Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches Svite über die Maaße schiffete, und als er nurhinüber kommen war, so gleich den König Ro- bert in seinem Apartement unangemeldet be- suchete, welcher sich dieser Käyserl. Visite, nicht nur mit aller Civilite sondern auch mit aller Magnificentz bedienete, indem er den Kayser u. ihn begleitenden Hoff-Leute splendide an sei- ner Tafel tractirete, und nach vollbrachter Mahl-Zeit ihme dergleichen kostbahre Ge- schencke praesentirete, welche man in vorher- gehenden Zeiten nicht leicht gesehen, und einem anpräsentiret hatte. Henricus nahm von allen diesen Praesenten nichts, als nur eine kost- bar eingebundene Bibel, und seine Gemah- lin Cunigunda bloß ein paar Ohr-Gehencke an, und liessen aus Modestie und Eckel für den Vanitäten das übrige alles zurücke. Fol- genden Tages darauf, passirete Robert auch gemeldten Fluß, und verfügete sich zu dem Käyser Henrico, von welchem er höflich, doch aber ohne alles Ceremoniel angenommen, ihme nebst dem Tractament ein Geschencke von mehr als 100. Pfund reinen Goldes an- gebothen, doch aber von Roberto nicht ac- ceptiret wurde, damit die Freundschafft zwi- schen beyden nicht interessiret schiene. Jn die- sen zweyen Conferentien, wurde nicht nur ohne alle Ceremonien die Freundschafft zwi- schen beyden retabliret, sondern auch ein Frie- den
Europaͤiſches Svite uͤber die Maaße ſchiffete, und als er nurhinuͤber kommen war, ſo gleich den Koͤnig Ro- bert in ſeinem Apartement unangemeldet be- ſuchete, welcher ſich dieſer Kaͤyſerl. Viſite, nicht nur mit aller Civilité ſondern auch mit aller Magnificentz bedienete, indem er den Kayſer u. ihn begleitenden Hoff-Leute ſplendide an ſei- ner Tafel tractirete, und nach vollbrachter Mahl-Zeit ihme dergleichen koſtbahre Ge- ſchencke præſentirete, welche man in vorher- gehenden Zeiten nicht leicht geſehen, und einem anpraͤſentiret hatte. Henricus nahm von allen dieſen Præſenten nichts, als nur eine koſt- bar eingebundene Bibel, und ſeine Gemah- lin Cunigunda bloß ein paar Ohr-Gehencke an, und lieſſen aus Modeſtie und Eckel fuͤr den Vanitaͤten das uͤbrige alles zuruͤcke. Fol- genden Tages darauf, pasſirete Robert auch gemeldten Fluß, und verfuͤgete ſich zu dem Kaͤyſer Henrico, von welchem er hoͤflich, doch aber ohne alles Ceremoniel angenommen, ihme nebſt dem Tractament ein Geſchencke von mehr als 100. Pfund reinen Goldes an- gebothen, doch aber von Roberto nicht ac- ceptiret wurde, damit die Freundſchafft zwi- ſchen beyden nicht interesſiret ſchiene. Jn die- ſen zweyen Conferentien, wurde nicht nur ohne alle Ceremonien die Freundſchafft zwi- ſchen beyden retabliret, ſondern auch ein Frie- den
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Europaͤiſches
Svite uͤber die Maaße ſchiffete, und als er nur
hinuͤber kommen war, ſo gleich den Koͤnig Ro-
bert in ſeinem Apartement unangemeldet be-
ſuchete, welcher ſich dieſer Kaͤyſerl. Viſite, nicht
nur mit aller Civilité ſondern auch mit aller
Magnificentz bedienete, indem er den Kayſer u.
ihn begleitenden Hoff-Leute ſplendide an ſei-
ner Tafel tractirete, und nach vollbrachter
Mahl-Zeit ihme dergleichen koſtbahre Ge-
ſchencke præſentirete, welche man in vorher-
gehenden Zeiten nicht leicht geſehen, und einem
anpraͤſentiret hatte. Henricus nahm von
allen dieſen Præſenten nichts, als nur eine koſt-
bar eingebundene Bibel, und ſeine Gemah-
lin Cunigunda bloß ein paar Ohr-Gehencke
an, und lieſſen aus Modeſtie und Eckel fuͤr
den Vanitaͤten das uͤbrige alles zuruͤcke. Fol-
genden Tages darauf, pasſirete Robert auch
gemeldten Fluß, und verfuͤgete ſich zu dem
Kaͤyſer Henrico, von welchem er hoͤflich, doch
aber ohne alles Ceremoniel angenommen,
ihme nebſt dem Tractament ein Geſchencke
von mehr als 100. Pfund reinen Goldes an-
gebothen, doch aber von Roberto nicht ac-
ceptiret wurde, damit die Freundſchafft zwi-
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