Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches Praejudicium von Franckreich, massen es hierwohl mit Recht heissen kan: Quod duo cum fa- ciantidem, non sit idem. Der Kayser ist das Haupt und Herr des Röm. Reichs, dessen Glie- der und Vasallen alle Churfürsten und Fürsten sind. Demnach nun Kayserl. Maj. mit diesem, ob gleich mächtigen und hohen Vasallen, sonderlich in Conferentien welche binnen den Gräntzen des Röm. Reichs geschehen, nicht anders als mit sei- nen Statibus negotiren kan: welchen er nicht so viel Ehre zu erweisen, und ein so grosses Ceremo- niel zu geben schuldig, als andere Majestäten, welche den Churfürsten nichts zu befehlen haben, sondern derer Brüder worden sind; so waren auch in diesem Friedens-Negotio die Kayserl. Hn. Gesandten die ersteren, welche sich denen Chur- fürstl. den Titul Excellentz zu geben weigerten, allegirende: daß man auf dem Reichs-Tage zu Regenspurg die Churfürstl. Abgeordneten mit sel- bigem Titul nicht beehre; Aber es thaten die Fran- tzösischen, und folgends auch die Spanischen es den Kayserl. nach: und damit die Churfürstl. sich über dieser verweigerten Titulatur nicht etwan zu hoch beschweren möchten, so wurde der Titul Excellentz auch den Gesandten den freyen Re- publiquen refusiret. Die Sache gieng noch weiter, denn es waren auch so gar die Staatischen Ge- sandten von dem Printzen von Oranien instrui- ret, sich an den Venetianischen zu halten, und sich nach
Europaͤiſches Præjudicium von Franckreich, maſſen es hierwohl mit Recht heiſſen kan: Quod duo cum fa- ciantidem, non ſit idem. Der Kayſer iſt das Haupt und Herr des Roͤm. Reichs, deſſen Glie- der und Vaſallen alle Churfuͤrſten und Fuͤrſten ſind. Demnach nun Kayſerl. Maj. mit dieſem, ob gleich maͤchtigen und hohen Vaſallen, ſonderlich in Conferentien welche binnen den Graͤntzen des Roͤm. Reichs geſchehen, nicht anders als mit ſei- nen Statibus negotiren kan: welchen er nicht ſo viel Ehre zu erweiſen, und ein ſo groſſes Ceremo- niel zu geben ſchuldig, als andere Majeſtaͤten, welche den Churfuͤrſten nichts zu befehlen haben, ſondern derer Bruͤder worden ſind; ſo waren auch in dieſem Friedens-Negotio die Kayſerl. Hn. Geſandten die erſteren, welche ſich denen Chur- fuͤrſtl. den Titul Excellentz zu geben weigerten, allegirende: daß man auf dem Reichs-Tage zu Regenſpurg die Churfuͤrſtl. Abgeordneten mit ſel- bigem Titul nicht beehre; Aber es thaten die Fran- tzoͤſiſchen, und folgends auch die Spaniſchen es den Kayſerl. nach: und damit die Churfuͤrſtl. ſich uͤber dieſer verweigerten Titulatur nicht etwan zu hoch beſchweren moͤchten, ſo wurde der Titul Excellentz auch den Geſandten den freyen Re- publiquẽ refuſiret. Die Sache gieng noch weiter, denn es waren auch ſo gar die Staatiſchen Ge- ſandten von dem Printzen von Oranien inſtrui- ret, ſich an den Venetianiſchen zu halten, und ſich nach
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Europaͤiſches
Præjudicium von Franckreich, maſſen es hier
wohl mit Recht heiſſen kan: Quod duo cum fa-
ciantidem, non ſit idem. Der Kayſer iſt das
Haupt und Herr des Roͤm. Reichs, deſſen Glie-
der und Vaſallen alle Churfuͤrſten und Fuͤrſten
ſind. Demnach nun Kayſerl. Maj. mit dieſem, ob
gleich maͤchtigen und hohen Vaſallen, ſonderlich
in Conferentien welche binnen den Graͤntzen des
Roͤm. Reichs geſchehen, nicht anders als mit ſei-
nen Statibus negotiren kan: welchen er nicht ſo
viel Ehre zu erweiſen, und ein ſo groſſes Ceremo-
niel zu geben ſchuldig, als andere Majeſtaͤten,
welche den Churfuͤrſten nichts zu befehlen haben,
ſondern derer Bruͤder worden ſind; ſo waren
auch in dieſem Friedens-Negotio die Kayſerl. Hn.
Geſandten die erſteren, welche ſich denen Chur-
fuͤrſtl. den Titul Excellentz zu geben weigerten,
allegirende: daß man auf dem Reichs-Tage zu
Regenſpurg die Churfuͤrſtl. Abgeordneten mit ſel-
bigem Titul nicht beehre; Aber es thaten die Fran-
tzoͤſiſchen, und folgends auch die Spaniſchen es
den Kayſerl. nach: und damit die Churfuͤrſtl. ſich
uͤber dieſer verweigerten Titulatur nicht etwan
zu hoch beſchweren moͤchten, ſo wurde der Titul
Excellentz auch den Geſandten den freyen Re-
publiquẽ refuſiret. Die Sache gieng noch weiter,
denn es waren auch ſo gar die Staatiſchen Ge-
ſandten von dem Printzen von Oranien inſtrui-
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