2. Den Rang anbelangende, welchen die Kay- serl. Herren Plenipotentiarii in ihrem ei- genen Qvartier über die Churfürstl. nehmen wolten, könte ihnen von diesen, aus dem Principio, daß sie Churfürstliche, nicht als Reichs-Deputirte, sondern Alliirte erschei- nen, solcher Rang nicht zugestanden wer- den: es wäre denn bloß und alleine, daß es die Kayserl. Herren Plenipotentiarii vermö- ge ihres habenden Characteris repraesen- tativi, behaupten wolten. Et si hoc, wür- den in specie die Churfürstl. probabiliter, umb ihren Herren Principalen dadurch nichts zu praejudiciren, desgleichen thun müssen, daß sie nemlich denen Kayserl. auch in ihrem eigenen Churfürstl. Qvartier vor- und nicht nachsässen: obgleich solcher Chur- fürstl. Nach-Sitz in loco tertio geschehen könte.
Hierauf nun wurden die Churfürstl. Pleni- potentiarii einig, daß der Chur-Bayerische Minister der Löbl. Kayserl. Gesandschafft mit einem höflichen Compliment, und feiner Ma- nier insinuiren lassen möchte: daß die Chur- fürstl. sich zuvor mit einander besprechen mü- sten, ehe sie sich in das Qvartier des Herrn Grafen von Caunitz, zu der intimireten Con- ferentz begeben könten: welches auch der Chur- Bayerische Minister durch seinen Legation-
Secre-
Europaͤiſches
2. Den Rang anbelangende, welchen die Kay- ſerl. Herren Plenipotentiarii in ihrem ei- genen Qvartier uͤber die Churfuͤrſtl. nehmen wolten, koͤnte ihnen von dieſen, aus dem Principio, daß ſie Churfuͤrſtliche, nicht als Reichs-Deputirte, ſondern Alliirte erſchei- nen, ſolcher Rang nicht zugeſtanden wer- den: es waͤre deñ bloß und alleine, daß es die Kayſerl. Herren Plenipotentiarii vermoͤ- ge ihres habenden Characteris repræſen- tativi, behaupten wolten. Et ſi hoc, wuͤr- den in ſpecie die Churfuͤrſtl. probabiliter, umb ihren Herren Principalen dadurch nichts zu præjudiciren, desgleichen thun muͤſſen, daß ſie nemlich denen Kayſerl. auch in ihrem eigenen Churfuͤrſtl. Qvartier vor- und nicht nachſaͤſſen: obgleich ſolcher Chur- fuͤrſtl. Nach-Sitz in loco tertio geſchehen koͤnte.
Hierauf nun wurden die Churfuͤrſtl. Pleni- potentiarii einig, daß der Chur-Bayeriſche Miniſter der Loͤbl. Kayſerl. Geſandſchafft mit einem hoͤflichen Compliment, und feiner Ma- nier inſinuiren laſſen moͤchte: daß die Chur- fuͤrſtl. ſich zuvor mit einander beſprechen muͤ- ſten, ehe ſie ſich in das Qvartier des Herrn Grafen von Caunitz, zu der intimireten Con- ferentz begeben koͤnten: welches auch der Chur- Bayeriſche Miniſter durch ſeinen Legation-
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Europaͤiſches
2. Den Rang anbelangende, welchen die Kay-
ſerl. Herren Plenipotentiarii in ihrem ei-
genen Qvartier uͤber die Churfuͤrſtl. nehmen
wolten, koͤnte ihnen von dieſen, aus dem
Principio, daß ſie Churfuͤrſtliche, nicht als
Reichs-Deputirte, ſondern Alliirte erſchei-
nen, ſolcher Rang nicht zugeſtanden wer-
den: es waͤre deñ bloß und alleine, daß es die
Kayſerl. Herren Plenipotentiarii vermoͤ-
ge ihres habenden Characteris repræſen-
tativi, behaupten wolten. Et ſi hoc, wuͤr-
den in ſpecie die Churfuͤrſtl. probabiliter,
umb ihren Herren Principalen dadurch
nichts zu præjudiciren, desgleichen thun
muͤſſen, daß ſie nemlich denen Kayſerl. auch
in ihrem eigenen Churfuͤrſtl. Qvartier vor-
und nicht nachſaͤſſen: obgleich ſolcher Chur-
fuͤrſtl. Nach-Sitz in loco tertio geſchehen
koͤnte.
Hierauf nun wurden die Churfuͤrſtl. Pleni-
potentiarii einig, daß der Chur-Bayeriſche
Miniſter der Loͤbl. Kayſerl. Geſandſchafft mit
einem hoͤflichen Compliment, und feiner Ma-
nier inſinuiren laſſen moͤchte: daß die Chur-
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ſten, ehe ſie ſich in das Qvartier des Herrn
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/618>, abgerufen am 22.11.2024.
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