machen, sondern man muß Recours zu jedes Hofes Special-Ceremoniel, und der Experientz, wie man es an einem oder dem andern Orte gesehen, nehmen. Jn Engelland werden die Gesandten, wie An. 1700. dem Savoyi- schen geschahe, von Grönwitsch aus der Tem- se auf einer Königl. Jagt abgeholet, steigen an dem Thor aus, und werden folgendlich auf einem Königl. Leib-Wagen, in welchen der Ceremonien-Meister rückwerts sitzet, nach Westmünster geführet. Jn Paris werden sie, wie dem Graff Portland bald nach dem Rißwigischen Frieden geschahe, bey dem Arc de Triomphe hinter der Fauxbourg St. An- toine eingeholet, und biß in das Palais d' Or- leans oder Luxemburg comitiret. Jn dem Haag hat ein Ambassadeur auch schon seine gewisse Distantz, wie weit man selbigen einhole, und also auch in andern Orten. Jn vielen Orten werden die Ambassadeurs drey Tage nach einander auf des Souverains oder der Re- public Kosten, an welchen sie gesendet worden, tractiret. Mit Schweden haben sich die Mo- scowiter verglichen, daß beyder Theile En- voyes ordinairs und Residenten, sich in ei- nem fremden Hoffe für ihre eigene Mittel un- terhalten sollen. Was aber die Extraordi- naire Gesandten anbetrifft, so soll ein jeder an dessen Hoff er gesendet wird, denselbigen frey
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Europaͤiſches
machen, ſondern man muß Recours zu jedes Hofes Special-Ceremoniel, uñ der Experientz, wie man es an einem oder dem andern Orte geſehen, nehmen. Jn Engelland werden die Geſandten, wie An. 1700. dem Savoyi- ſchen geſchahe, von Groͤnwitſch aus der Tem- ſe auf einer Koͤnigl. Jagt abgeholet, ſteigen an dem Thor aus, und werden folgendlich auf einem Koͤnigl. Leib-Wagen, in welchen der Ceremonien-Meiſter ruͤckwerts ſitzet, nach Weſtmuͤnſter gefuͤhret. Jn Paris werden ſie, wie dem Graff Portland bald nach dem Rißwigiſchen Frieden geſchahe, bey dem Arc de Triomphe hinter der Fauxbourg St. An- toine eingeholet, und biß in das Palais d’ Or- leans oder Luxemburg comitiret. Jn dem Haag hat ein Ambaſſadeur auch ſchon ſeine gewiſſe Diſtantz, wie weit man ſelbigen einhole, und alſo auch in andern Orten. Jn vielen Orten werden die Ambaſſadeurs drey Tage nach einandeꝛ auf des Souverains oder der Re- public Koſten, an welchen ſie geſendet worden, tractiret. Mit Schweden haben ſich die Mo- ſcowiter verglichen, daß beyder Theile En- voyés ordinairs und Reſidenten, ſich in ei- nem fremden Hoffe fuͤr ihre eigene Mittel un- terhalten ſollen. Was aber die Extraordi- naire Geſandten anbetrifft, ſo ſoll ein jeder an deſſen Hoff er geſendet wird, denſelbigen frey
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Europaͤiſches
machen, ſondern man muß Recours zu jedes
Hofes Special-Ceremoniel, uñ der Experientz,
wie man es an einem oder dem andern Orte
geſehen, nehmen. Jn Engelland werden
die Geſandten, wie An. 1700. dem Savoyi-
ſchen geſchahe, von Groͤnwitſch aus der Tem-
ſe auf einer Koͤnigl. Jagt abgeholet, ſteigen
an dem Thor aus, und werden folgendlich auf
einem Koͤnigl. Leib-Wagen, in welchen der
Ceremonien-Meiſter ruͤckwerts ſitzet, nach
Weſtmuͤnſter gefuͤhret. Jn Paris werden
ſie, wie dem Graff Portland bald nach dem
Rißwigiſchen Frieden geſchahe, bey dem Arc
de Triomphe hinter der Fauxbourg St. An-
toine eingeholet, und biß in das Palais d’ Or-
leans oder Luxemburg comitiret. Jn dem
Haag hat ein Ambaſſadeur auch ſchon ſeine
gewiſſe Diſtantz, wie weit man ſelbigen einhole,
und alſo auch in andern Orten. Jn vielen
Orten werden die Ambaſſadeurs drey Tage
nach einandeꝛ auf des Souverains oder der Re-
public Koſten, an welchen ſie geſendet worden,
tractiret. Mit Schweden haben ſich die Mo-
ſcowiter verglichen, daß beyder Theile En-
voyés ordinairs und Reſidenten, ſich in ei-
nem fremden Hoffe fuͤr ihre eigene Mittel un-
terhalten ſollen. Was aber die Extraordi-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/250>, abgerufen am 21.11.2024.
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