Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. ein so hoch Characterisirter Minister, sich in allenStücken von Leuten minderer Condition zu di- stingviren hat, so schicket es sich nicht, daß er bey geschlossener Tafel, und in obscuro speise, son- dern er muß liberal seyn, und publique Tafel halten, und entweder Personen seines gleichen, oder doch solche die er seines Tisches würdig ach- tet, mit sich zu Tische sitzen lassen. §. 16. Man findet demnach bey jedem Am- 1. Die erste für des Herren Ambassadeurs einige und eigene Personen und seine Familie, daran sich niemand setzen darff, als den er dazu ein- ladet. Tractiret ein Ambassadeur einen seines gleichen, so wird niemand von seinen Domestiquen dazu gelassen, ausser dem Ca- vallier welcher die Tafel mit vorlegen bedie- net, welcher doch meistens stehet, und wenig sitzet. Wenn aber kein anderer Ambassadeur an seiner Tafel, sondern er nur mit Personen minderer Condition speiset, so pfleget er auch einigen seiner Domestiquen, wenn sie sonder- lich von einem bel Esprit, auch wohl anderen fremden Cavalliers, Krieges-Officiers, und Gelehrten die Gnade zu thun, und sie an seinen Tisch sitzen zu lassen. 2. Die andere ist für die Cavalliers, welche we- nigstens Adelichen zuweilen Herren- und auch wohl Gräfl. Standes sind. Diese ist auch gar
Hoff-Ceremoniel. ein ſo hoch Characteriſirter Miniſter, ſich in allenStuͤcken von Leuten minderer Condition zu di- ſtingviren hat, ſo ſchicket es ſich nicht, daß er bey geſchloſſener Tafel, und in obſcuro ſpeiſe, ſon- dern er muß liberal ſeyn, und publique Tafel halten, und entweder Perſonen ſeines gleichen, oder doch ſolche die er ſeines Tiſches wuͤrdig ach- tet, mit ſich zu Tiſche ſitzen laſſen. §. 16. Man findet demnach bey jedem Am- 1. Die erſte fuͤr des Herren Ambaſſadeurs einige und eigene Perſonen und ſeine Familie, daran ſich niemand ſetzen darff, als den er dazu ein- ladet. Tractiret ein Ambaſſadeur einen ſeines gleichen, ſo wird niemand von ſeinen Domeſtiquen dazu gelaſſen, auſſer dem Ca- vallier welcher die Tafel mit vorlegen bedie- net, welcher doch meiſtens ſtehet, und wenig ſitzet. Wenn aber kein anderer Ambaſſadeur an ſeiner Tafel, ſondern er nur mit Perſonen minderer Condition ſpeiſet, ſo pfleget er auch einigen ſeiner Domeſtiquen, wenn ſie ſonder- lich von einem bel Eſprit, auch wohl anderen fremden Cavalliers, Krieges-Officiers, und Gelehrten die Gnade zu thun, und ſie an ſeinen Tiſch ſitzen zu laſſen. 2. Die andere iſt fuͤr die Cavalliers, welche we- nigſtens Adelichen zuweilen Herren- und auch wohl Graͤfl. Standes ſind. Dieſe iſt auch gar
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Hoff-Ceremoniel.
ein ſo hoch Characteriſirter Miniſter, ſich in allen
Stuͤcken von Leuten minderer Condition zu di-
ſtingviren hat, ſo ſchicket es ſich nicht, daß er bey
geſchloſſener Tafel, und in obſcuro ſpeiſe, ſon-
dern er muß liberal ſeyn, und publique Tafel
halten, und entweder Perſonen ſeines gleichen,
oder doch ſolche die er ſeines Tiſches wuͤrdig ach-
tet, mit ſich zu Tiſche ſitzen laſſen.
§. 16. Man findet demnach bey jedem Am-
baſſadeur meiſtens fuͤnfferley Tafeln, darunter
1. Die erſte fuͤr des Herren Ambaſſadeurs einige
und eigene Perſonen und ſeine Familie, daran
ſich niemand ſetzen darff, als den er dazu ein-
ladet. Tractiret ein Ambaſſadeur einen
ſeines gleichen, ſo wird niemand von ſeinen
Domeſtiquen dazu gelaſſen, auſſer dem Ca-
vallier welcher die Tafel mit vorlegen bedie-
net, welcher doch meiſtens ſtehet, und wenig
ſitzet. Wenn aber kein anderer Ambaſſadeur
an ſeiner Tafel, ſondern er nur mit Perſonen
minderer Condition ſpeiſet, ſo pfleget er auch
einigen ſeiner Domeſtiquen, wenn ſie ſonder-
lich von einem bel Eſprit, auch wohl anderen
fremden Cavalliers, Krieges-Officiers, und
Gelehrten die Gnade zu thun, und ſie an ſeinen
Tiſch ſitzen zu laſſen.
2. Die andere iſt fuͤr die Cavalliers, welche we-
nigſtens Adelichen zuweilen Herren- und auch
wohl Graͤfl. Standes ſind. Dieſe iſt auch
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