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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
ctive Churfürstenthumb Böhmen üblich war.
Warumb man aber die Churfürstlichen Kinder
nicht auch angewiesen die Frantzösische Sprache
zu erlernen, könte vielleicht einem bedencklich fal-
len; weil doch bekandt, daß noch zu denen Zeiten
als die güldene Bulla verfertiget worden, ein gros-
ser Theil Gallien dem Röm. Reich unterwürffig
gewesen, und der Churfürst von Trier das hohe
Amt eines Cantzlers über Gallien und das Re-
gnum Arelatense
verwaltet, wozu Provence
Dauphine, la Bresse, Savoyen, und das meiste
was zwischen Jtalien und der Rhone lieget, gerech-
net worden. Es sind aber, meinem Erachten
nach zweyerley Ursachen, daß man damahlen
dem Chur-Printzen, die heut zu Tage so geläufige,
und in gantz Europa gebräuchliche Frantzösische
Sprache zu lernen, nicht injungiret.

1. Weil zu den Zeiten der güldenen Bulla, die
Gallier selbst in ihren publiquen Verrich-
tungen und Schrifften, nicht ihre Land-
Sprache, sondern die Lateinische gebrau-
chet: welche bey ihnen auch biß An. 1539.
in usu
geblieben, zu welcher Zeit Fran-
ciscus I.
durch ein Edict befohlen, daß
alle Acta publica in der Frantzösischen
Sprache abgefasset werden solten.
2. Weil man in der A. B. durch das Wort
Gallien nicht gantz Franckreich, sondern nur
Galliam Belgicam, welches ein Strich
Lan-

Europaͤiſches
ctive Churfuͤrſtenthumb Boͤhmen uͤblich war.
Warumb man aber die Churfuͤrſtlichen Kinder
nicht auch angewieſen die Frantzoͤſiſche Sprache
zu erlernen, koͤnte vielleicht einem bedencklich fal-
len; weil doch bekandt, daß noch zu denen Zeiten
als die guͤldene Bulla verfertiget worden, ein groſ-
ſer Theil Gallien dem Roͤm. Reich unterwuͤrffig
geweſen, und der Churfuͤrſt von Trier das hohe
Amt eines Cantzlers uͤber Gallien und das Re-
gnum Arelatenſe
verwaltet, wozu Provence
Dauphine, la Breſſe, Savoyen, und das meiſte
was zwiſchen Jtalien und der Rhone lieget, gerech-
net worden. Es ſind aber, meinem Erachten
nach zweyerley Urſachen, daß man damahlen
dem Chur-Printzen, die heut zu Tage ſo gelaͤufige,
und in gantz Europa gebraͤuchliche Frantzoͤſiſche
Sprache zu lernen, nicht injungiret.

1. Weil zu den Zeiten der guͤldenen Bulla, die
Gallier ſelbſt in ihren publiquen Verrich-
tungen und Schrifften, nicht ihre Land-
Sprache, ſondern die Lateiniſche gebrau-
chet: welche bey ihnen auch biß An. 1539.
in uſu
geblieben, zu welcher Zeit Fran-
ciſcus I.
durch ein Edict befohlen, daß
alle Acta publica in der Frantzoͤſiſchen
Sprache abgefaſſet werden ſolten.
2. Weil man in der A. B. durch das Wort
Gallien nicht gantz Franckreich, ſondern nur
Galliam Belgicam, welches ein Strich
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[348/0376] Europaͤiſches ctive Churfuͤrſtenthumb Boͤhmen uͤblich war. Warumb man aber die Churfuͤrſtlichen Kinder nicht auch angewieſen die Frantzoͤſiſche Sprache zu erlernen, koͤnte vielleicht einem bedencklich fal- len; weil doch bekandt, daß noch zu denen Zeiten als die guͤldene Bulla verfertiget worden, ein groſ- ſer Theil Gallien dem Roͤm. Reich unterwuͤrffig geweſen, und der Churfuͤrſt von Trier das hohe Amt eines Cantzlers uͤber Gallien und das Re- gnum Arelatenſe verwaltet, wozu Provence Dauphine, la Breſſe, Savoyen, und das meiſte was zwiſchen Jtalien und der Rhone lieget, gerech- net worden. Es ſind aber, meinem Erachten nach zweyerley Urſachen, daß man damahlen dem Chur-Printzen, die heut zu Tage ſo gelaͤufige, und in gantz Europa gebraͤuchliche Frantzoͤſiſche Sprache zu lernen, nicht injungiret. 1. Weil zu den Zeiten der guͤldenen Bulla, die Gallier ſelbſt in ihren publiquen Verrich- tungen und Schrifften, nicht ihre Land- Sprache, ſondern die Lateiniſche gebrau- chet: welche bey ihnen auch biß An. 1539. in uſu geblieben, zu welcher Zeit Fran- ciſcus I. durch ein Edict befohlen, daß alle Acta publica in der Frantzoͤſiſchen Sprache abgefaſſet werden ſolten. 2. Weil man in der A. B. durch das Wort Gallien nicht gantz Franckreich, ſondern nur Galliam Belgicam, welches ein Strich Lan-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/376>, abgerufen am 24.11.2024.