neration bey fremden Nationen, weil derglei- chen äusserlicher splendeur eher in die Augen, als in den Verstand fält, und sonderlich die ge- meine Leute glaubend machet, ein dergleichen Ambassadeur, welcher sich magnifiquement und mit vielen Gold und Silber prangenden Li- vereen und Carossen etc. aufführet, sey aus einem Lande, in welchem das goldene Seculum befind- lich, gesendet.
§. 4.
Einige der Politicorum wollen zwar diese Magnificentz der Ambassadeurs nicht son- derlich approbiren, weil vielmahlen das AErari- um der Potentaten erschöpfft, und dadurch ver- ursachet wird, daß man nöthigere, und dem Etat dienlichere Expensen nicht herschiessen kan. Denn wenn sond erlich die Soldatesca, sagen sie, auf welchen doch meisten theils die Sicherheit und Reputation eines Etats beruhet, darumb Man- gel leiden soll, daß man nur desto ansehnlichere Ambassaden abschicken könne; so wäre es ein grosses Versehen der Staats-Klugheit, weil die necessitas defendendi dem Juri Legatos cum Charactere mittendi vorzuziehen: zu mahlen da man Ablegatos senden kan, welche einer so gros- sen Magnificentz und Depensen nicht benöthiget, dennoch aber die Affaires so wohl tractiren kön- ten als die Legati oder Ambassadeurs.
§. 5.
Gleichwie man aber diesen Einwurff ei- nem jeden, sonderlich aber denen Souverainen zu
über-
P 5
Hoff-Ceremoniel.
neration bey fremden Nationen, weil derglei- chen aͤuſſerlicher ſplendeur eher in die Augen, als in den Verſtand faͤlt, und ſonderlich die ge- meine Leute glaubend machet, ein dergleichen Ambaſſadeur, welcher ſich magnifiquement und mit vielen Gold und Silber prangenden Li- vereen und Caroſſen ꝛc. auffuͤhret, ſey aus einem Lande, in welchem das goldene Seculum befind- lich, geſendet.
§. 4.
Einige der Politicorum wollen zwar dieſe Magnificentz der Ambaſſadeurs nicht ſon- derlich approbiren, weil vielmahlen das Ærari- um der Potentaten erſchoͤpfft, und dadurch ver- urſachet wird, daß man noͤthigere, und dem Etat dienlichere Expenſen nicht herſchieſſen kan. Denn wenn ſond erlich die Soldateſca, ſagen ſie, auf welchen doch meiſten theils die Sicherheit und Reputation eines Etats beruhet, darumb Man- gel leiden ſoll, daß man nur deſto anſehnlichere Ambaſſaden abſchicken koͤnne; ſo waͤre es ein groſſes Verſehen der Staats-Klugheit, weil die neceſſitas defendendi dem Juri Legatos cum Charactere mittendi vorzuziehen: zu mahlen da man Ablegatos ſenden kan, welche einer ſo groſ- ſen Magnificentz und Depenſen nicht benoͤthiget, dennoch aber die Affaires ſo wohl tractiren koͤn- ten als die Legati oder Ambaſſadeurs.
§. 5.
