Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
wieder die Civilität, und Respect, welchen man
dem Frauen-Zimmer schuldig.

§. 13.

Die Begleitung thut die Kayserin, mei-
stens so weit, als sie den Churfürsten empfangen,
die Ober-Hoff-Meisterin aber, gehet mit dem
Churfürsten bist an die Treppe, und der Ober-
ste Hoff-Meister biß an des Churfürsten Wa-
gen.

§. 14.

Dafern ein Churfürst mit der Kayserin
in naher Blut-Freundschafft stehet, so erzeiget ihme
die Kayserin etwas grössere Civilite als einem
andern, dergleichen that die noch lebende Kayserin
Eleonora Magdalena ihrem Herren Vater, dem
Churfürsten von der Pfaltz Philipp Wilhelm
1689. zu Regenspurg, welchem sie nicht allein
weiter, als Chur-Maintz geschehen war, entgegen
gieng, sondern ihn auch gar ausser dem Audientz-
Zimmer begleiten wolte, allein der Churfürst zoge
selbst die Thüre des Gemaches im heraus gehen
zu, und kam der Höfligkeit seiner Frau Tochter
der Kayserin mit Submission zuvor.

§. 15.

Die Gegen-Vsite Kayserl. Majestät, so
selbige einem Churfürsten zu thun, geschiehet in
Comitiis meistens folgender Gestalt:

1. Wenn der Churfürst mercket, daß Se. Kay-
serliche Majestät sich seinem Qartier nä-
hern, begiebet er sich bey Zeiten an die Thü-
re des Pallasts, und gehet biß dahin, wo der
Kayserl. Wagen halten, und der Kayser ab-
stei-
L 5

Hoff-Ceremoniel.
wieder die Civilitaͤt, und Reſpect, welchen man
dem Frauen-Zimmer ſchuldig.

§. 13.

Die Begleitung thut die Kayſerin, mei-
ſtens ſo weit, als ſie den Churfuͤrſten empfangen,
die Ober-Hoff-Meiſterin aber, gehet mit dem
Churfuͤrſten biſt an die Treppe, und der Ober-
ſte Hoff-Meiſter biß an des Churfuͤrſten Wa-
gen.

§. 14.

Dafern ein Churfuͤrſt mit der Kayſerin
in naher Blut-Fꝛeundſchafft ſtehet, ſo erzeiget ihme
die Kayſerin etwas groͤſſere Civilité als einem
andern, dergleichen that die noch lebende Kayſerin
Eleonora Magdalena ihrem Herren Vater, dem
Churfuͤrſten von der Pfaltz Philipp Wilhelm
1689. zu Regenſpurg, welchem ſie nicht allein
weiter, als Chur-Maintz geſchehen war, entgegen
gieng, ſondern ihn auch gar auſſer dem Audientz-
Zimmer begleiten wolte, allein der Churfuͤrſt zoge
ſelbſt die Thuͤre des Gemaches im heraus gehen
zu, und kam der Hoͤfligkeit ſeiner Frau Tochter
der Kayſerin mit Submisſion zuvor.

§. 15.

Die Gegen-Vſite Kayſerl. Majeſtaͤt, ſo
ſelbige einem Churfuͤrſten zu thun, geſchiehet in
Comitiis meiſtens folgender Geſtalt:

