
aber nur bloß, wie zuvor geſchehen, Celſisſi-
morum
und cognatorum geben: und war
Chur-Brandenburg der erſte, welchem der
Koͤnig in Franckreich An. 1647. dieſen bedun-
genen Titul beylegete. Da nun die Chur-
fuͤrſten des Koͤniges in Franckreich Bruͤder, ſo
wird er wohl eben nicht viel beſſer als ſie ſeyn
koͤnnen, maſſen die mit Vernunfft gemachte
Bruͤderſchafft paritatem perſonarum in
ſich beſchlieſſet, und alles extraordinaire ce-
remo niel
und veneration bey Seite ſetzet.
2. Haͤtten ſie (welches damahlen alſo ware) ei-
nen Koͤnig, nemlich den Boͤhmiſchen, in ihrem
Collegio, welcher ſich nicht ſchaͤmete zugleich
ein Churfuͤrſt zu ſeyn, da er doch weder ein
Noble Venetien noch Staate in Holland (als
auf welchen das Exercitium Juris Majeſta-
tici
am meiſten hafftete und kentlich waͤre) zu
werden verlangete, welches Argument heut
zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0168" n="140"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head>
            <p>Hier wieder ver&#x017F;etzen die Churfu&#x0364;r&#x017F;ten,</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Daß &#x017F;ie in der <hi rendition="#aq">A. B.</hi> den Ko&#x0364;nigen gleich geach-<lb/>
tet werden, dannenhero &#x017F;ie auch ehemahlen<lb/>
den Ko&#x0364;nigen nicht den Titul Maje&#x017F;ta&#x0364;t, &#x017F;ondern<lb/>
nur Ko&#x0364;nigl. Wu&#x0364;rde gegeben. Bey dem We&#x017F;t-<lb/>
pha&#x0364;li&#x017F;chen Frieden-Schluß aber, haben &#x017F;ich die<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten mit Franckreich verglichen, daß<lb/>
&#x017F;ie ihme hinfu&#x0364;hro den Titul der Maje&#x017F;ta&#x0364;t ge-<lb/>
ben wolten, er aber &#x017F;olte ihnen <hi rendition="#aq">reciproce</hi> den<lb/>
Titul <hi rendition="#aq">Serenis&#x017F;imorum</hi> und <hi rendition="#aq">Fratrum,</hi> nicht<lb/>
aber nur bloß, wie zuvor ge&#x017F;chehen, <hi rendition="#aq">Cel&#x017F;is&#x017F;i-<lb/>
morum</hi> und <hi rendition="#aq">cognatorum</hi> geben: und war<lb/>
Chur-Brandenburg der er&#x017F;te, welchem der<lb/>
Ko&#x0364;nig in Franckreich <hi rendition="#aq">An.</hi> 1647. die&#x017F;en bedun-<lb/>
genen Titul beylegete. Da nun die Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;ten des Ko&#x0364;niges in Franckreich Bru&#x0364;der, &#x017F;o<lb/>
wird er wohl eben nicht viel be&#x017F;&#x017F;er als &#x017F;ie &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nnen, ma&#x017F;&#x017F;en die mit Vernunfft gemachte<lb/>
Bru&#x0364;der&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">paritatem per&#x017F;onarum</hi> in<lb/>
&#x017F;ich be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, und alles <hi rendition="#aq">extraordinaire ce-<lb/>
remo niel</hi> und <hi rendition="#aq">veneration</hi> bey Seite &#x017F;etzet.</item><lb/>
              <item>2. Ha&#x0364;tten &#x017F;ie (welches damahlen al&#x017F;o ware) ei-<lb/>
nen Ko&#x0364;nig, nemlich den Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen, in ihrem<lb/><hi rendition="#aq">Collegio,</hi> welcher &#x017F;ich nicht &#x017F;cha&#x0364;mete zugleich<lb/>
ein Churfu&#x0364;r&#x017F;t zu &#x017F;eyn, da er doch weder ein<lb/><hi rendition="#aq">Noble Venetien</hi> noch <hi rendition="#aq">Staate</hi> in Holland (als<lb/>
auf welchen das <hi rendition="#aq">Exercitium Juris Maje&#x017F;ta-<lb/>
tici</hi> am mei&#x017F;ten hafftete und kentlich wa&#x0364;re) zu<lb/>
werden verlangete, welches <hi rendition="#aq">Argume</hi>nt heut<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0168] Europaͤiſches §. 7. Hier wieder verſetzen die Churfuͤrſten, 1. Daß ſie in der A. B. den Koͤnigen gleich geach- tet werden, dannenhero ſie auch ehemahlen den Koͤnigen nicht den Titul Majeſtaͤt, ſondern nur Koͤnigl. Wuͤrde gegeben. Bey dem Weſt- phaͤliſchen Frieden-Schluß aber, haben ſich die Churfuͤrſten mit Franckreich verglichen, daß ſie ihme hinfuͤhro den Titul der Majeſtaͤt ge- ben wolten, er aber ſolte ihnen reciproce den Titul Serenisſimorum und Fratrum, nicht aber nur bloß, wie zuvor geſchehen, Celſisſi- morum und cognatorum geben: und war Chur-Brandenburg der erſte, welchem der Koͤnig in Franckreich An. 1647. dieſen bedun- genen Titul beylegete. Da nun die Chur- fuͤrſten des Koͤniges in Franckreich Bruͤder, ſo wird er wohl eben nicht viel beſſer als ſie ſeyn koͤnnen, maſſen die mit Vernunfft gemachte Bruͤderſchafft paritatem perſonarum in ſich beſchlieſſet, und alles extraordinaire ce- remo niel und veneration bey Seite ſetzet. 2. Haͤtten ſie (welches damahlen alſo ware) ei- nen Koͤnig, nemlich den Boͤhmiſchen, in ihrem Collegio, welcher ſich nicht ſchaͤmete zugleich ein Churfuͤrſt zu ſeyn, da er doch weder ein Noble Venetien noch Staate in Holland (als auf welchen das Exercitium Juris Majeſta- tici am meiſten hafftete und kentlich waͤre) zu werden verlangete, welches Argument heut zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/168
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/168>, abgerufen am 24.11.2024.