Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches nischen Cavalliers ein so genentes Ambigu, nem-lich Confituren mit eingeschobenen Speisen, an- praesentiren. Die Tafel war auf fünff und zwan- tzig Personen und dabey sehr magnific angerich- tet, bey welcher sich die Spanier sehr wohl befun- den und lustig macheten. Jn der darauf folgen- den dritten Conferentz gaben die Spanier denen Frantzosen Revange, und setzeten denen Frantzo- sen in grossen silbernen ziehrl. vergoldeten Schüs- seln kostbahre Confituren, aber keine Speisen vor: die Freundschafft wurde dieses mahl unter beyden Nationen dermassen groß, daß bey nahe eine Confusion entstanden, und das Sprichwort, Amor vinumque nihil moderabile suadent, mit einem solennen Exempel wäre bestätiget wor- den; dannenher sich die zwey Minister, umb aller Di- sordre vorzubeugen, genöthiget funden, zwey Gar- des Frantzosen an das Thor des Apartement des Don Louis de Haro, u. wiederumb zwey Gardes Spanier an das Thor des Cardinals zu postiren: damit jene die Frantzosen, diese die Spanier, wenn eine oder die andere Partie in ein fremdes Qvar- tier eindringen wolte, abhielten: und niemanden als den Personen von Consideration frey stünde, sich nach Belieben aus einem Qvartier in das an- dere zu begeben, und sich zu divertiren. Der Cardinal rühmete, daß diese Collations einen gu- ten Effect nach sich zögen, und daß dieses was Reel mit demjenigen was superficiel, angenehm ver-
Europaͤiſches niſchen Cavalliers ein ſo genentes Ambigu, nem-lich Confituren mit eingeſchobenen Speiſen, an- præſentiren. Die Tafel war auf fuͤnff und zwan- tzig Perſonen und dabey ſehr magnific angerich- tet, bey welcher ſich die Spanier ſehr wohl befun- den und luſtig macheten. Jn der darauf folgen- den dritten Conferentz gaben die Spanier denen Frantzoſen Revange, und ſetzeten denen Frantzo- ſen in groſſen ſilbernen ziehrl. vergoldeten Schuͤſ- ſeln koſtbahre Confituren, aber keine Speiſen vor: die Freundſchafft wurde dieſes mahl unter beyden Nationen dermaſſen groß, daß bey nahe eine Confuſion entſtanden, und das Sprichwort, Amor vinumque nihil moderabile ſuadent, mit einem ſolennen Exempel waͤre beſtaͤtiget wor- den; dañenher ſich die zwey Miniſter, umb aller Di- ſordre voꝛzubeugen, genoͤthiget funden, zwey Gaꝛ- des Frantzoſen an das Thor des Apartement des Don Louis de Haro, u. wiederumb zwey Gardes Spanier an das Thor des Cardinals zu poſtiren: damit jene die Frantzoſen, dieſe die Spanier, wenn eine oder die andere Partie in ein fremdes Qvar- tier eindringen wolte, abhielten: und niemanden als den Perſonen von Conſideration frey ſtuͤnde, ſich nach Belieben aus einem Qvartier in das an- dere zu begeben, und ſich zu divertiren. Der Cardinal ruͤhmete, daß dieſe Collations einen gu- ten Effect nach ſich zoͤgen, und daß dieſes was Reel mit demjenigen was ſuperficiel, angenehm ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0450" n="422"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/> niſchen Cavalliers ein ſo genentes <hi rendition="#aq">Ambigu,</hi> nem-<lb/> lich <hi rendition="#aq">Confitur</hi>en mit eingeſchobenen Speiſen, an-<lb/><hi rendition="#aq">præſentir</hi>en. Die Tafel war auf fuͤnff und zwan-<lb/> tzig Perſonen und dabey ſehr <hi rendition="#aq">magnific</hi> angerich-<lb/> tet, bey