Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
2. Das nechste gegen die Einfahrt, denen Mi-
nistern der Hohen Alliirten statt einer An-
ti-chambre
dienete. Jn diesem stunde
eine lange mit grünem Tuch bedeckte Tafel,
auf welcher beständig Tinten-Fässer, Pa-
pier etc. befindlich waren: damit ein jeder
der Ministrorum, was, und wenn es ihn
nöthig dünckete, schrifftlich aufzeichnen
kunte; und zwar sonder angewiesenen Rang
und Stelle: wie sich denn auch die Herren
Ministri niemahlen alle auf einmahl an sel-
bige niedersetzten. Dessen Ursache war, weil
die drey Herren Ambassadeurs Kayserl.
Majestät, an dieser Tafel die Ober-Stelle
zu haben praetendireten, welches ihnen
aber die übrigen Ministri der Hohen Alliir-
ten nicht zugestehen wolten, vorwendende:
daß wenn man den Käyserl. Herren Ge-
sandten die Ober-Stelle einräumete, eine
Schwerigkeit entstehen würde: den Rang
der Königlichen Ambassadeurs. v. gr. dessen
von Spanien und Engelland: wie nicht we-
niger der Churfürstl. und freyen Republi-
qven Ministren, als zwischen welchen eine
bekante Concurrentz, zu regliren; anbey
schützten der Alliirten Plenipotentiarii für,
daß diese Ober-Stelle müsse für den Mi-
nistrum Mediationis, wenn er etwan in die
Conferentz käme, vorbehalten werden.
Dan-
Europaͤiſches
2. Das nechſte gegen die Einfahrt, denen Mi-
niſtern der Hohen Alliirten ſtatt einer An-
ti-chambre
dienete. Jn dieſem ſtunde
eine lange mit gruͤnem Tuch bedeckte Tafel,
auf welcher beſtaͤndig Tinten-Faͤſſer, Pa-
pier ꝛc. befindlich waren: damit ein jeder
der Miniſtrorum, was, und wenn es ihn
noͤthig duͤnckete, ſchrifftlich aufzeichnen
kunte; und zwar ſonder angewieſenen Rang
und Stelle: wie ſich denn auch die Herren
Miniſtri niemahlen alle auf einmahl an ſel-
bige niederſetzten. Deſſen Urſache war, weil
die drey Herren Ambaſſadeurs Kayſerl.
Majeſtaͤt, an dieſer Tafel die Ober-Stelle
zu haben prætendireten, welches ihnen
aber die uͤbrigen Miniſtri der Hohen Alliir-
ten nicht zugeſtehen wolten, vorwendende:
daß wenn man den Kaͤyſerl. Herren Ge-
ſandten die Ober-Stelle einraͤumete, eine
Schwerigkeit entſtehen wuͤrde: den Rang
der Koͤniglichen Ambaſſadeurs. v. gr. deſſen
von Spanien und Engelland: wie nicht we-
niger der Churfuͤrſtl. und freyen Republi-
qven Miniſtren, als zwiſchen welchen eine
bekante Concurrentz, zu regliren; anbey
ſchuͤtzten der Alliirten Plenipotentiarii fuͤr,
daß dieſe Ober-Stelle muͤſſe fuͤr den Mi-
niſtrum Mediationis, wenn er etwan in die
Conferentz kaͤme, vorbehalten werden.
