Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. men war, nach Lion: allwo er auch den 2. Decem-ber arrivirete. Der Savoyische Hoff kunte, oder solte wenigstens ihn nicht kennen, noch gegen- wärtig zu seyn wissen, und war er und sein An- bringen niemanden als dem Könige, der Königl. Frau Mutter, dem Cardinal, und Etats-Minister Lionne bekandt. Seine Verrichtung aber bestun- de darinnen, den König und Cardinal zu ver- sichern, daß sein König eine auffrichtige Neigung zu einem beständigen Frieden trüge; und damit selbiger desto fester und länger dauren möchte, so wolte er die Infantin seine Tochter dem Ludovi- co, jedoch nur unter der eintzigen Bedingung zu einer Braut versprochen haben: daß Pimentel die Versicherung davon thun, der Cardinal aber die Ehre haben solte, bey bevorstehendem Frieden das Werck in völlige Richtigkeit zu setzen. Welche Proposition dem Könige, dessen Frau Mutter und dem Cardinal, überaus angenehm war; wobey aber gleichwohl der Kummer vorfiel, auf was für eine Art man die Hertzogin von Savoyen, und dero älteste Princeßin, befriedigen möchte. Diese Be- friedigung aber war gar schlecht, massen sich der König in Franckreich gegen die Hertzogin von Savoyen und derer ältesten Princeßin, in diesen Terminis erklärete: daß die Inclination, welche er zu der Princeßin Margaretha trüge, vor dieses mahl, nachdem gute Friedens-Post durch den Pimentel aus Spanien kommen wäre, nicht mehr C c 3
Hoff-Ceremoniel. men war, nach Lion: allwo er auch den 2. Decem-ber arrivirete. Der Savoyiſche Hoff kunte, oder ſolte wenigſtens ihn nicht kennen, noch gegen- waͤrtig zu ſeyn wiſſen, und war er und ſein An- bringen niemanden als dem Koͤnige, der Koͤnigl. Frau Mutter, dem Cardinal, und Etats-Miniſter Lionne bekandt. Seine Verrichtung aber beſtun- de darinnen, den Koͤnig und Cardinal zu ver- ſichern, daß ſein Koͤnig eine auffrichtige Neigung zu einem beſtaͤndigen Frieden truͤge; und damit ſelbiger deſto feſter und laͤnger dauren moͤchte, ſo wolte er die Infantin ſeine Tochter dem Ludovi- co, jedoch nur unter der eintzigen Bedingung zu einer Braut verſprochen haben: daß Pimentel die Verſicherung davon thun, der Cardinal aber die Ehre haben ſolte, bey bevorſtehendem Frieden das Werck in voͤllige Richtigkeit zu ſetzen. Welche Propoſition dem Koͤnige, deſſen Frau Mutter und dem Caꝛdinal, uͤbeꝛaus angenehm war; wobey aber gleichwohl der Kummer vorfiel, auf was fuͤr eine Art man die Hertzogin von Savoyen, und dero aͤlteſte Princeßin, befriedigen moͤchte. Dieſe Be- friedigung aber war gar ſchlecht, maſſen ſich der Koͤnig in Franckreich gegen die Hertzogin von Savoyen und derer aͤlteſten Princeßin, in dieſen Terminis erklaͤrete: daß die Inclination, welche er zu der Princeßin Margaretha truͤge, vor dieſes mahl, nachdem gute Friedens-Poſt durch den Pimentel aus Spanien kommen waͤre, nicht mehr C c 3
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Hoff-Ceremoniel.
men war, nach Lion: allwo er auch den 2. Decem-
ber arrivirete. Der Savoyiſche Hoff kunte,
oder ſolte wenigſtens ihn nicht kennen, noch gegen-
waͤrtig zu ſeyn wiſſen, und war er und ſein An-
bringen niemanden als dem Koͤnige, der Koͤnigl.
Frau Mutter, dem Cardinal, und Etats-Miniſter
Lionne bekandt. Seine Verrichtung aber beſtun-
de darinnen, den Koͤnig und Cardinal zu ver-
ſichern, daß ſein Koͤnig eine auffrichtige Neigung
zu einem beſtaͤndigen Frieden truͤge; und damit
ſelbiger deſto feſter und laͤnger dauren moͤchte, ſo
wolte er die Infantin ſeine Tochter dem Ludovi-
co, jedoch nur unter der eintzigen Bedingung zu
einer Braut verſprochen haben: daß Pimentel
die Verſicherung davon thun, der Cardinal aber
die Ehre haben ſolte, bey bevorſtehendem Frieden
das Werck in voͤllige Richtigkeit zu ſetzen. Welche
Propoſition dem Koͤnige, deſſen Frau Mutter und
dem Caꝛdinal, uͤbeꝛaus angenehm war; wobey aber
gleichwohl der Kummer vorfiel, auf was fuͤr eine
Art man die Hertzogin von Savoyen, und dero
aͤlteſte Princeßin, befriedigen moͤchte. Dieſe Be-
friedigung aber war gar ſchlecht, maſſen ſich der
Koͤnig in Franckreich gegen die Hertzogin von
Savoyen und derer aͤlteſten Princeßin, in dieſen
Terminis erklaͤrete: daß die Inclination, welche
er zu der Princeßin Margaretha truͤge, vor dieſes
mahl, nachdem gute Friedens-Poſt durch den
Pimentel aus Spanien kommen waͤre, nicht
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