welcher ſich die Spanier ſehr wohl befun-<lb/> den und luſtig macheten. Jn der darauf folgen-<lb/> den dritten <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz gaben die Spanier denen<lb/> Frantzoſen <hi rendition="#aq">Revange,</hi> und ſetzeten denen Frantzo-<lb/> ſen in groſſen ſilbernen ziehrl. vergoldeten Schuͤſ-<lb/> ſeln koſtbahre <hi rendition="#aq">Confitu</hi>ren, aber keine Speiſen<lb/> vor: die Freundſchafft wurde dieſes mahl unter<lb/> beyden Nationen dermaſſen groß, daß bey nahe<lb/> eine <hi rendition="#aq">Confuſi</hi>on entſtanden, und das Sprichwort,<lb/><hi rendition="#aq">Amor vinumque nihil moderabile ſuadent,</hi><lb/> mit einem <hi rendition="#aq">ſolenn</hi>en Exempel waͤre beſtaͤtiget wor-<lb/> den; dañenher ſich die zwey Miniſter, umb aller <hi rendition="#aq">Di-<lb/> ſordre</hi> voꝛzubeugen, genoͤthiget funden, zwey Gaꝛ-<lb/> des Frantzoſen an das Thor des <hi rendition="#aq">Apartement</hi> des<lb/><hi rendition="#aq">Don Louis de Haro,</hi> u. wiederumb zwey Gardes<lb/> Spanier an das Thor des Cardinals zu <hi rendition="#aq">poſti</hi>ren:<lb/> damit jene die Frantzoſen, dieſe die Spanier, wenn<lb/> eine oder die andere Partie in ein fremdes Qvar-<lb/> tier eindringen wolte, abhielten: und niemanden<lb/> als den Perſonen von <hi rendition="#aq">Conſiderati</hi>on frey ſtuͤnde,<lb/> ſich nach Belieben aus einem Qvartier in das an-<lb/> dere zu begeben, und ſich zu <hi rendition="#aq">diverti</hi>ren. Der<lb/> Cardinal ruͤhmete, daß dieſe <hi rendition="#aq">Collati</hi>ons einen gu-<lb/> ten <hi rendition="#aq">Effect</hi> nach ſich zoͤgen, und daß dieſes was<lb/><hi rendition="#aq">Reel</hi> mit demjenigen was <hi rendition="#aq">ſuperficiel,</hi> angenehm<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [422/0450]
Europaͤiſches
niſchen Cavalliers ein ſo genentes Ambigu, nem-
lich Confituren mit eingeſchobenen Speiſen, an-
præſentiren. Die Tafel war auf fuͤnff und zwan-
tzig Perſonen und dabey ſehr magnific angerich-
tet, bey welcher ſich die Spanier ſehr wohl befun-
den und luſtig macheten. Jn der darauf folgen-
den dritten Conferentz gaben die Spanier denen
Frantzoſen Revange, und ſetzeten denen Frantzo-
ſen in groſſen ſilbernen ziehrl. vergoldeten Schuͤſ-
ſeln koſtbahre Confituren, aber keine Speiſen
vor: die Freundſchafft wurde dieſes mahl unter
beyden Nationen dermaſſen groß, daß bey nahe
eine Confuſion entſtanden, und das Sprichwort,
Amor vinumque nihil moderabile ſuadent,
mit einem ſolennen Exempel waͤre beſtaͤtiget wor-
den; dañenher ſich die zwey Miniſter, umb aller Di-
ſordre voꝛzubeugen, genoͤthiget funden, zwey Gaꝛ-
des Frantzoſen an das Thor des Apartement des
Don Louis de Haro, u. wiederumb zwey Gardes
Spanier an das Thor des Cardinals zu poſtiren:
damit jene die Frantzoſen, dieſe die Spanier, wenn
eine oder die andere Partie in ein fremdes Qvar-
tier eindringen wolte, abhielten: und niemanden
als den Perſonen von Conſideration frey ſtuͤnde,
ſich nach Belieben aus einem Qvartier in das an-
dere zu begeben, und ſich zu divertiren. Der
Cardinal ruͤhmete, daß dieſe Collations einen gu-
ten Effect nach ſich zoͤgen, und daß dieſes was
Reel mit demjenigen was ſuperficiel, angenehm
ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |