gion frey und zwar publiquement treiben könne. Und man kan glauben, daß dieses Re- quisitum eines der schweresten Besorgungen, welche man bey Choisirung eines zum Frie- dens-Congreß auszuwehlenden Ortes ha- ben muß; sonderlich aber ist hierauf grosse und besondere Reflexion zu machen, wenn der Pabst durch einen Nuntium, entweder als Mediator, oder auch als pars litigans con- curriret: und man wird finden, daß in denen oben genenneten, ja auch in dem letzteren zu Ut- recht gehaltenen Friedens-Congressen hierauf gar sehr reflectiret worden. Jn dem so ge- nanten Westphälischen Frieden, war die Di- screpantz der Religion eine der Haupt-Ursa- chen mit, daß man zwey Städte, nemlich Mün- ster und Oßnabrüg zu der Friedens-Confe- rentz erkiesete: weil in dem ersteren Orte die der Catholischen Religion zugethane; in dem an- dern aber die Verwandten der Augspurgischen Confeßion, ihr Exercitium Religionis liber- rime haben kunten. Bey dem Pyrenäi- schen Frieden hatte es dieser Praecaution nicht von nöthen, weil Franckreich und Spanien beyde Catholisch. Jn dem Ackischen auch nicht, weil die Haupt-Interessenten, Spanien und Franckreich, Chatholischer Religion wa- ren: und obgleich die Holländer und einige an- dere Acatholici bey selbigem concurrireten;
so
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Hoff-Ceremoniel.
gion frey und zwar publiquement treiben koͤnne. Und man kan glauben, daß dieſes Re- quiſitum eines der ſchwereſten Beſorgungen, welche man bey Choiſirung eines zum Frie- dens-Congreß auszuwehlenden Ortes ha- ben muß; ſonderlich aber iſt hierauf groſſe und beſondere Reflexion zu machen, wenn der Pabſt durch einen Nuntium, entweder als Mediator, oder auch als pars litigans con- curriret: und man wird finden, daß in denen oben genenneten, ja auch in dem letzteren zu Ut- recht gehaltenen Friedens-Congreſſen hierauf gar ſehr reflectiret worden. Jn dem ſo ge- nanten Weſtphaͤliſchen Frieden, war die Di- ſcrepantz der Religion eine der Haupt-Urſa- chen mit, daß man zwey Staͤdte, nemlich Muͤn- ſter und Oßnabruͤg zu der Friedens-Confe- rentz erkieſete: weil in dem erſteren Orte die der Catholiſchen Religion zugethane; in dem an- dern aber die Verwandten der Augſpurgiſchen Confeßion, ihr Exercitium Religionis liber- rime haben kunten. Bey dem Pyrenaͤi- ſchen Frieden hatte es dieſer Præcaution nicht von noͤthen, weil Franckreich und Spanien beyde Catholiſch. Jn dem Ackiſchen auch nicht, weil die Haupt-Intereſſenten, Spanien und Franckreich, Chatholiſcher Religion wa- ren: und obgleich die Hollaͤnder und einige an- dere Acatholici bey ſelbigem concurrireten;
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Hoff-Ceremoniel.
gion frey und zwar publiquement treiben
koͤnne. Und man kan glauben, daß dieſes Re-
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welche man bey Choiſirung eines zum Frie-
dens-Congreß auszuwehlenden Ortes ha-
ben muß; ſonderlich aber iſt hierauf groſſe und
beſondere Reflexion zu machen, wenn der
Pabſt durch einen Nuntium, entweder als
Mediator, oder auch als pars litigans con-
curriret: und man wird finden, daß in denen
oben genenneten, ja auch in dem letzteren zu Ut-
recht gehaltenen Friedens-Congreſſen hierauf
gar ſehr reflectiret worden. Jn dem ſo ge-
nanten Weſtphaͤliſchen Frieden, war die Di-
ſcrepantz der Religion eine der Haupt-Urſa-
chen mit, daß man zwey Staͤdte, nemlich Muͤn-
ſter und Oßnabruͤg zu der Friedens-Confe-
rentz erkieſete: weil in dem erſteren Orte die der
Catholiſchen Religion zugethane; in dem an-
dern aber die Verwandten der Augſpurgiſchen
Confeßion, ihr Exercitium Religionis liber-
rime haben kunten. Bey dem Pyrenaͤi-
ſchen Frieden hatte es dieſer Præcaution nicht
von noͤthen, weil Franckreich und Spanien
beyde Catholiſch. Jn dem Ackiſchen auch
nicht, weil die Haupt-Intereſſenten, Spanien
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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