1. Wenn der Churfuͤrſt mercket, daß Se. Kay-
ſerliche Majeſtaͤt ſich ſeinem Qartier naͤ-
hern, begiebet er ſich bey Zeiten an die Thuͤ-
re des Pallaſts, und gehet biß dahin, wo der
Kayſerl. Wagen halten, und der Kayſer ab-
ſtei-
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0197" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
wieder die <hi rendition="#aq">Civili</hi>ta&#x0364;t, und Re&#x017F;pect, welchen man<lb/>
dem Frauen-Zimmer &#x017F;chuldig.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.</head>
            <p>Die Begleitung thut die Kay&#x017F;erin, mei-<lb/>
&#x017F;tens &#x017F;o weit, als &#x017F;ie den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten empfangen,<lb/>
die Ober-Hoff-Mei&#x017F;terin aber, gehet mit dem<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten bi&#x017F;t an die Treppe, und der Ober-<lb/>
&#x017F;te Hoff-Mei&#x017F;ter biß an des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Wa-<lb/>
gen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head>
            <p>Dafern ein Churfu&#x0364;r&#x017F;t mit der Kay&#x017F;erin<lb/>
in naher Blut-F&#xA75B;eund&#x017F;chafft &#x017F;tehet, &#x017F;o erzeiget ihme<lb/>
die Kay&#x017F;erin etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Civilité</hi> als einem<lb/>
andern, dergleichen that die noch lebende Kay&#x017F;erin<lb/><hi rendition="#aq">Eleonora Magdalena</hi> ihrem Herren Vater, dem<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von der Pfaltz <hi rendition="#aq">Philipp Wilhelm</hi><lb/>
1689. zu Regen&#x017F;purg, welchem &#x017F;ie nicht allein<lb/>
weiter, als Chur-Maintz ge&#x017F;chehen war, entgegen<lb/>
gieng, &#x017F;ondern ihn auch gar au&#x017F;&#x017F;er dem <hi rendition="#aq">Audien</hi>tz-<lb/>
Zimmer begleiten wolte, allein der Churfu&#x0364;r&#x017F;t zoge<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Thu&#x0364;re des Gemaches im heraus gehen<lb/>
zu, und kam der Ho&#x0364;fligkeit &#x017F;einer Frau Tochter<lb/>
der Kay&#x017F;erin mit <hi rendition="#aq">Submis&#x017F;ion</hi> zuvor.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head>
            <p>Die Gegen-V&#x017F;ite Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;elbige einem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten zu thun, ge&#x017F;chiehet in<lb/><hi rendition="#aq">Comitiis</hi> mei&#x017F;tens folgender Ge&#x017F;talt:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Wenn der Churfu&#x0364;r&#x017F;t mercket, daß Se. Kay-<lb/>
&#x017F;erliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;ich &#x017F;einem Qartier na&#x0364;-<lb/>
hern, begiebet er &#x017F;ich bey Zeiten an die Thu&#x0364;-<lb/>
re des Palla&#x017F;ts, und gehet biß dahin, wo der<lb/>
Kay&#x017F;erl. Wagen halten, und der Kay&#x017F;er ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tei-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0197] Hoff-Ceremoniel. wieder die Civilitaͤt, und Reſpect, welchen man dem Frauen-Zimmer ſchuldig. §. 13. Die Begleitung thut die Kayſerin, mei- ſtens ſo weit, als ſie den Churfuͤrſten empfangen, die Ober-Hoff-Meiſterin aber, gehet mit dem Churfuͤrſten biſt an die Treppe, und der Ober- ſte Hoff-Meiſter biß an des Churfuͤrſten Wa- gen. §. 14. Dafern ein Churfuͤrſt mit der Kayſerin in naher Blut-Fꝛeundſchafft ſtehet, ſo erzeiget ihme die Kayſerin etwas groͤſſere Civilité als einem andern, dergleichen that die noch lebende Kayſerin Eleonora Magdalena ihrem Herren Vater, dem Churfuͤrſten von der Pfaltz Philipp Wilhelm 1689. zu Regenſpurg, welchem ſie nicht allein weiter, als Chur-Maintz geſchehen war, entgegen gieng, ſondern ihn auch gar auſſer dem Audientz- Zimmer begleiten wolte, allein der Churfuͤrſt zoge ſelbſt die Thuͤre des Gemaches im heraus gehen zu, und kam der Hoͤfligkeit ſeiner Frau Tochter der Kayſerin mit Submisſion zuvor. §. 15. Die Gegen-Vſite Kayſerl. Majeſtaͤt, ſo ſelbige einem Churfuͤrſten zu thun, geſchiehet in Comitiis meiſtens folgender Geſtalt: 1. Wenn der Churfuͤrſt mercket, daß Se. Kay- ſerliche Majeſtaͤt ſich ſeinem Qartier naͤ- hern, begiebet er ſich bey Zeiten an die Thuͤ- re des Pallaſts, und gehet biß dahin, wo der Kayſerl. Wagen halten, und der Kayſer ab- ſtei- L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/197
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/197>, abgerufen am 24.11.2024.