sters an dem Hoff zu Brüssel, in Arrest genom- men, nach der Citadelle zu Antwerpen, von dar aber gar nach Spanien gebracht, und daselbst so lange genau verwahret, biß man die durch den Pi- mentel zu Pariß geschlossene Praeliminarien des Pyrenäischen Friedens nach Madrit brachte. So dann wurde er etwas freyer tractiret, massen ihm der König in Spanien durch den Baron d' Au- chi, der ein vornehmes Glied des Spanischen Raths von Flandern war, melden liesse, daß er nunmehro in, oder ausser der Stadt, sich diver- tiren möchte, jedoch gleichwohl seines Arrestes noch nicht gäntzlich entlediget seyn solte. Aber et- wan 2. Monath darauf, nachdem die zwey Mini- ster auf der Conferentz-Jnsul die Friedens-Tra- ctaten so weit gebracht hatten, daß an derselben Execution nichts mehr zu befürchten stunde; wur- de dieser Hertzog in völlige Freyheit gesetzet, und ihm im Nahmen des Königes von Spanien, von dem Baron d' Auchi beygebracht, daß er sich nach der Conferentz-Jnsul, und anbey auch wo es ihme sonsten hin beliebte, begeben könte. Ehe er sich nun aber in erst bemeldten Ort zu gehen fer- tig machte, so wolte er noch zuvor dem Könige in Spanien seinen Reverentz machen, und Abschied bey ihm nehmen: wie er denn sich würcklich durch den Baron d' Auchi bey der Catholischen Maje- jestät die Audientz ausbitten liesse; welches als es geschehen, man dem Hertzog melden ließ, daß er
sich
Hoff-Ceremoniel.
ſters an dem Hoff zu Bruͤſſel, in Arreſt genom- men, nach der Citadelle zu Antwerpen, von dar aber gar nach Spanien gebracht, und daſelbſt ſo lange genau verwahret, biß man die durch den Pi- mentel zu Pariß geſchloſſene Præliminarien des Pyrenaͤiſchen Friedens nach Madrit brachte. So dann wurde er etwas freyer tractiret, maſſen ihm der Koͤnig in Spanien durch den Baron d’ Au- chi, der ein vornehmes Glied des Spaniſchen Raths von Flandern war, melden lieſſe, daß er nunmehro in, oder auſſer der Stadt, ſich diver- tiren moͤchte, jedoch gleichwohl ſeines Arreſtes noch nicht gaͤntzlich entlediget ſeyn ſolte. Aber et- wan 2. Monath darauf, nachdem die zwey Mini- ſter auf der Conferentz-Jnſul die Friedens-Tra- ctaten ſo weit gebracht hatten, daß an derſelben Execution nichts mehr zu befuͤrchten ſtunde; wur- de dieſer Hertzog in voͤllige Freyheit geſetzet, und ihm im Nahmen des Koͤniges von Spanien, von dem Baron d’ Auchi beygebracht, daß er ſich nach der Conferentz-Jnſul, und anbey auch wo es ihme ſonſten hin beliebte, begeben koͤnte. Ehe er ſich nun aber in erſt bemeldten Ort zu gehen fer- tig machte, ſo wolte er noch zuvor dem Koͤnige in Spanien ſeinen Reverentz machen, und Abſchied bey ihm nehmen: wie er denn ſich wuͤrcklich durch den Baron d’ Auchi bey der Catholiſchen Maje- jeſtaͤt die Audientz ausbitten lieſſe; welches als es geſchehen, man dem Hertzog melden ließ, daß er
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Hoff-Ceremoniel.
ſters an dem Hoff zu Bruͤſſel, in Arreſt genom-
men, nach der Citadelle zu Antwerpen, von dar
aber gar nach Spanien gebracht, und daſelbſt ſo
lange genau verwahret, biß man die durch den Pi-
mentel zu Pariß geſchloſſene Præliminarien des
Pyrenaͤiſchen Friedens nach Madrit brachte. So
dann wurde er etwas freyer tractiret, maſſen ihm
der Koͤnig in Spanien durch den Baron d’ Au-
chi, der ein vornehmes Glied des Spaniſchen
Raths von Flandern war, melden lieſſe, daß er
nunmehro in, oder auſſer der Stadt, ſich diver-
tiren moͤchte, jedoch gleichwohl ſeines Arreſtes
noch nicht gaͤntzlich entlediget ſeyn ſolte. Aber et-
wan 2. Monath darauf, nachdem die zwey Mini-
ſter auf der Conferentz-Jnſul die Friedens-Tra-
ctaten ſo weit gebracht hatten, daß an derſelben
Execution nichts mehr zu befuͤrchten ſtunde; wur-
de dieſer Hertzog in voͤllige Freyheit geſetzet, und
ihm im Nahmen des Koͤniges von Spanien, von
dem Baron d’ Auchi beygebracht, daß er ſich
nach der Conferentz-Jnſul, und anbey auch wo
es ihme ſonſten hin beliebte, begeben koͤnte. Ehe
er ſich nun aber in erſt bemeldten Ort zu gehen fer-
tig machte, ſo wolte er noch zuvor dem Koͤnige in
Spanien ſeinen Reverentz machen, und Abſchied
bey ihm nehmen: wie er denn ſich wuͤrcklich durch
den Baron d’ Auchi bey der Catholiſchen Maje-
jeſtaͤt die Audientz ausbitten lieſſe; welches als es
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/491>, abgerufen am 27.07.2024.
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