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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
ferentien nicht allzu lange trainiret werden
dürfen.
2. Die Posten aus denen Ländern, welche in dem
Frieden-Schluß interessiret, nach dem Platz,
wo der Friede soll geschlossen werden, wohl re-
guli
ret sind, oder doch wenigstens gar leichte
reguliret werden könten. Denn weil die Cor-
respondence
eines Plenipotentiarii zum
Frieden, eine seiner Haupt-Occupationen,
muß er allemahl Gelegenheit finden, dem Hofe,
von welchem er dependiret, daß Nöthige ohne
Zeit-Verlust zu hinterbringen, quia pericu-
lum in mora esse potest.
3. Die Lebens-Mittel so wohl in Abundantz
als auch für einen raisonablen Preiß zu haben:
damit die Jnwohner, welche etwan schlechten
Vermögens, auch ihr Auskommen bey der
Menge so vieler frembden und viel consumi-
ren
den Personen finden können. Dannenhero
auch gemeiniglich die Obrigkeit des Ortes, in
welchem die Conferentz gehalten wird, ein
reglement wegen des Preißes der vivres zu
machen pfleget. Weil auch ein Glaß Wein,
und zwar guter, die Tafel zieret, und der Men-
schen Hertz erfreuet, auch nicht selten ein Erfor-
scher der Menschlichen Hertzen ist: anbey aber
auch eines der kostbahrsten Tractementen; so
geschiehet es nicht selten, daß die Herren Pleni-
potentiarii,
sonderlich aber diejenigen, derer
hohe
Hoff-Ceremoniel.
ferentien nicht allzu lange trainiret werden
duͤrfen.
2. Die Poſten aus denen Laͤndern, welche in dem
Frieden-Schluß intereſſiret, nach dem Platz,
wo der Friede ſoll geſchloſſen werden, wohl re-
guli
ret ſind, oder doch wenigſtens gar leichte
reguliret werden koͤnten. Denn weil die Cor-
reſpondence
eines Plenipotentiarii zum
Frieden, eine ſeiner Haupt-Occupationen,
muß er allemahl Gelegenheit finden, dem Hofe,
von welchem er dependiret, daß Noͤthige ohne
Zeit-Verluſt zu hinterbringen, quia pericu-
lum in mora eſſe poteſt.
3. Die Lebens-Mittel ſo wohl in Abundantz
als auch fuͤr einen raiſonablen Preiß zu haben:
damit die Jnwohner, welche etwan ſchlechten
Vermoͤgens, auch ihr Auskommen bey der
Menge ſo vieler frembden und viel conſumi-
ren
den Perſonen finden koͤnnen. Dannenhero
auch gemeiniglich die Obrigkeit des Ortes, in
welchem die Conferentz gehalten wird, ein
reglement wegen des Preißes der vivres zu
machen pfleget. Weil auch ein Glaß Wein,
und zwar guter, die Tafel zieret, und der Men-
ſchen Hertz erfreuet, auch nicht ſelten ein Erfor-
ſcher der Menſchlichen Hertzen iſt: anbey aber
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[303/0331] Hoff-Ceremoniel. ferentien nicht allzu lange trainiret werden duͤrfen. 2. Die Poſten aus denen Laͤndern, welche in dem Frieden-Schluß intereſſiret, nach dem Platz, wo der Friede ſoll geſchloſſen werden, wohl re- guliret ſind, oder doch wenigſtens gar leichte reguliret werden koͤnten. Denn weil die Cor- reſpondence eines Plenipotentiarii zum Frieden, eine ſeiner Haupt-Occupationen, muß er allemahl Gelegenheit finden, dem Hofe, von welchem er dependiret, daß Noͤthige ohne Zeit-Verluſt zu hinterbringen, quia pericu- lum in mora eſſe poteſt. 3. Die Lebens-Mittel ſo wohl in Abundantz als auch fuͤr einen raiſonablen Preiß zu haben: damit die Jnwohner, welche etwan ſchlechten Vermoͤgens, auch ihr Auskommen bey der Menge ſo vieler frembden und viel conſumi- renden Perſonen finden koͤnnen. Dannenhero auch gemeiniglich die Obrigkeit des Ortes, in welchem die Conferentz gehalten wird, ein reglement wegen des Preißes der vivres zu machen pfleget. Weil auch ein Glaß Wein, und zwar guter, die Tafel zieret, und der Men- ſchen Hertz erfreuet, auch nicht ſelten ein Erfor- ſcher der Menſchlichen Hertzen iſt: anbey aber auch eines der koſtbahrſten Tractementen; ſo geſchiehet es nicht ſelten, daß die Herren Pleni- potentiarii, ſonderlich aber diejenigen, derer hohe

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/331>, abgerufen am 24.11.2024.