Friedens-Negotiation angefangen wurde, dem Herrn Baron Lilien-Roth freygestel- let, was für ein Apartement er sich erkie- sen wolte: und demnach wehlete er dasjenige, welches ihme am convenablesten schiene, und ratione situs in der That auch ware. Die Kayserlichen Herren Gesandten wehle- ten sich, weil es ihnen die Frantzosen zum er- sten mahl zugelassen, die schon gemeldete, ihnen wegen der Einfahrt bequemeste Sei- ten: jedoch mit Condition, daß sie mit den Frantzösischen wehrender Friedens-Con- ferentz mit den Zimmern alterniren solten; allein der Mediator brachte durch gute raisons die Frantzösischen Plenipoten- tiarios gleichwohl dahin, daß sie beständig das einmahl erkiesete Qvartier des Hauses Neuburg behielten: dabey sich die Frantzö- sischen gleichwohl noch expresse bedungen, daß man das Qvartier der Hohen Alliirten durch aus nicht anders als das Qvartier der Kayserlichen nennen solte: umb dadurch zu verhüten, daß man nicht etwan glaube und sage, als hätten die Frantzosen andern unter den Alliirten begriffenen Königen, den Rang und die Praecedentz zugestanden. Die Herren General-Staaten vergassen anbey ihre Civilite und gebührendes Ce- remoniel gegen die Minister der Hohen
Alliir-
Europaͤiſches
Friedens-Negotiation angefangen wurde, dem Herrn Baron Lilien-Roth freygeſtel- let, was fuͤr ein Apartement er ſich erkie- ſen wolte: und demnach wehlete er dasjenige, welches ihme am convenableſten ſchiene, und ratione ſitus in der That auch ware. Die Kayſerlichen Herren Geſandten wehle- ten ſich, weil es ihnen die Frantzoſen zum er- ſten mahl zugelaſſen, die ſchon gemeldete, ihnen wegen der Einfahrt bequemeſte Sei- ten: jedoch mit Condition, daß ſie mit den Frantzoͤſiſchen wehrender Friedens-Con- ferentz mit den Zimmern alterniren ſolten; allein der Mediator brachte durch gute raiſons die Frantzoͤſiſchen Plenipoten- tiarios gleichwohl dahin, daß ſie beſtaͤndig das einmahl erkieſete Qvartier des Hauſes Neuburg behielten: dabey ſich die Frantzoͤ- ſiſchen gleichwohl noch expreſſe bedungen, daß man das Qvartier der Hohen Alliirten durch aus nicht anders als das Qvartier der Kayſerlichen nennen ſolte: umb dadurch zu verhuͤten, daß man nicht etwan glaube und ſage, als haͤtten die Frantzoſen andern unter den Alliirten begriffenen Koͤnigen, den Rang und die Præcedentz zugeſtanden. Die Herren General-Staaten vergaſſen anbey ihre Civilité und gebuͤhrendes Ce- remoniel gegen die Miniſter der Hohen
Alliir-
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Europaͤiſches
Friedens-Negotiation angefangen wurde,
dem Herrn Baron Lilien-Roth freygeſtel-
let, was fuͤr ein Apartement er ſich erkie-
ſen wolte: und demnach wehlete er dasjenige,
welches ihme am convenableſten ſchiene,
und ratione ſitus in der That auch ware.
Die Kayſerlichen Herren Geſandten wehle-
ten ſich, weil es ihnen die Frantzoſen zum er-
ſten mahl zugelaſſen, die ſchon gemeldete,
ihnen wegen der Einfahrt bequemeſte Sei-
ten: jedoch mit Condition, daß ſie mit den
Frantzoͤſiſchen wehrender Friedens-Con-
ferentz mit den Zimmern alterniren ſolten;
allein der Mediator brachte durch gute
raiſons die Frantzoͤſiſchen Plenipoten-
tiarios gleichwohl dahin, daß ſie beſtaͤndig
das einmahl erkieſete Qvartier des Hauſes
Neuburg behielten: dabey ſich die Frantzoͤ-
ſiſchen gleichwohl noch expreſſe bedungen,
daß man das Qvartier der Hohen Alliirten
durch aus nicht anders als das Qvartier
der Kayſerlichen nennen ſolte: umb dadurch
zu verhuͤten, daß man nicht etwan glaube
und ſage, als haͤtten die Frantzoſen andern
unter den Alliirten begriffenen Koͤnigen, den
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/566>, abgerufen am 22.11.2024.
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