Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
recht verstanden werden möchte, daferne ihme
nicht zum Voraus der Grund dieser Reichs-De-
putati
on gezeiget worden.

§. 21.

Selbige nun ist eine gantz neue Perso-
nage,
welche sich auf dem Theatro der Praecedentz
und des Ceremoniels praesentiret. Es ist be-
kant, daß die Stände des Römischen Reichs nicht
allein das Jus comitiorum, vermöge dessen sie
ihre Deputatos auf den Reichs-Tag schicken kön-
nen, sondern auch das hohe und souveraine recht
Legatos ad exteros mittendi haben; jedoch die-
ses letztere bloß auf diese Art und Weise, daß ein
jeder für sich ratione superioritatis territoria-
lis,
und also in Ansehung des Landes, welches er
im Röm. Reiche besitzet, Envoyes oder auch
wohl Ambassadeurs senden könne; wovon die
Doctores Jur. publ. zu consuliren. Daß aber die
Stände des Römischen Reichs, nebst Kayserli-
cher Majestät als dero Haupt, im Nahmen und
von wegen des Corporis Imperii, zu auswerts
geschlossenen Friedens-Congreß besondere Ple-
nipotentiarios
zu senden berechtiget: ist ein gantz
neues Jus, welches sie auf dem Westphälischen
Frieden gesuchet, aber doch nur taliter qualiter,
und nicht vollkommentlich erhalten: Denn in
vorhergehenden Zeiten, wenn etwas von Reichs
wegen mit auswärtigen Potentaten zu schliessen
gewesen, hat man solches im Nahmen und mit
Consenß des gesamten Reichs abzuhandeln, alle-

mahl

Europaͤiſches
recht verſtanden werden moͤchte, daferne ihme
nicht zum Voraus der Grund dieſer Reichs-De-
putati
on gezeiget worden.

§. 21.

Selbige nun iſt eine gantz neue Perſo-
nage,
welche ſich auf dem Theatro der Præcedentz
und des Ceremoniels præſentiret. Es iſt be-
kant, daß die Staͤnde des Roͤmiſchen Reichs nicht
allein das Jus comitiorum, vermoͤge deſſen ſie
ihre Deputatos auf den Reichs-Tag ſchicken koͤn-
nen, ſondern auch das hohe und ſouveraine recht
Legatos ad exteros mittendi haben; jedoch die-
ſes letztere bloß auf dieſe Art und Weiſe, daß ein
jeder fuͤr ſich ratione ſuperioritatis territoria-
lis,
und alſo in Anſehung des Landes, welches er
im Roͤm. Reiche beſitzet, Envoyés oder auch
wohl Ambaſſadeurs ſenden koͤnne; wovon die
Doctores Jur. publ. zu conſuliren. Daß aber die
Staͤnde des Roͤmiſchen Reichs, nebſt Kayſerli-
cher Majeſtaͤt als dero Haupt, im Nahmen und
von wegen des Corporis Imperii, zu auswerts
geſchloſſenen Friedens-Congreß beſondere Ple-
nipotentiarios
zu ſenden berechtiget: iſt ein gantz
neues Jus, welches ſie auf dem Weſtphaͤliſchen
Frieden geſuchet, aber doch nur taliter qualiter,
und nicht vollkommentlich erhalten: Denn in
vorhergehenden Zeiten, wenn etwas von Reichs
wegen mit auswaͤrtigen Potentaten zu ſchlieſſen
geweſen, hat man ſolches im Nahmen und mit
Conſenß des geſamten Reichs abzuhandeln, alle-

