auf ein Frieden wiederumb ob causas mere politicas zu schliessen wäre; so kan der Pabst so dann, nicht nur von seinen Glau- bensgenossen, sondern auch so gar von de- nen Un-Catholischen Potentaten, Fürsten und Republiqven gar wohl angenommen werden; zwar nicht tanquam summus Pontifex, sondern als ein Souverainer Herr, der alle Jura Majestatica besitzet, und mit welchem nicht nur die Christen dif- ferenter Religion, sondern auch so gar die Ungläubigen ex Jure gentium, wozu die Friedens-Schlüsse zu rechnen, conversiren und tractiren können; und ist der Niemä- gische und unterschiedene andere Verträge, v. gr. der Vervinische, Zeugnüß genug, daß die Acatholici dem Pabst die Con- Mediation und Sequestration anver- trauet. Ja wenn man ohne alle Passion, wie es denn billich seyn soll, von der Media- tion des Pabstes etwas politice statuiren will, so muß man bekennen, das der Pabst einer der geschicktesten Fürsten in Europa, welcher dieses Officium übernehmen kön- ne; Denn einmahl fehlet es ihme, als mei- stentheils alten und erfahrnem Herrn, nicht an Politischen Wissenschafften, oder an dem rechten Käntnüß des wahren Inte- resse eines Etats im Christenthumb: worzu
die
Europaͤiſches
auf ein Frieden wiederumb ob cauſas mere politicas zu ſchlieſſen waͤre; ſo kan der Pabſt ſo dann, nicht nur von ſeinen Glau- bensgenoſſen, ſondern auch ſo gar von de- nen Un-Catholiſchen Potentaten, Fuͤrſten und Republiqven gar wohl angenommen werden; zwar nicht tanquam ſummus Pontifex, ſondern als ein Souverainer Herr, der alle Jura Majeſtatica beſitzet, und mit welchem nicht nur die Chriſten dif- ferenter Religion, ſondern auch ſo gar die Unglaͤubigen ex Jure gentium, wozu die Friedens-Schluͤſſe zu rechnen, converſiren und tractiren koͤnnen; und iſt der Niemaͤ- giſche und unterſchiedene andere Vertraͤge, v. gr. der Verviniſche, Zeugnuͤß genug, daß die Acatholici dem Pabſt die Con- Mediation und Sequeſtration anver- trauet. Ja wenn man ohne alle Pasſion, wie es denn billich ſeyn ſoll, von der Media- tion des Pabſtes etwas politice ſtatuiren will, ſo muß man bekennen, das der Pabſt einer der geſchickteſten Fuͤrſten in Europa, welcher dieſes Officium uͤbernehmen koͤn- ne; Denn einmahl fehlet es ihme, als mei- ſtentheils alten und erfahrnem Herrn, nicht an Politiſchen Wiſſenſchafften, oder an dem rechten Kaͤntnuͤß des wahren Inte- reſſe eines Etats im Chriſtenthumb: worzu
die
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Europaͤiſches
auf ein Frieden wiederumb ob cauſas mere
politicas zu ſchlieſſen waͤre; ſo kan der
Pabſt ſo dann, nicht nur von ſeinen Glau-
bensgenoſſen, ſondern auch ſo gar von de-
nen Un-Catholiſchen Potentaten, Fuͤrſten
und Republiqven gar wohl angenommen
werden; zwar nicht tanquam ſummus
Pontifex, ſondern als ein Souverainer
Herr, der alle Jura Majeſtatica beſitzet,
und mit welchem nicht nur die Chriſten dif-
ferenter Religion, ſondern auch ſo gar die
Unglaͤubigen ex Jure gentium, wozu die
Friedens-Schluͤſſe zu rechnen, converſiren
und tractiren koͤnnen; und iſt der Niemaͤ-
giſche und unterſchiedene andere Vertraͤge,
v. gr. der Verviniſche, Zeugnuͤß genug,
daß die Acatholici dem Pabſt die Con-
Mediation und Sequeſtration anver-
trauet. Ja wenn man ohne alle Pasſion,
wie es denn billich ſeyn ſoll, von der Media-
tion des Pabſtes etwas politice ſtatuiren
will, ſo muß man bekennen, das der Pabſt
einer der geſchickteſten Fuͤrſten in Europa,
welcher dieſes Officium uͤbernehmen koͤn-
ne; Denn einmahl fehlet es ihme, als mei-
ſtentheils alten und erfahrnem Herrn, nicht
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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