Dan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0564" n="536"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>2. Das nech&#x017F;te gegen die Einfahrt, denen Mi-<lb/>
ni&#x017F;tern der Hohen <hi rendition="#aq">Alliir</hi>ten &#x017F;tatt einer <hi rendition="#aq">An-<lb/>
ti-chambre</hi> dienete. Jn die&#x017F;em &#x017F;tunde<lb/>
eine lange mit gru&#x0364;nem Tuch bedeckte Tafel,<lb/>
auf welcher be&#x017F;ta&#x0364;ndig Tinten-Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, Pa-<lb/>
pier &#xA75B;c. befindlich waren: damit ein jeder<lb/>
der <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;trorum,</hi> was, und wenn es ihn<lb/>
no&#x0364;thig du&#x0364;nckete, &#x017F;chrifftlich aufzeichnen<lb/>
kunte; und zwar &#x017F;onder angewie&#x017F;enen Rang<lb/>
und Stelle: wie &#x017F;ich denn auch die Herren<lb/>
Mini&#x017F;tri niemahlen alle auf einmahl an &#x017F;el-<lb/>
bige nieder&#x017F;etzten. De&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ache war, weil<lb/>
die drey Herren <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> Kay&#x017F;erl.<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t, an die&#x017F;er Tafel die Ober-Stelle<lb/>
zu haben <hi rendition="#aq">prætendire</hi>ten, welches ihnen<lb/>
aber die u&#x0364;brigen Mini&#x017F;tri der Hohen Alliir-<lb/>
ten nicht zuge&#x017F;tehen wolten, vorwendende:<lb/>
daß wenn man den Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Herren Ge-<lb/>
&#x017F;andten die Ober-Stelle einra&#x0364;umete, eine<lb/>
Schwerigkeit ent&#x017F;tehen wu&#x0364;rde: den Rang<lb/>
der Ko&#x0364;niglichen <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs. v. gr.</hi> de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von Spanien und Engelland: wie nicht we-<lb/>
niger der Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. und freyen Republi-<lb/>
qven Mini&#x017F;tren, als zwi&#x017F;chen welchen eine<lb/>
bekante <hi rendition="#aq">Concurren</hi>tz, zu <hi rendition="#aq">regli</hi>ren; anbey<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzten der Alliirten <hi rendition="#aq">Plenipotentiarii</hi> fu&#x0364;r,<lb/>
daß die&#x017F;e Ober-Stelle mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r den Mi-<lb/>
ni&#x017F;trum <hi rendition="#aq">Mediationis,</hi> wenn er etwan in die<lb/><hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz ka&#x0364;me, vorbehalten werden.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dan-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[536/0564] Europaͤiſches 2. Das nechſte gegen die Einfahrt, denen Mi- niſtern der Hohen Alliirten ſtatt einer An- ti-chambre dienete. Jn dieſem ſtunde eine lange mit gruͤnem Tuch bedeckte Tafel, auf welcher beſtaͤndig Tinten-Faͤſſer, Pa- pier ꝛc. befindlich waren: damit ein jeder der Miniſtrorum, was, und wenn es ihn noͤthig duͤnckete, ſchrifftlich aufzeichnen kunte; und zwar ſonder angewieſenen Rang und Stelle: wie ſich denn auch die Herren Miniſtri niemahlen alle auf einmahl an ſel- bige niederſetzten. Deſſen Urſache war, weil die drey Herren Ambaſſadeurs Kayſerl. Majeſtaͤt, an dieſer Tafel die Ober-Stelle zu haben prætendireten, welches ihnen aber die uͤbrigen Miniſtri der Hohen Alliir- ten nicht zugeſtehen wolten, vorwendende: daß wenn man den Kaͤyſerl. Herren Ge- ſandten die Ober-Stelle einraͤumete, eine Schwerigkeit entſtehen wuͤrde: den Rang der Koͤniglichen Ambaſſadeurs. v. gr. deſſen von Spanien und Engelland: wie nicht we- niger der Churfuͤrſtl. und freyen Republi- qven Miniſtren, als zwiſchen welchen eine bekante Concurrentz, zu regliren; anbey ſchuͤtzten der Alliirten Plenipotentiarii fuͤr, daß dieſe Ober-Stelle muͤſſe fuͤr den Mi- niſtrum Mediationis, wenn er etwan in die Conferentz kaͤme, vorbehalten werden. Dan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/564
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/564>, abgerufen am 01.06.2024.