begegnen, ihn nach gemeldter Jnsul begleiten, und in dieser Begleitung ihm des Königes in Engel- land Anliegen entdecken solle; zu dem Ende der Don Louis de Haro zu einer späteren Zeit, als gewöhnlich, sich in dem Conferentz-Hause ein- finden wolte: dem Cardinal und Marquis d' Or- mont dadurch Zeit einzuräumen, daß sie auf dem Wege nach der Jnsul nicht eilen, sondern ihr Ge- spräche a loisir mit einander halten könten. Weil diese Rencontre par hazard des Cardinals und Marquis d' Ormont, eine von beyden Ministern abgekartete Sache war, und der Cardinal dem d' Ormont, desto bequemere Gelegenheit sich ge- gen ihm zu expliciren, verschaffen wolte; so fuhre, er zwar aus seinem ordinairen Qvartier zu Wa- gen nach der Conferentz-Jnsul: als er aber von dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, setzte er sich zu Pferde, ritten also diese beyde unter wehren- dem discouriren mit einander fort. Worinnen ihr Gespräche eigentlich bestanden, kan man so genau nicht wissen, weil keiner kein Protocoll auf den Pferde bey sich geführet; jedoch sind ei- nige, ich weiß nicht durch was für Mittel, hinter das Geheimnüß kommen, und debitiren, daß der Marquis d' Ormont damahlen versprochen, 1. Die Festung Dünkerken an die Frantzosen zu überlassen, 2. Eine unzertrennliche Alliance zwischen dem Könige in Franckreich und dem von Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit
Caro-
Hoff-Ceremoniel.
begegnen, ihn nach gemeldter Jnſul begleiten, und in dieſer Begleitung ihm des Koͤniges in Engel- land Anliegen entdecken ſolle; zu dem Ende der Don Louis de Haro zu einer ſpaͤteren Zeit, als gewoͤhnlich, ſich in dem Conferentz-Hauſe ein- finden wolte: dem Cardinal und Marquis d’ Or- mont dadurch Zeit einzuraͤumen, daß ſie auf dem Wege nach der Jnſul nicht eilen, ſondern ihr Ge- ſpraͤche a loiſir mit einander halten koͤnten. Weil dieſe Rencontre par hazard des Cardinals und Marquis d’ Ormont, eine von beyden Miniſtern abgekartete Sache war, und der Cardinal dem d’ Ormont, deſto bequemere Gelegenheit ſich ge- gen ihm zu expliciren, verſchaffen wolte; ſo fuhre, er zwar aus ſeinem ordinairen Qvartier zu Wa- gen nach der Conferentz-Jnſul: als er aber von dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, ſetzte er ſich zu Pferde, ritten alſo dieſe beyde unter wehren- dem diſcouriren mit einander fort. Worinnen ihr Geſpraͤche eigentlich beſtanden, kan man ſo genau nicht wiſſen, weil keiner kein Protocoll auf den Pferde bey ſich gefuͤhret; jedoch ſind ei- nige, ich weiß nicht durch was fuͤr Mittel, hinter das Geheimnuͤß kommen, und debitiren, daß der Marquis d’ Ormont damahlen verſprochen, 1. Die Feſtung Dünkerken an die Frantzoſen zu uͤberlaſſen, 2. Eine unzertrennliche Alliance zwiſchen dem Koͤnige in Franckreich und dem von Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit
Caro-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0487"n="459"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
begegnen, ihn nach gemeldter Jnſul begleiten, und<lb/>
in dieſer Begleitung ihm des Koͤniges in Engel-<lb/>
land Anliegen entdecken ſolle; zu dem Ende der<lb/><hirendition="#aq">Don Louis de Haro</hi> zu einer ſpaͤteren Zeit, als<lb/>
gewoͤhnlich, ſich in dem <hirendition="#aq">Conferen</hi>tz-Hauſe ein-<lb/>
