gehen etwas mehreres gegen ihm zu thun, darauf sich aber ein ander Churfürst nicht zu beruffen hat.
§. 11.
Wann ein Churfürst die Kayserin auf einem Reichs- oder Wahl-Tage, und also ausser Wien besuchet, so geschiehet solche Visite, meistens bald wenn man dem Kayser die Seinige abgestat- tet, und so dann wird der Chursürst von der Kay- serin Ober-Hoff-Meister, bey dem Anfang des Qvartiers der Kayserin, empfangen. Bey dem Eingang in das Gemach, empfänget der Kayserin Obriste Hoff-Meisterin den Churfürsten, und etliche Schritte weiter hinein, die Kayserin densel- ben, welche sich bald darauf nach dero Tisch reti- riret, und manchmahl stehende, manchmahl auch sitzende die Visite annimmt.
§. 12.
Wenn die Visite stehende geschiehet, so nimmt die Kayserin denjenigen Platz ein, daß sie das Gesichte gegen die Thüre, der Churfürst aber den Rücken gegen selbige wendet, im sitzen ist die Location eben so beschaffen, nur mit dem Unterscheid, daß der Kayserin Stuhl von ihrem Ober-Hoff-Meister, des Churfürsten aber nur von einem Cammer-Herren gerücket wird. Die Thüren werden nicht, wie bey dem Kayser geschlos- sen, sondern bleiben offen, und meistens auch wohl die Ober-Hoff-Meisterin der Kayserin aufwar- tend, gegenwärtig, so bedecket sich auch kein Chur- fürst in Praesentz der Kayserin, denn dieses wäre
wie-
Europaͤiſches
gehen etwas mehreres gegen ihm zu thun, darauf ſich aber ein ander Churfuͤrſt nicht zu beruffen hat.
§. 11.
Wann ein Churfuͤrſt die Kayſerin auf einem Reichs- oder Wahl-Tage, und alſo auſſer Wien beſuchet, ſo geſchiehet ſolche Viſite, meiſtens bald wenn man dem Kayſer die Seinige abgeſtat- tet, und ſo dann wird der Churſuͤrſt von der Kay- ſerin Ober-Hoff-Meiſter, bey dem Anfang des Qvartiers der Kayſerin, empfangen. Bey dem Eingang in das Gemach, empfaͤnget der Kayſerin Obriſte Hoff-Meiſterin den Churfuͤrſten, und etliche Schritte weiter hinein, die Kayſerin denſel- ben, welche ſich bald darauf nach dero Tiſch reti- riret, und manchmahl ſtehende, manchmahl auch ſitzende die Viſite annimmt.
§. 12.
Wenn die Viſite ſtehende geſchiehet, ſo nimmt die Kayſerin denjenigen Platz ein, daß ſie das Geſichte gegen die Thuͤre, der Churfuͤrſt aber den Ruͤcken gegen ſelbige wendet, im ſitzen iſt die Location eben ſo beſchaffen, nur mit dem Unterſcheid, daß der Kayſerin Stuhl von ihrem Ober-Hoff-Meiſter, des Churfuͤrſten aber nur von einem Cammer-Herren geruͤcket wird. Die Thuͤren werden nicht, wie bey dem Kayſer geſchloſ- ſen, ſondern bleiben offen, und meiſtens auch wohl die Ober-Hoff-Meiſterin der Kayſerin aufwar- tend, gegenwaͤrtig, ſo bedecket ſich auch kein Chur- fuͤrſt in Præſentz der Kayſerin, denn dieſes waͤre
wie-
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Europaͤiſches
gehen etwas mehreres gegen ihm zu thun, darauf
ſich aber ein ander Churfuͤrſt nicht zu beruffen
hat.
§. 11. Wann ein Churfuͤrſt die Kayſerin auf
einem Reichs- oder Wahl-Tage, und alſo auſſer
Wien beſuchet, ſo geſchiehet ſolche Viſite, meiſtens
bald wenn man dem Kayſer die Seinige abgeſtat-
tet, und ſo dann wird der Churſuͤrſt von der Kay-
ſerin Ober-Hoff-Meiſter, bey dem Anfang des
Qvartiers der Kayſerin, empfangen. Bey dem
Eingang in das Gemach, empfaͤnget der Kayſerin
Obriſte Hoff-Meiſterin den Churfuͤrſten, und
etliche Schritte weiter hinein, die Kayſerin denſel-
ben, welche ſich bald darauf nach dero Tiſch reti-
riret, und manchmahl ſtehende, manchmahl auch
ſitzende die Viſite annimmt.
§. 12. Wenn die Viſite ſtehende geſchiehet,
ſo nimmt die Kayſerin denjenigen Platz ein, daß
ſie das Geſichte gegen die Thuͤre, der Churfuͤrſt
aber den Ruͤcken gegen ſelbige wendet, im ſitzen
iſt die Location eben ſo beſchaffen, nur mit dem
Unterſcheid, daß der Kayſerin Stuhl von ihrem
Ober-Hoff-Meiſter, des Churfuͤrſten aber nur
von einem Cammer-Herren geruͤcket wird. Die
Thuͤren werden nicht, wie bey dem Kayſer geſchloſ-
ſen, ſondern bleiben offen, und meiſtens auch wohl
die Ober-Hoff-Meiſterin der Kayſerin aufwar-
tend, gegenwaͤrtig, ſo bedecket ſich auch kein Chur-
fuͤrſt in Præſentz der Kayſerin, denn dieſes waͤre
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/196>, abgerufen am 24.11.2024.
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