Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. zu St. Jean de Luz ausgewechselt: und so bald dieFrantzösische nach Madrit überbracht worden war, wünschete Philippus IV. seiner Princeßin Glück zu ihrem Verlöbnüß, und ertheilete ihr so gleich den Titul, Aller-Christlichste Majestät. Als auch ferner hin die Päbstl. Dispensation in Ma- drit ankommen, wurde Anstalt zu der Reise nach der Conferentz-Jnsul, und endlich der Anfang der- selbigen den 15. April. S. N. gemacht; da denn der König in Spanien fast nach einer Monathli- chen Reise, ungefehr im Mittel des May zu St. Sebastian; der König in Franckreich aber, zu St. Jean de Luz ankamen. Den 2. Junii hielten Se. Catholische Majestät dero Einzug mit der Infan- tin in Fontarabia Abends zwischen 6. und 7. Uhr: Die Carosse auf welcher diese beyde Personen sas- sen, waren mit sechs Maul-Thieren bespannet, die Gassen von dem Thor an, biß zu dem Schlosse, auf beyden Seiten mit Soldaten von der Gar- nison besetzet. Jm übrigen geschahe der Einzug in schlechter Ordnung; denn ob man gleich viel Ca- rossen grosser Herren sahe, so fuhren doch selbige seltsam durch einander; Für der Königlichen Ca- rossen ritten sieben Trompetter, und hinter der Carossen drey oder vier Diener. Den 3. Julii gieng der Actus Copulationis in itzt bemelter Stadt vor sich, jedoch später, als man die Zeit zu solcher Ceremonie ausgesetzet hatte; welcher Ver- schub daher entstanden, weil man das Päbstliche Di-
Hoff-Ceremoniel. zu St. Jean de Luz ausgewechſelt: und ſo bald dieFrantzoͤſiſche nach Madrit uͤberbracht worden war, wuͤnſchete Philippus IV. ſeiner Princeßin Gluͤck zu ihrem Verloͤbnuͤß, und ertheilete ihr ſo gleich den Titul, Aller-Chriſtlichſte Majeſtaͤt. Als auch ferner hin die Paͤbſtl. Diſpenſation in Ma- drit ankom̃en, wurde Anſtalt zu der Reiſe nach der Conferentz-Jnſul, und endlich der Anfang der- ſelbigen den 15. April. S. N. gemacht; da denn der Koͤnig in Spanien faſt nach einer Monathli- chen Reiſe, ungefehr im Mittel des May zu St. Sebaſtian; der Koͤnig in Franckreich aber, zu St. Jean de Luz ankamen. Den 2. Junii hielten Se. Catholiſche Majeſtaͤt dero Einzug mit der Infan- tin in Fontarabia Abends zwiſchen 6. und 7. Uhr: Die Caroſſe auf welcher dieſe beyde Perſonen ſaſ- ſen, waren mit ſechs Maul-Thieren beſpannet, die Gaſſen von dem Thor an, biß zu dem Schloſſe, auf beyden Seiten mit Soldaten von der Gar- niſon beſetzet. Jm uͤbrigen geſchahe der Einzug in ſchlechter Ordnung; denn ob man gleich viel Ca- roſſen groſſer Herren ſahe, ſo fuhren doch ſelbige ſeltſam durch einander; Fuͤr der Koͤniglichen Ca- roſſen ritten ſieben Trompetter, und hinter der Caroſſen drey oder vier Diener. Den 3. Julii gieng der Actus Copulationis in itzt bemelter Stadt vor ſich, jedoch ſpaͤter, als man die Zeit zu ſolcher Ceremonie ausgeſetzet hatte; welcher Ver- ſchub daher entſtanden, weil man das Paͤbſtliche Di-
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Hoff-Ceremoniel.
zu St. Jean de Luz ausgewechſelt: und ſo bald die
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war, wuͤnſchete Philippus IV. ſeiner Princeßin
Gluͤck zu ihrem Verloͤbnuͤß, und ertheilete ihr ſo
gleich den Titul, Aller-Chriſtlichſte Majeſtaͤt. Als
auch ferner hin die Paͤbſtl. Diſpenſation in Ma-
drit ankom̃en, wurde Anſtalt zu der Reiſe nach der
Conferentz-Jnſul, und endlich der Anfang der-
ſelbigen den 15. April. S. N. gemacht; da denn
der Koͤnig in Spanien faſt nach einer Monathli-
chen Reiſe, ungefehr im Mittel des May zu St.
Sebaſtian; der Koͤnig in Franckreich aber, zu St.
Jean de Luz ankamen. Den 2. Junii hielten Se.
Catholiſche Majeſtaͤt dero Einzug mit der Infan-
tin in Fontarabia Abends zwiſchen 6. und 7. Uhr:
Die Caroſſe auf welcher dieſe beyde Perſonen ſaſ-
ſen, waren mit ſechs Maul-Thieren beſpannet,
die Gaſſen von dem Thor an, biß zu dem Schloſſe,
auf beyden Seiten mit Soldaten von der Gar-
niſon beſetzet. Jm uͤbrigen geſchahe der Einzug in
ſchlechter Ordnung; denn ob man gleich viel Ca-
roſſen groſſer Herren ſahe, ſo fuhren doch ſelbige
ſeltſam durch einander; Fuͤr der Koͤniglichen Ca-
roſſen ritten ſieben Trompetter, und hinter der
Caroſſen drey oder vier Diener. Den 3. Julii
gieng der Actus Copulationis in itzt bemelter
Stadt vor ſich, jedoch ſpaͤter, als man die Zeit zu
ſolcher Ceremonie ausgeſetzet hatte; welcher Ver-
ſchub daher entſtanden, weil man das Paͤbſtliche
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