Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. den geschlossen, welcher 500. Jahr gedauret,dergleichen keiner mehr an Länge und Daure gewesen. 2. Jn der Person Kaysers Caroli V. und seines beständigen Gegners Francisci I. Diese zwey zu ihrer Zeit mächtigste Potentaten, hielten bey- de vor nöthig in hoher Person zusammen zu gehen, welches sie auch An. 1538. zu Aigue Mortes in Langvedoc bewerckstelligten, und zwar sonder vieles Ceremoniel, ausser daß Fran- ciscus I. dem Carolo V. die Ehre zugestattete, daß er in dem Orte der Conferentz zu erst mit seinem Schiffe anländen, und ihn hernach Franciscus gleichsam als in seinem, nemlich des Kaysers eignem Territorio die erste Visi- te geben möchte, da sich doch Carolus in dem Territorio des Francisci befande. Solches geschahe auch folgender Gestalt, daß nachdem der Kayser Carolus V. auf Einrathen des Connestable, sein Schiff an den Port führen lassen, kam Franciscus I. nebst dem Hertzoge von Lothringen und dessen Bruder dem Car- dinal, zu des Kaysers Galere, da er ihnen dann biß zu dem Einsteigen des Schiffes entgegen gienge, welches dazumahlen den Käyserl. Pal- last repraesentiren muste. Sie unterhielten sich etwan eine Stunde mit einander, und fol- genden Tages speisete Carolus bey Francisco und dessen Gemahlin auf dem Lande, bliebe auch K 5
Hoff-Ceremoniel. den geſchloſſen, welcher 500. Jahr gedauret,dergleichen keiner mehr an Laͤnge und Daure geweſen. 2. Jn der Perſon Kayſers Caroli V. und ſeines beſtaͤndigen Gegners Franciſci I. Dieſe zwey zu ihrer Zeit maͤchtigſte Potentaten, hielten bey- de vor noͤthig in hoher Peꝛſon zuſam̃en zu gehen, welches ſie auch An. 1538. zu Aigue Mortes in Langvedoc bewerckſtelligten, und zwar ſonder vieles Ceremoniel, auſſer daß Fran- ciſcus I. dem Carolo V. die Ehre zugeſtattete, daß er in dem Orte der Conferentz zu erſt mit ſeinem Schiffe anlaͤnden, und ihn hernach Franciſcus gleichſam als in ſeinem, nemlich des Kayſers eignem Territorio die erſte Viſi- te geben moͤchte, da ſich doch Carolus in dem Territorio des Franciſci befande. Solches geſchahe auch folgender Geſtalt, daß nachdem der Kayſer Carolus V. auf Einrathen des Conneſtable, ſein Schiff an den Port fuͤhren laſſen, kam Franciſcus I. nebſt dem Hertzoge von Lothringen und deſſen Bruder dem Car- dinal, zu des Kayſers Galere, da er ihnen dann biß zu dem Einſteigen des Schiffes entgegen gienge, welches dazumahlen den Kaͤyſerl. Pal- laſt repræſentiren muſte. Sie unterhielten ſich etwan eine Stunde mit einander, und fol- genden Tages ſpeiſete Carolus bey Franciſco und deſſen Gemahlin auf dem Lande, bliebe auch K 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0181" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/> den geſchloſſen, welcher 500. Jahr gedauret,<lb/> dergleichen keiner mehr an Laͤnge und Daure<lb/> geweſen.</item><lb/> <item>2. Jn der Perſon Kayſers <hi rendition="#aq">Caroli V.</hi> und ſeines<lb/> beſtaͤndigen Gegners <hi rendition="#aq">Franciſci I.