sich nicht nur viel Frantzösische Scribenten durch ihre Feder, sondern auch der König in Franckreich selbst durch den Degen seiner Soldaten opponi- ret, und dieses Bouclier d' Etat, so fest sonsten des- selben Materie war, gleichwohl durchlöchert; indem dessen Gewalt wieder das Recht obtiniret hat. Weil nun die Progressen des Königes in Franck- reich so extraordinair glücklich waren, und zu be- sorgen stunde, daß Franckreich durch Hülffe Portugalls, die Spanische Monarchie nicht nur in ihren Aussen-Wercken, sondern wohl gar in der inneren Fortification, (scil. Spanien) wel- ches damahlen einen Souverain Carolum II., der noch nicht vollkommen vier Jahr alt war, hatte, angreiffen möchte; so muste sich Spanien wohl resolviren einen Frieden, er möchte nun re- putirlich heissen oder nicht, einzugehen.
§. 4.
Was nun das Ceremonien-Werck, welches bey diesem Frieden vorgefallen, anlan- get, so kan ich laut der Nachricht der Authorum, welche etwas zuverläßliches davon aufgezeich- net, zwar nicht läugnen, daß eines und das andere zu diesem Wercke gehörige passiret; nachdem ich aber selbiges gegen den zu Münster und Oßna- brüg, in dem Pyrenäischen Gebürge, zu Niemä- gen und Ryßwig geschlossenen Frieden halte: fin- de ich nichts particulieres, welches nicht auch et- wan, in den allererst gemelten Frieden-Schlüssen ratione des Ceremoniels vorkommen sey; Und da
mei-
Europaͤiſches
ſich nicht nur viel Frantzoͤſiſche Scribenten durch ihre Feder, ſondern auch der Koͤnig in Franckreich ſelbſt durch den Degen ſeiner Soldaten opponi- ret, und dieſes Bouclier d’ Etat, ſo feſt ſonſten deſ- ſelben Mateꝛie war, gleichwohl duꝛchloͤcheꝛt; indem deſſen Gewalt wieder das Recht obtiniret hat. Weil nun die Progreſſen des Koͤniges in Franck- reich ſo extraordinair gluͤcklich waren, und zu be- ſorgen ſtunde, daß Franckreich durch Huͤlffe Portugalls, die Spaniſche Monarchie nicht nur in ihren Auſſen-Wercken, ſondern wohl gar in der inneren Fortification, (ſcil. Spanien) wel- ches damahlen einen Souverain Carolum II., der noch nicht vollkommen vier Jahr alt war, hatte, angreiffen moͤchte; ſo muſte ſich Spanien wohl reſolviren einen Frieden, er moͤchte nun re- putirlich heiſſen oder nicht, einzugehen.
§. 4.
Was nun das Ceremonien-Werck, welches bey dieſem Frieden vorgefallen, anlan- get, ſo kan ich laut der Nachricht der Authorum, welche etwas zuverlaͤßliches davon aufgezeich- net, zwar nicht laͤugnen, daß eines und das andere zu dieſem Wercke gehoͤrige paſſiret; nachdem ich aber ſelbiges gegen den zu Muͤnſter und Oßna- bruͤg, in dem Pyrenaͤiſchen Gebuͤrge, zu Niemaͤ- gen und Ryßwig geſchloſſenen Frieden halte: fin- de ich nichts particulieres, welches nicht auch et- wan, in den allererſt gemelten Frieden-Schluͤſſen ratione des Ceremoniels vorkommen ſey; Und da
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Europaͤiſches
ſich nicht nur viel Frantzoͤſiſche Scribenten durch
ihre Feder, ſondern auch der Koͤnig in Franckreich
ſelbſt durch den Degen ſeiner Soldaten opponi-
ret, und dieſes Bouclier d’ Etat, ſo feſt ſonſten deſ-
ſelben Mateꝛie war, gleichwohl duꝛchloͤcheꝛt; indem
deſſen Gewalt wieder das Recht obtiniret hat.
Weil nun die Progreſſen des Koͤniges in Franck-
reich ſo extraordinair gluͤcklich waren, und zu be-
ſorgen ſtunde, daß Franckreich durch Huͤlffe
Portugalls, die Spaniſche Monarchie nicht nur
in ihren Auſſen-Wercken, ſondern wohl gar in
der inneren Fortification, (ſcil. Spanien) wel-
ches damahlen einen Souverain Carolum II.,
der noch nicht vollkommen vier Jahr alt war,
hatte, angreiffen moͤchte; ſo muſte ſich Spanien
wohl reſolviren einen Frieden, er moͤchte nun re-
putirlich heiſſen oder nicht, einzugehen.
§. 4.Was nun das Ceremonien-Werck,
welches bey dieſem Frieden vorgefallen, anlan-
get, ſo kan ich laut der Nachricht der Authorum,
welche etwas zuverlaͤßliches davon aufgezeich-
net, zwar nicht laͤugnen, daß eines und das andere
zu dieſem Wercke gehoͤrige paſſiret; nachdem ich
aber ſelbiges gegen den zu Muͤnſter und Oßna-
bruͤg, in dem Pyrenaͤiſchen Gebuͤrge, zu Niemaͤ-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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