Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
Grund-Stein darzu geleget, das Hauß Neuburg
genennet worden, welchen Nahmen es auch biß
auf den heutigen Tag behalten. Es lieget selbi-
ges zwischen dem Haag und Delft fast im Mit-
tel-Wege, etwan einen Musqveten-Schuß von
dem Dorffe Rißwig, und eine halbe Meile so
wohl von einer als der andern erstgemelten zwey
Städte: es ist auch der Weg von Haag und
Delft dahin mit gebrenneten Ziegeln gepflastert,
so daß auch bey dem garstigsten Wetter dennoch
reinlich dahin zu fahren und zu gehen. Ob es nun
gleich, wie leicht zu erachten, in keinem andern Ab-
sehen erbauet worden, als daß sich der Printz von
Oranien in selbigen divertiren könte, nicht aber
gemeinet gewesen, daß man darinnen Friedens-
Congreß halten solle; so ist doch quasi durch ein
Omen dieses Gebäude dermassen wohl zu der-
gleichen Congreß ajustiret, daß wenn man
auch a dessein ein eigen Friedens-Hauß aufer-
bauen wolte, man selbiges nicht beqvemer als die-
ses ist, eintheilen könte. Die darinnen befindli-
chen Zimmer sind folgende:

1. Ein grosser Saal, damahlen mit grünen
Tapisserien und schönen Gemälden aus-
geziehret. An diesen stossen auf der einen,
und zwar so genenten lincken Seiten, zwey
Zimmer, darunter
2. Das
L l 4

Hoff-Ceremoniel.
Grund-Stein darzu geleget, das Hauß Neuburg
genennet worden, welchen Nahmen es auch biß
auf den heutigen Tag behalten. Es lieget ſelbi-
ges zwiſchen dem Haag und Delft faſt im Mit-
tel-Wege, etwan einen Muſqveten-Schuß von
dem Dorffe Rißwig, und eine halbe Meile ſo
wohl von einer als der andern erſtgemelten zwey
Staͤdte: es iſt auch der Weg von Haag und
Delft dahin mit gebrenneten Ziegeln gepflaſtert,
ſo daß auch bey dem garſtigſten Wetter dennoch
reinlich dahin zu fahren und zu gehen. Ob es nun
gleich, wie leicht zu erachten, in keinem andern Ab-
ſehen erbauet worden, als daß ſich der Printz von
Oranien in ſelbigen divertiren koͤnte, nicht aber
gemeinet geweſen, daß man darinnen Friedens-
Congreß halten ſolle; ſo iſt doch quaſi durch ein
Omen dieſes Gebaͤude dermaſſen wohl zu der-
gleichen Congreß ajuſtiret, daß wenn man
auch a deſſein ein eigen Friedens-Hauß aufer-
bauen wolte, man ſelbiges nicht beqvemer als die-
ſes iſt, eintheilen koͤnte. Die darinnen befindli-
chen Zimmer ſind folgende:

1. Ein groſſer Saal, damahlen mit gruͤnen
Tapiſſerien und ſchoͤnen Gemaͤlden aus-
geziehret. An dieſen ſtoſſen auf der einen,
und zwar ſo genenten lincken Seiten, zwey
Zimmer, darunter
2. Das
L l 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0563" n="535"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
Grund-Stein darzu geleget, das Hauß Neuburg<lb/>
genennet worden, welchen Nahmen es auch biß<lb/>
auf den heutigen Tag behalten. Es lieget &#x017F;elbi-<lb/>
ges zwi&#x017F;chen dem Haag und Delft fa&#x017F;t im Mit-<lb/>
tel-Wege, etwan einen Mu&#x017F;qveten-Schuß von<lb/>
dem Dorffe Rißwig, und eine halbe Meile &#x017F;o<lb/>
wohl von einer als der andern er&#x017F;tgemelten zwey<lb/>
Sta&#x0364;dte: es i&#x017F;t auch der Weg von Haag und<lb/>
Delft dahin mit gebrenneten Ziegeln gepfla&#x017F;tert,<lb/>
&#x017F;o daß auch bey dem gar&#x017F;tig&#x017F;ten Wetter dennoch<lb/>
reinlich dahin zu fahren und zu gehen. Ob es nun<lb/>
gleich, wie leicht zu erachten, in keinem andern Ab-<lb/>
&#x017F;ehen erbauet worden, als daß &#x017F;ich der Printz von<lb/>
Oranien in &#x017F;elbigen <hi rendition="#aq">diverti</hi>ren ko&#x0364;nte, nicht aber<lb/>
gemeinet gewe&#x017F;en, daß man darinnen Friedens-<lb/><hi rendition="#aq">Congreß</hi> halten &#x017F;olle; &#x017F;o i&#x017F;t doch <hi rendition="#aq">qua&#x017F;i</hi> durch ein<lb/><hi rendition="#aq">Omen</hi> die&#x017F;es Geba&#x0364;ude derma&#x017F;&#x017F;en wohl zu der-<lb/>
gleichen <hi rendition="#aq">Congreß aju&#x017F;ti</hi>ret, daß wenn man<lb/>
auch <hi rendition="#aq">a de&#x017F;&#x017F;ein</hi> ein eigen Friedens-Hauß aufer-<lb/>
bauen wolte, man &#x017F;elbiges nicht beqvemer als die-<lb/>
&#x017F;es i&#x017F;t, eintheilen ko&#x0364;nte. Die darinnen befindli-<lb/>
chen Zimmer &#x017F;ind folgende:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Ein gro&#x017F;&#x017F;er Saal, damahlen mit gru&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#aq">Tapi&#x017F;&#x017F;eri</hi>en und &#x017F;cho&#x0364;nen Gema&#x0364;lden aus-<lb/>
geziehret. An die&#x017F;en &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en auf der einen,<lb/>
und zwar &#x017F;o genenten lincken Seiten, zwey<lb/>
Zimmer, darunter</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">L l 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">2. Das</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535/0563] Hoff-Ceremoniel. Grund-Stein darzu geleget, das Hauß Neuburg genennet worden, welchen Nahmen es auch biß auf den heutigen Tag behalten. Es lieget ſelbi- ges zwiſchen dem Haag und Delft faſt im Mit- tel-Wege, etwan einen Muſqveten-Schuß von dem Dorffe Rißwig, und eine halbe Meile ſo wohl von einer als der andern erſtgemelten zwey Staͤdte: es iſt auch der Weg von Haag und Delft dahin mit gebrenneten Ziegeln gepflaſtert, ſo daß auch bey dem garſtigſten Wetter dennoch reinlich dahin zu fahren und zu gehen. Ob es nun gleich, wie leicht zu erachten, in keinem andern Ab- ſehen erbauet worden, als daß ſich der Printz von Oranien in ſelbigen divertiren koͤnte, nicht aber gemeinet geweſen, daß man darinnen Friedens- Congreß halten ſolle; ſo iſt doch quaſi durch ein Omen dieſes Gebaͤude dermaſſen wohl zu der- gleichen Congreß ajuſtiret, daß wenn man auch a deſſein ein eigen Friedens-Hauß aufer- bauen wolte, man ſelbiges nicht beqvemer als die- ſes iſt, eintheilen koͤnte. Die darinnen befindli- chen Zimmer ſind folgende: 1. Ein groſſer Saal, damahlen mit gruͤnen Tapiſſerien und ſchoͤnen Gemaͤlden aus- geziehret. An dieſen ſtoſſen auf der einen, und zwar ſo genenten lincken Seiten, zwey Zimmer, darunter 2. Das L l 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/563
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/563>, abgerufen am 22.11.2024.