lichen Leib-Wagen, biß auf die halbe Meile, auch wohl etwas darüber entgegen.
§. 3.
Wenn der Churfürst sich auff dem Kay- serl. Leib-Wagen der Stadt Wien nähert, so fahren Sr. Kayserliche Majestät (von dem Röm. Könige, wenn einer verhanden accompa- gniret) dem Churfürsten ein Feldweges ausser Wien entgegen, und die Kayserl. Ministri fahren alle auf ihren Carossen für dem Kayser her, so daß niemand reitet, als diejenigen so zur Garde gehö- ren, und die Edel-Knaben, oder auch Stall-Mei- ster: Denn die Entrees zu Pferde sind für dem Kayser, Röm. König, und Ertz-Hertzoge allein fürbehalten.
§. 4.
Jndem sich der Kayser und die Chur- fürstl. Wagen einander nähern, und irgends noch biß auf dreyßig Schritte von einander entfer- net seyn, steiget der Churfürst aus dem seinigen, und gehet dem Kayser zu Fuß entgegen, inzwi- schen aber, bevor der Churfürst an die Kayserliche Carosse gelangen kan, steiget Kayserl. Majestät auch aus ihrem Wagen, und complimentiren einander stehende, jedoch machet der Churfürst mehrere ceremonias submissionis als der Kayser.
§. 5.
Nimmt der Kayser sodann den Churfür- sten auf seinen Wagen, jener steiget aber (wie auch der Röm. König wenn er gegenwärtig) zu erst in denselben, setzet sich oben, und der Churfürst
unten
Hoff-Ceremoniel.
lichen Leib-Wagen, biß auf die halbe Meile, auch wohl etwas daruͤber entgegen.
§. 3.
Wenn der Churfuͤrſt ſich auff dem Kay- ſerl. Leib-Wagen der Stadt Wien naͤhert, ſo fahren Sr. Kayſerliche Majeſtaͤt (von dem Roͤm. Koͤnige, wenn einer verhanden accompa- gniret) dem Churfuͤrſten ein Feldweges auſſer Wien entgegen, und die Kayſerl. Miniſtri fahren alle auf ihren Caroſſen fuͤr dem Kayſer her, ſo daß niemand reitet, als diejenigen ſo zur Garde gehoͤ- ren, und die Edel-Knaben, oder auch Stall-Mei- ſter: Denn die Entreés zu Pferde ſind fuͤr dem Kayſer, Roͤm. Koͤnig, und Ertz-Hertzoge allein fuͤrbehalten.
§. 4.
Jndem ſich der Kayſer und die Chur- fuͤrſtl. Wagen einander naͤhern, und irgends noch biß auf dreyßig Schritte von einander entfer- net ſeyn, ſteiget der Churfuͤrſt aus dem ſeinigen, und gehet dem Kayſer zu Fuß entgegen, inzwi- ſchen aber, bevor der Churfuͤrſt an die Kayſerliche Caroſſe gelangen kan, ſteiget Kayſerl. Majeſtaͤt auch aus ihrem Wagen, und complimentiren einander ſtehende, jedoch machet der Churfuͤrſt mehrere ceremonias ſubmiſſionis als der Kayſer.
§. 5.
Nimmt der Kayſer ſodann den Churfuͤr- ſten auf ſeinen Wagen, jener ſteiget aber (wie auch der Roͤm. Koͤnig wenn er gegenwaͤrtig) zu erſt in denſelben, ſetzet ſich oben, und der Churfuͤrſt
unten
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Hoff-Ceremoniel.
lichen Leib-Wagen, biß auf die halbe Meile, auch
wohl etwas daruͤber entgegen.
§. 3. Wenn der Churfuͤrſt ſich auff dem Kay-
ſerl. Leib-Wagen der Stadt Wien naͤhert, ſo
fahren Sr. Kayſerliche Majeſtaͤt (von dem
Roͤm. Koͤnige, wenn einer verhanden accompa-
gniret) dem Churfuͤrſten ein Feldweges auſſer
Wien entgegen, und die Kayſerl. Miniſtri fahren
alle auf ihren Caroſſen fuͤr dem Kayſer her, ſo daß
niemand reitet, als diejenigen ſo zur Garde gehoͤ-
ren, und die Edel-Knaben, oder auch Stall-Mei-
ſter: Denn die Entreés zu Pferde ſind fuͤr dem
Kayſer, Roͤm. Koͤnig, und Ertz-Hertzoge allein
fuͤrbehalten.
§. 4. Jndem ſich der Kayſer und die Chur-
fuͤrſtl. Wagen einander naͤhern, und irgends noch
biß auf dreyßig Schritte von einander entfer-
net ſeyn, ſteiget der Churfuͤrſt aus dem ſeinigen,
und gehet dem Kayſer zu Fuß entgegen, inzwi-
ſchen aber, bevor der Churfuͤrſt an die Kayſerliche
Caroſſe gelangen kan, ſteiget Kayſerl. Majeſtaͤt
auch aus ihrem Wagen, und complimentiren
einander ſtehende, jedoch machet der Churfuͤrſt
mehrere ceremonias ſubmiſſionis als der
Kayſer.
§. 5. Nimmt der Kayſer ſodann den Churfuͤr-
ſten auf ſeinen Wagen, jener ſteiget aber (wie
auch der Roͤm. Koͤnig wenn er gegenwaͤrtig) zu
erſt in denſelben, ſetzet ſich oben, und der Churfuͤrſt
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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