Gleichwie man aber dieſen Einwurff ei- nem jeden, ſonderlich aber denen Souverainen zu
uͤber-
P 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0261"n="233"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#aq">nerati</hi>on bey fremden Nationen, weil derglei-<lb/>
chen aͤuſſerlicher <hirendition="#aq">ſplendeur</hi> eher in die Augen,<lb/>
als in den Verſtand faͤlt, und ſonderlich die ge-<lb/>
meine Leute glaubend machet, ein dergleichen<lb/><hirendition="#aq">Ambaſſadeur,</hi> welcher ſich <hirendition="#aq">magnifiquement</hi><lb/>
und mit vielen Gold und Silber prangenden Li-<lb/>
vereen und Caroſſen ꝛc. auffuͤhret, ſey aus einem<lb/>
Lande, in welchem das goldene <hirendition="#aq">Seculum</hi> befind-<lb/>
lich, geſendet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Einige der <hirendition="#aq">Politicorum</hi> wollen zwar<lb/>
dieſe <hirendition="#aq">Magnificen</hi>tz der <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs</hi> nicht ſon-<lb/>
derlich <hirendition="#aq">approbi</hi>ren, weil vielmahlen das <hirendition="#aq">Ærari-<lb/>
um</hi> der Potentaten erſchoͤpfft, und dadurch ver-<lb/>
urſachet wird, daß man noͤthigere, und dem <hirendition="#aq">Etat</hi><lb/>
dienlichere <hirendition="#aq">Expenſ</hi>en nicht herſchieſſen kan. Denn<lb/>
wenn ſond erlich die <hirendition="#aq">Soldateſca,</hi>ſagen ſie, auf<lb/>
welchen doch meiſten theils die Sicherheit und<lb/><hirendition="#aq">Reputati</hi>on eines <hirendition="#aq">Etats</hi> beruhet, darumb Man-<lb/>
gel leiden ſoll, daß man nur deſto anſehnlichere<lb/><hirendition="#aq">Ambaſſad</hi>en abſchicken koͤnne; ſo waͤre es ein<lb/>
groſſes Verſehen der Staats-Klugheit, weil die<lb/><hirendition="#aq">neceſſitas defendendi</hi> dem <hirendition="#aq">Juri Legatos cum<lb/>
Charactere mittendi</hi> vorzuziehen: zu mahlen da<lb/>
man <hirendition="#aq">Ablegatos</hi>ſenden kan, welche einer ſo groſ-<lb/>ſen <hirendition="#aq">Magnifice</hi>ntz und <hirendition="#aq">Depenſ</hi>en nicht benoͤthiget,<lb/>
dennoch aber die <hirendition="#aq">Affaires</hi>ſo wohl <hirendition="#aq">tracti</hi>ren koͤn-<lb/>
ten als die <hirendition="#aq">Legati</hi> oder <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 5.</head><p>Gleichwie man aber dieſen Einwurff ei-<lb/>
nem jeden, ſonderlich aber denen <hirendition="#aq">Souverain</hi>en zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[233/0261]
Hoff-Ceremoniel.
neration bey fremden Nationen, weil derglei-
chen aͤuſſerlicher ſplendeur eher in die Augen,
als in den Verſtand faͤlt, und ſonderlich die ge-
meine Leute glaubend machet, ein dergleichen
Ambaſſadeur, welcher ſich magnifiquement
und mit vielen Gold und Silber prangenden Li-
vereen und Caroſſen ꝛc. auffuͤhret, ſey aus einem
Lande, in welchem das goldene Seculum befind-
lich, geſendet.
§. 4. Einige der Politicorum wollen zwar
dieſe Magnificentz der Ambaſſadeurs nicht ſon-
derlich approbiren, weil vielmahlen das Ærari-
um der Potentaten erſchoͤpfft, und dadurch ver-
urſachet wird, daß man noͤthigere, und dem Etat
dienlichere Expenſen nicht herſchieſſen kan. Denn
wenn ſond erlich die Soldateſca, ſagen ſie, auf
welchen doch meiſten theils die Sicherheit und
Reputation eines Etats beruhet, darumb Man-
gel leiden ſoll, daß man nur deſto anſehnlichere
Ambaſſaden abſchicken koͤnne; ſo waͤre es ein
groſſes Verſehen der Staats-Klugheit, weil die
neceſſitas defendendi dem Juri Legatos cum
Charactere mittendi vorzuziehen: zu mahlen da
man Ablegatos ſenden kan, welche einer ſo groſ-
ſen Magnificentz und Depenſen nicht benoͤthiget,
dennoch aber die Affaires ſo wohl tractiren koͤn-
ten als die Legati oder Ambaſſadeurs.
§. 5. Gleichwie man aber dieſen Einwurff ei-
nem jeden, ſonderlich aber denen Souverainen zu
uͤber-
P 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/261>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.