Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
alleine derselbige, in dem der Ambassadeur
sitzet, in den Bassa-Cour: die Wache unter
dem Schloß-Thore praesentiret das Gewehre
unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff-
Meister, oder der Ober-Marschall, von einigen
Räthen und Cavallieren begleitet, empfangen
selbigen bey Aussteigen aus dem Wagen, oder
auch nach avenant an der untersten Steigen,
welche, wie auch die erste Anti-chambre oder
Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei-
tzern besetzet ist. Oben an der Stiegen em-
pfänget ihn der Premier-Ministre, er habe
nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberster
Cammer-Herr, Oberster Hoff-Meister, Ober-
ste Marschall, Oberster Stall-Meister) und
führet ihn durch die Anti-chambres, welche
mit Hoff-Cavalliers angefüllet sind. Der
Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat,
öffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve-
raii
ne gehet dem Ambassadeur biß an die
Thüre entgegen, und schreitet einen Schritt
über die Schwelle, empfänget selbigen so
dann stehend oder auch sitzende, jedoch daß der
Souveraine die Ober-Hand behält und be-
decket ist, auch den Ambassadeur sich zu de-
cken nöthiget: und dafern diese Nöthigung in
Vergessen gestellet werden solte, würde der
Ambassadeur sich seines Characters und Ju-
ris tegendi
wohl selbsten erinnern, und sich
umb
Europaͤiſches
alleine derſelbige, in dem der Ambaſſadeur
ſitzet, in den Baſſa-Cour: die Wache unter
dem Schloß-Thore præſentiret das Gewehre
unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff-
Meiſter, oder der Ober-Marſchall, von einigen
Raͤthen und Cavallieren begleitet, empfangen
ſelbigen bey Ausſteigen aus dem Wagen, oder
auch nach avenant an der unterſten Steigen,
welche, wie auch die erſte Anti-chambre oder
Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei-
tzern beſetzet iſt. Oben an der Stiegen em-
pfaͤnget ihn der Premier-Miniſtre, er habe
nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberſter
Cammer-Herr, Oberſter Hoff-Meiſter, Ober-
ſte Marſchall, Oberſter Stall-Meiſter) und
fuͤhret ihn durch die Anti-chambres, welche
mit Hoff-Cavalliers angefuͤllet ſind. Der
Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat,
oͤffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve-
raii
ne gehet dem Ambaſſadeur biß an die
Thuͤre entgegen, und ſchreitet einen Schritt
uͤber die Schwelle, empfaͤnget ſelbigen ſo
dann ſtehend oder auch ſitzende, jedoch daß der
Souveraine die Ober-Hand behaͤlt und be-
decket iſt, auch den Ambaſſadeur ſich zu de-
cken noͤthiget: und dafern dieſe Noͤthigung in
Vergeſſen geſtellet werden ſolte, wuͤrde der
Ambaſſadeur ſich ſeines Characters und Ju-
ris tegendi
wohl ſelbſten erinnern, und ſich
umb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0252" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
alleine der&#x017F;elbige, in dem der <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi><lb/>
&#x017F;itzet, in den <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;&#x017F;a-Cour:</hi> die Wache unter<lb/>
dem Schloß-Thore <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ret das Gewehre<lb/>
unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff-<lb/>
Mei&#x017F;ter, oder der Ober-Mar&#x017F;chall, von einigen<lb/>
Ra&#x0364;then und Cavallieren begleitet, empfangen<lb/>
&#x017F;elbigen bey Aus&#x017F;teigen aus dem Wagen, oder<lb/>
auch nach <hi rendition="#aq">avenant</hi> an der unter&#x017F;ten Steigen,<lb/>
welche, wie auch die er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Anti-chambre</hi> oder<lb/>
Vor-Saal mit <hi rendition="#aq">Hallebardi</hi>ren und Schwei-<lb/>
tzern be&#x017F;etzet i&#x017F;t. Oben an der Stiegen em-<lb/>
pfa&#x0364;nget ihn der <hi rendition="#aq">Premier-Mini&#x017F;tre,</hi> er habe<lb/>
nun Nahmen wie er wolle (<hi rendition="#aq">v. gr.</hi> Ober&#x017F;ter<lb/>
Cammer-Herr, Ober&#x017F;ter Hoff-Mei&#x017F;ter, Ober-<lb/>
&#x017F;te Mar&#x017F;chall, Ober&#x017F;ter Stall-Mei&#x017F;ter) und<lb/>
fu&#x0364;hret ihn durch die <hi rendition="#aq">Anti-chambres,</hi> welche<lb/>
mit Hoff-Cavalliers angefu&#x0364;llet &#x017F;ind. Der<lb/>
Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat,<lb/>
o&#x0364;ffnet das Audientz-Zimmer, und der <hi rendition="#aq">Souve-<lb/>
raii</hi>ne gehet dem <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> biß an die<lb/>
Thu&#x0364;re entgegen, und &#x017F;chreitet einen Schritt<lb/>
u&#x0364;ber die Schwelle, empfa&#x0364;nget &#x017F;elbigen &#x017F;o<lb/>
dann &#x017F;tehend oder auch &#x017F;itzende, jedoch daß der<lb/><hi rendition="#aq">Souverai</hi>ne die Ober-Hand beha&#x0364;lt und be-<lb/>
decket i&#x017F;t, auch den <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> &#x017F;ich zu de-<lb/>
cken no&#x0364;thiget: und dafern die&#x017F;e No&#x0364;thigung in<lb/>
Verge&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;tellet werden &#x017F;olte, wu&#x0364;rde der<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> &#x017F;ich &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Characte</hi>rs und <hi rendition="#aq">Ju-<lb/>
ris tegendi</hi> wohl &#x017F;elb&#x017F;ten erinnern, und &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">umb</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0252] Europaͤiſches alleine derſelbige, in dem der Ambaſſadeur ſitzet, in den Baſſa-Cour: die Wache unter dem Schloß-Thore præſentiret das Gewehre unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff- Meiſter, oder der Ober-Marſchall, von einigen Raͤthen und Cavallieren begleitet, empfangen ſelbigen bey Ausſteigen aus dem Wagen, oder auch nach avenant an der unterſten Steigen, welche, wie auch die erſte Anti-chambre oder Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei- tzern beſetzet iſt. Oben an der Stiegen em- pfaͤnget ihn der Premier-Miniſtre, er habe nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberſter Cammer-Herr, Oberſter Hoff-Meiſter, Ober- ſte Marſchall, Oberſter Stall-Meiſter) und fuͤhret ihn durch die Anti-chambres, welche mit Hoff-Cavalliers angefuͤllet ſind. Der Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat, oͤffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve- raiine gehet dem Ambaſſadeur biß an die Thuͤre entgegen, und ſchreitet einen Schritt uͤber die Schwelle, empfaͤnget ſelbigen ſo dann ſtehend oder auch ſitzende, jedoch daß der Souveraine die Ober-Hand behaͤlt und be- decket iſt, auch den Ambaſſadeur ſich zu de- cken noͤthiget: und dafern dieſe Noͤthigung in Vergeſſen geſtellet werden ſolte, wuͤrde der Ambaſſadeur ſich ſeines Characters und Ju- ris tegendi wohl ſelbſten erinnern, und ſich umb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/252
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/252>, abgerufen am 22.11.2024.