finden wolte: dem Cardinal und <hirendition="#aq">Marquis d’ Or-<lb/>
mont</hi> dadurch Zeit einzuraͤumen, daß ſie auf dem<lb/>
Wege nach der Jnſul nicht eilen, ſondern ihr Ge-<lb/>ſpraͤche <hirendition="#aq">a loiſir</hi> mit einander halten koͤnten. Weil<lb/>
dieſe <hirendition="#aq">Rencontre par hazard</hi> des Cardinals und<lb/><hirendition="#aq">Marquis d’ Ormont,</hi> eine von beyden Miniſtern<lb/>
abgekartete Sache war, und der Cardinal dem<lb/><hirendition="#aq">d’ Ormont,</hi> deſto bequemere Gelegenheit ſich ge-<lb/>
gen ihm zu <hirendition="#aq">explici</hi>ren, verſchaffen wolte; ſo fuhre,<lb/>
er zwar aus ſeinem <hirendition="#aq">ordinair</hi>en Qvartier zu Wa-<lb/>
gen nach der <hirendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jnſul: als er aber von<lb/>
dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, ſetzte er<lb/>ſich zu Pferde, ritten alſo dieſe beyde unter wehren-<lb/>
dem <hirendition="#aq">diſcouri</hi>ren mit einander fort. Worinnen<lb/>
ihr Geſpraͤche eigentlich beſtanden, kan man ſo<lb/>
genau nicht wiſſen, weil keiner kein <hirendition="#aq">Protocoll</hi><lb/>
auf den Pferde bey ſich gefuͤhret; jedoch ſind ei-<lb/>
nige, ich weiß nicht durch was fuͤr Mittel, hinter<lb/>
das Geheimnuͤß kommen, und <hirendition="#aq">debiti</hi>ren, daß der<lb/><hirendition="#aq">Marquis d’ Ormont</hi> damahlen verſprochen,<lb/>
1. Die Feſtung <hirendition="#aq">Dünkerk</hi>en an die Frantzoſen zu<lb/>
uͤberlaſſen, 2. Eine unzertrennliche <hirendition="#aq">Alliance</hi><lb/>
zwiſchen dem Koͤnige in Franckreich und dem von<lb/>
Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Caro</hi>-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[459/0487]
Hoff-Ceremoniel.
begegnen, ihn nach gemeldter Jnſul begleiten, und
in dieſer Begleitung ihm des Koͤniges in Engel-
land Anliegen entdecken ſolle; zu dem Ende der
Don Louis de Haro zu einer ſpaͤteren Zeit, als
gewoͤhnlich, ſich in dem Conferentz-Hauſe ein-
finden wolte: dem Cardinal und Marquis d’ Or-
mont dadurch Zeit einzuraͤumen, daß ſie auf dem
Wege nach der Jnſul nicht eilen, ſondern ihr Ge-
ſpraͤche a loiſir mit einander halten koͤnten. Weil
dieſe Rencontre par hazard des Cardinals und
Marquis d’ Ormont, eine von beyden Miniſtern
abgekartete Sache war, und der Cardinal dem
d’ Ormont, deſto bequemere Gelegenheit ſich ge-
gen ihm zu expliciren, verſchaffen wolte; ſo fuhre,
er zwar aus ſeinem ordinairen Qvartier zu Wa-
gen nach der Conferentz-Jnſul: als er aber von
dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, ſetzte er
ſich zu Pferde, ritten alſo dieſe beyde unter wehren-
dem diſcouriren mit einander fort. Worinnen
ihr Geſpraͤche eigentlich beſtanden, kan man ſo
genau nicht wiſſen, weil keiner kein Protocoll
auf den Pferde bey ſich gefuͤhret; jedoch ſind ei-
nige, ich weiß nicht durch was fuͤr Mittel, hinter
das Geheimnuͤß kommen, und debitiren, daß der
Marquis d’ Ormont damahlen verſprochen,
1. Die Feſtung Dünkerken an die Frantzoſen zu
uͤberlaſſen, 2. Eine unzertrennliche Alliance
zwiſchen dem Koͤnige in Franckreich und dem von
Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit
Caro-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/487>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.