</hi> Dieſe zwey<lb/> zu ihrer Zeit maͤchtigſte Potentaten, hielten bey-<lb/> de vor noͤthig in hoher Peꝛſon zuſam̃en zu gehen,<lb/> welches ſie auch <hi rendition="#aq">An.</hi> 1538. zu <hi rendition="#aq">Aigue Mortes</hi><lb/> in <hi rendition="#aq">Langvedoc</hi> bewerckſtelligten, und zwar<lb/> ſonder vieles <hi rendition="#aq">Ceremoniel,</hi> auſſer daß <hi rendition="#aq">Fran-<lb/> ciſcus I.</hi> dem <hi rendition="#aq">Carolo V.</hi> die Ehre zugeſtattete,<lb/> daß er in dem Orte der <hi rendition="#aq">Confere</hi>ntz zu erſt mit<lb/> ſeinem Schiffe anlaͤnden, und ihn hernach<lb/><hi rendition="#aq">Franciſcus</hi> gleichſam als in ſeinem, nemlich<lb/> des Kayſers eignem <hi rendition="#aq">Territorio</hi> die erſte <hi rendition="#aq">Viſi-<lb/> te</hi> geben moͤchte, da ſich doch <hi rendition="#aq">Carolus</hi> in dem<lb/><hi rendition="#aq">Territorio</hi> des <hi rendition="#aq">Franciſci</hi> befande. Solches<lb/> geſchahe auch folgender Geſtalt, daß nachdem<lb/> der Kayſer <hi rendition="#aq">Carolus V.</hi> auf Einrathen des<lb/><hi rendition="#aq">Conneſtable,</hi> ſein Schiff an den Port fuͤhren<lb/> laſſen, kam <hi rendition="#aq">Franciſcus I.</hi> nebſt dem Hertzoge<lb/> von Lothringen und deſſen Bruder dem Car-<lb/> dinal, zu des Kayſers <hi rendition="#aq">Galere,</hi> da er ihnen dann<lb/> biß zu dem Einſteigen des Schiffes entgegen<lb/> gienge, welches dazumahlen den Kaͤyſerl. Pal-<lb/> laſt <hi rendition="#aq">repræſenti</hi>ren muſte. Sie unterhielten<lb/> ſich etwan eine Stunde mit einander, und fol-<lb/> genden Tages ſpeiſete <hi rendition="#aq">Carolus</hi> bey <hi rendition="#aq">Franciſco</hi><lb/> und deſſen Gemahlin auf dem Lande, bliebe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0181]
Hoff-Ceremoniel.
den geſchloſſen, welcher 500. Jahr gedauret,
dergleichen keiner mehr an Laͤnge und Daure
geweſen.
2. Jn der Perſon Kayſers Caroli V. und ſeines
beſtaͤndigen Gegners Franciſci I. Dieſe zwey
zu ihrer Zeit maͤchtigſte Potentaten, hielten bey-
de vor noͤthig in hoher Peꝛſon zuſam̃en zu gehen,
welches ſie auch An. 1538. zu Aigue Mortes
in Langvedoc bewerckſtelligten, und zwar
ſonder vieles Ceremoniel, auſſer daß Fran-
ciſcus I. dem Carolo V. die Ehre zugeſtattete,
daß er in dem Orte der Conferentz zu erſt mit
ſeinem Schiffe anlaͤnden, und ihn hernach
Franciſcus gleichſam als in ſeinem, nemlich
des Kayſers eignem Territorio die erſte Viſi-
te geben moͤchte, da ſich doch Carolus in dem
Territorio des Franciſci befande. Solches
geſchahe auch folgender Geſtalt, daß nachdem
der Kayſer Carolus V. auf Einrathen des
Conneſtable, ſein Schiff an den Port fuͤhren
laſſen, kam Franciſcus I. nebſt dem Hertzoge
von Lothringen und deſſen Bruder dem Car-
dinal, zu des Kayſers Galere, da er ihnen dann
biß zu dem Einſteigen des Schiffes entgegen
gienge, welches dazumahlen den Kaͤyſerl. Pal-
laſt repræſentiren muſte. Sie unterhielten
ſich etwan eine Stunde mit einander, und fol-
genden Tages ſpeiſete Carolus bey Franciſco
und deſſen Gemahlin auf dem Lande, bliebe
auch
K 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |