Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
auch selbige Nacht in der Stadt, des Tages
darauf kam Franciscus nochmahlen zu Ca-
rolo
in das Schiff, und nachdem sie einander
eines zugetruncken, schieden sie mit vielem
Vergnügen wieder von einander, und nahm
Carolus seine Reise nach Spanien.
3. Das dritte Exempel eines auch gar in vielen
Stücken negligirten Ceremoniels, und zu-
gleich gar nöthigen Congresses hoher Poten-
taten, welcher zwar der Zeit nach älter als das
vorher gehende, findet man in der Person Kay-
sers Maximil. I, Uladislai Königes in Ungarn,
und Sigismundi Königes in Pohlen. Diese
beyden Könige hatte Maximil. I. nach Preß-
burg zu kommen invitiret, umb die zwischen
ihnen entstandene Differentien abzuthun,
welche sich auch daselbst einfunden. Dan-
nenhero Maximilianus ihnen eine viel grössere
Ehre, als sonst das Kayserl. Ceremoniel nicht
leiden würde, anthat; indem er ihnen von
Wien aus biß Presburg entgegen fuhre, sie
daselbst beneventirete, ihnen die Hand bothe,
und folgende Worte zu ihnen redete: Diß ist
der Tag, den der Herr gemacht hat, last uns lu-
stig und frölich dabey seyn. Hat sie darauf
mit nach Wien genommen, allwo sie beysam-
men lustig und vertraulich gelebet, auch gute
Freundschafft und Frieden gestifftet. Diese
Historie erzehlet der Autor des Oesterreichi-
schen
Europaͤiſches
auch ſelbige Nacht in der Stadt, des Tages
darauf kam Franciſcus nochmahlen zu Ca-
rolo
in das Schiff, und nachdem ſie einander
eines zugetruncken, ſchieden ſie mit vielem
Vergnuͤgen wieder von einander, und nahm
Carolus ſeine Reiſe nach Spanien.
3. Das dritte Exempel eines auch gar in vielen
Stuͤcken negligirten Ceremoniels, und zu-
gleich gar noͤthigen Congreſſes hoher Poten-
taten, welcher zwar der Zeit nach aͤlter als das
vorher gehende, findet man in der Perſon Kay-
ſers Maximil. I, Uladislai Koͤniges in Ungarn,
und Sigismundi Koͤniges in Pohlen. Dieſe
beyden Koͤnige hatte Maximil. I. nach Preß-
burg zu kommen invitiret, umb die zwiſchen
ihnen entſtandene Differentien abzuthun,
welche ſich auch daſelbſt einfunden. Dan-
nenhero Maximilianus ihnen eine viel groͤſſere
Ehre, als ſonſt das Kayſerl. Ceremoniel nicht
leiden wuͤrde, anthat; indem er ihnen von
Wien aus biß Presburg entgegen fuhre, ſie
daſelbſt beneventirete, ihnen die Hand bothe,
und folgende Worte zu ihnen redete: Diß iſt
der Tag, den der Herr gemacht hat, laſt uns lu-
ſtig und froͤlich dabey ſeyn. Hat ſie darauf
mit nach Wien genommen, allwo ſie beyſam-
men luſtig und vertraulich gelebet, auch gute
Freundſchafft und Frieden geſtifftet. Dieſe
Hiſtorie erzehlet der Autor des Oeſterreichi-
ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0182" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
auch &#x017F;elbige Nacht in der Stadt, des Tages<lb/>
darauf kam <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus</hi> nochmahlen zu <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
rolo</hi> in das Schiff, und nachdem &#x017F;ie einander<lb/>
eines zugetruncken, &#x017F;chieden &#x017F;ie mit vielem<lb/>
Vergnu&#x0364;gen wieder von einander, und nahm<lb/><hi rendition="#aq">Carolus</hi> &#x017F;eine Rei&#x017F;e nach Spanien.</item><lb/>
              <item>3. Das dritte Exempel eines auch gar in vielen<lb/>
