Wenn es zum sitzen kommt, so werden die Stühle, und zwar des Königes von seinem vornehmsten gegenwärtigen Minister, des Chur- fürsten aber von einem Königl. Cammer-Herren dergestalt rangiret, daß zwar beyde unter dem Baldachin stehen, und beyde Stühle a bras sind, jedoch ist des Königes magnifiquer als des Churfürsten, und kehret der König das Gesichte, der Churfürst aber den Rücken gegen die Thür.
Fünfftes Capitel. Von den Ceremonien, wenn ein Churfürst zu Seiner Kayserlichen Majestät nach Wien kommet.
§. 1.
Es sind in näheren Zeiten unterschiedene Churfürsten
1. Bayern
2. Sachsen
3. Pfaltz
in der Kayserl. Residentz Wien erschienen, und haben daselbst Jhro Majestät dem Röm. Kayser ihre Visite ab- gestattet, bey derer Reception man folgende Ce- remonialien gebräuchlich zu seyn observiret.
§. 2.
Einem ankommenden Churfürsten, sen- det Käyserl. Majestät, einen Cammer-Herren (oder auch derer zwey, oder nebst einem Cammer- Herren noch einen andern hohen Hoff-Offician- ten) ausser der Stadt Wien, und einen Kayser-
lichen
Europaͤiſches
§. 4.
Wenn es zum ſitzen kommt, ſo werden die Stuͤhle, und zwar des Koͤniges von ſeinem vornehmſten gegenwaͤrtigen Miniſter, des Chur- fuͤrſten aber von einem Koͤnigl. Cammer-Herren dergeſtalt rangiret, daß zwar beyde unter dem Baldachin ſtehen, und beyde Stuͤhle à bras ſind, jedoch iſt des Koͤniges magnifiquer als des Churfuͤrſten, und kehret der Koͤnig das Geſichte, der Churfuͤrſt aber den Ruͤcken gegen die Thuͤr.
Fuͤnfftes Capitel. Von den Ceremonien, wenn ein Churfuͤrſt zu Seiner Kayſerlichen Majeſtaͤt nach Wien kommet.
§. 1.
Es ſind in naͤheren Zeiten unterſchiedene Churfuͤrſten
1. Bayern
2. Sachſen
3. Pfaltz
in der Kayſerl. Reſidentz Wien erſchienen, und haben daſelbſt Jhro Majeſtaͤt dem Roͤm. Kayſer ihre Viſite ab- geſtattet, bey derer Reception man folgende Ce- remonialien gebraͤuchlich zu ſeyn obſerviret.
§. 2.
Einem ankommenden Churfuͤrſten, ſen- det Kaͤyſerl. Majeſtaͤt, einen Cammer-Herren (oder auch derer zwey, oder nebſt einem Cammer- Herren noch einen andern hohen Hoff-Offician- ten) auſſer der Stadt Wien, und einen Kayſer-
lichen
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Europaͤiſches
§. 4. Wenn es zum ſitzen kommt, ſo werden
die Stuͤhle, und zwar des Koͤniges von ſeinem
vornehmſten gegenwaͤrtigen Miniſter, des Chur-
fuͤrſten aber von einem Koͤnigl. Cammer-Herren
dergeſtalt rangiret, daß zwar beyde unter dem
Baldachin ſtehen, und beyde Stuͤhle à bras ſind,
jedoch iſt des Koͤniges magnifiquer als des
Churfuͤrſten, und kehret der Koͤnig das Geſichte,
der Churfuͤrſt aber den Ruͤcken gegen die Thuͤr.
Fuͤnfftes Capitel.
Von den Ceremonien, wenn ein
Churfuͤrſt zu Seiner Kayſerlichen
Majeſtaͤt nach Wien
kommet.
§. 1. Es ſind in naͤheren Zeiten unterſchiedene
Churfuͤrſten
1. Bayern
2. Sachſen
3. Pfaltz
in der Kayſerl. Reſidentz Wien
erſchienen, und haben daſelbſt
Jhro Majeſtaͤt dem Roͤm. Kayſer ihre Viſite ab-
geſtattet, bey derer Reception man folgende Ce-
remonialien gebraͤuchlich zu ſeyn obſerviret.
§. 2. Einem ankommenden Churfuͤrſten, ſen-
det Kaͤyſerl. Majeſtaͤt, einen Cammer-Herren
(oder auch derer zwey, oder nebſt einem Cammer-
Herren noch einen andern hohen Hoff-Offician-
ten) auſſer der Stadt Wien, und einen Kayſer-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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