mahl
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0594" n="566"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
recht ver&#x017F;tanden werden mo&#x0364;chte, daferne ihme<lb/>
nicht zum Voraus der Grund die&#x017F;er Reichs-<hi rendition="#aq">De-<lb/>
putati</hi>on gezeiget worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 21.</head>
            <p>Selbige nun i&#x017F;t eine gantz neue <hi rendition="#aq">Per&#x017F;o-<lb/>
nage,</hi> welche &#x017F;ich auf dem Theatro der <hi rendition="#aq">Præceden</hi>tz<lb/>
und des Ceremoniels <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ret. Es i&#x017F;t be-<lb/>
kant, daß die Sta&#x0364;nde des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs nicht<lb/>
allein das <hi rendition="#aq">Jus comitiorum,</hi> vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Deputatos</hi> auf den Reichs-Tag &#x017F;chicken ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;ondern auch das hohe und <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain</hi>e recht<lb/><hi rendition="#aq">Legatos ad exteros mittendi</hi> haben; jedoch die-<lb/>
&#x017F;es letztere bloß auf die&#x017F;e Art und Wei&#x017F;e, daß ein<lb/>
jeder fu&#x0364;r &#x017F;ich <hi rendition="#aq">ratione &#x017F;uperioritatis territoria-<lb/>
lis,</hi> und al&#x017F;o in An&#x017F;ehung des Landes, welches er<lb/>
im Ro&#x0364;m. Reiche be&#x017F;itzet, <hi rendition="#aq">Envoyés</hi> oder auch<lb/>
wohl <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> &#x017F;enden ko&#x0364;nne; wovon die<lb/><hi rendition="#aq">Doctores Jur. publ.</hi> zu <hi rendition="#aq">con&#x017F;uli</hi>ren. Daß aber die<lb/>
Sta&#x0364;nde des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs, neb&#x017F;t Kay&#x017F;erli-<lb/>
cher Maje&#x017F;ta&#x0364;t als dero Haupt, im Nahmen und<lb/>
von wegen des <hi rendition="#aq">Corporis Imperii,</hi> zu auswerts<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Friedens-<hi rendition="#aq">Congreß</hi> be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Ple-<lb/>
nipotentiarios</hi> zu &#x017F;enden berechtiget: i&#x017F;t ein gantz<lb/>
neues <hi rendition="#aq">Jus,</hi> welches &#x017F;ie auf dem We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen<lb/>
Frieden ge&#x017F;uchet, aber doch nur <hi rendition="#aq">taliter qualiter,</hi><lb/>
und nicht vollkommentlich erhalten: Denn in<lb/>
vorhergehenden Zeiten, wenn etwas von Reichs<lb/>
wegen mit auswa&#x0364;rtigen Potentaten zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gewe&#x017F;en, hat man &#x017F;olches im Nahmen und mit<lb/>
Con&#x017F;enß des ge&#x017F;amten Reichs abzuhandeln, alle-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mahl</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566/0594] Europaͤiſches recht verſtanden werden moͤchte, daferne ihme nicht zum Voraus der Grund dieſer Reichs-De- putation gezeiget worden. §. 21. Selbige nun iſt eine gantz neue Perſo- nage, welche ſich auf dem Theatro der Præcedentz und des Ceremoniels præſentiret. Es iſt be- kant, daß die Staͤnde des Roͤmiſchen Reichs nicht allein das Jus comitiorum, vermoͤge deſſen ſie ihre Deputatos auf den Reichs-Tag ſchicken koͤn- nen, ſondern auch das hohe und ſouveraine recht Legatos ad exteros mittendi haben; jedoch die- ſes letztere bloß auf dieſe Art und Weiſe, daß ein jeder fuͤr ſich ratione ſuperioritatis territoria- lis, und alſo in Anſehung des Landes, welches er im Roͤm. Reiche beſitzet, Envoyés oder auch wohl Ambaſſadeurs ſenden koͤnne; wovon die Doctores Jur. publ. zu conſuliren. Daß aber die Staͤnde des Roͤmiſchen Reichs, nebſt Kayſerli- cher Majeſtaͤt als dero Haupt, im Nahmen und von wegen des Corporis Imperii, zu auswerts geſchloſſenen Friedens-Congreß beſondere Ple- nipotentiarios zu ſenden berechtiget: iſt ein gantz neues Jus, welches ſie auf dem Weſtphaͤliſchen Frieden geſuchet, aber doch nur taliter qualiter, und nicht vollkommentlich erhalten: Denn in vorhergehenden Zeiten, wenn etwas von Reichs wegen mit auswaͤrtigen Potentaten zu ſchlieſſen geweſen, hat man ſolches im Nahmen und mit Conſenß des geſamten Reichs abzuhandeln, alle- mahl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/594
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/594>, abgerufen am 16.06.2024.