Stu&#x0364;cken <hi rendition="#aq">negligir</hi>ten <hi rendition="#aq">Ceremoniels,</hi> und zu-<lb/>
gleich gar no&#x0364;thigen <hi rendition="#aq">Congre&#x017F;&#x017F;</hi>es hoher Poten-<lb/>
taten, welcher zwar der Zeit nach a&#x0364;lter als das<lb/>
vorher gehende, findet man in der Per&#x017F;on Kay-<lb/>
&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Maximil. I, Uladislai</hi> Ko&#x0364;niges in Ungarn,<lb/>
und <hi rendition="#aq">Sigismundi</hi> Ko&#x0364;niges in Pohlen. Die&#x017F;e<lb/>
beyden Ko&#x0364;nige hatte <hi rendition="#aq">Maximil. I.</hi> nach Preß-<lb/>
burg zu kommen <hi rendition="#aq">inviti</hi>ret, umb die zwi&#x017F;chen<lb/>
ihnen ent&#x017F;tandene <hi rendition="#aq">Differenti</hi>en abzuthun,<lb/>
welche &#x017F;ich auch da&#x017F;elb&#x017F;t einfunden. Dan-<lb/>
nenhero <hi rendition="#aq">Maximilianus</hi> ihnen eine viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Ehre, als &#x017F;on&#x017F;t das Kay&#x017F;erl. <hi rendition="#aq">Ceremoniel</hi> nicht<lb/>
leiden wu&#x0364;rde, anthat; indem er ihnen von<lb/>
Wien aus biß Presburg entgegen fuhre, &#x017F;ie<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">beneventir</hi>ete, ihnen die Hand bothe,<lb/>
und folgende Worte zu ihnen redete: Diß i&#x017F;t<lb/>
der Tag, den der Herr gemacht hat, la&#x017F;t uns lu-<lb/>
&#x017F;tig und fro&#x0364;lich dabey &#x017F;eyn. Hat &#x017F;ie darauf<lb/>
mit nach Wien genommen, allwo &#x017F;ie bey&#x017F;am-<lb/>
men lu&#x017F;tig und vertraulich gelebet, auch gute<lb/>
Freund&#x017F;chafft und Frieden ge&#x017F;tifftet. Die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie</hi> erzehlet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> des Oe&#x017F;terreichi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0182] Europaͤiſches auch ſelbige Nacht in der Stadt, des Tages darauf kam Franciſcus nochmahlen zu Ca- rolo in das Schiff, und nachdem ſie einander eines zugetruncken, ſchieden ſie mit vielem Vergnuͤgen wieder von einander, und nahm Carolus ſeine Reiſe nach Spanien. 3. Das dritte Exempel eines auch gar in vielen Stuͤcken negligirten Ceremoniels, und zu- gleich gar noͤthigen Congreſſes hoher Poten- taten, welcher zwar der Zeit nach aͤlter als das vorher gehende, findet man in der Perſon Kay- ſers Maximil. I, Uladislai Koͤniges in Ungarn, und Sigismundi Koͤniges in Pohlen. Dieſe beyden Koͤnige hatte Maximil. I. nach Preß- burg zu kommen invitiret, umb die zwiſchen ihnen entſtandene Differentien abzuthun, welche ſich auch daſelbſt einfunden. Dan- nenhero Maximilianus ihnen eine viel groͤſſere Ehre, als ſonſt das Kayſerl. Ceremoniel nicht leiden wuͤrde, anthat; indem er ihnen von Wien aus biß Presburg entgegen fuhre, ſie daſelbſt beneventirete, ihnen die Hand bothe, und folgende Worte zu ihnen redete: Diß iſt der Tag, den der Herr gemacht hat, laſt uns lu- ſtig und froͤlich dabey ſeyn. Hat ſie darauf mit nach Wien genommen, allwo ſie beyſam- men luſtig und vertraulich gelebet, auch gute Freundſchafft und Frieden geſtifftet. Dieſe Hiſtorie erzehlet der Autor des Oeſterreichi- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/182
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/182>, abgerufen am 21.11.2024.