Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
welches in seinem eigentlichen Verstande so
viel als au/okrator, ipse Dominans, Impe-
rator,
Selbstherrscher, Selbstregierer, nicht
aber, wie man es im deutschen Titul des
Czaars so viel als Selbsterhalter übersetzet,
bedeutet. Der Pabst nun weigert biß dato
dem Czaar den Titul eines Kaysers zu geben,
dannenhero auch vor einigen Jahren die Mos-
cowitischen Gesandten, weil sie von dem Ti-
tul eines Kaysers für ihren Czaar nicht abstehen
wolten, zu Rom keine Audientz erlangen kun-
ten. Der Römische und Türckische Kayser
geben ihme auch nicht den Kayserlichen Titul,
weil sie zwey allein selbigen zu führen berechti-
get. Jn dem Westphälischen Frieden, in
welchen der Czaar mit eingeschlossen wurde,
nenneten ihn die Schweden nur Magnum
Ducem Moscovviae, vid. Art. 17. §. 11.
Instrum. Pac.
worüber sich zwar der Czaar ge-
gen Schweden beschwerete, aber zur Antwort
bekam: es wäre seiner nur zufälliger Weise
in diesem Frieden gedacht worden. Die Poh-
len geben ihm, krafft eines zwischen Pohlen
und Moscau aufgerichteten Vergleiches, den
Titul Majestät. Der König in Franckreich aber
ist der Complaisanteste, massen er schon An.
1654. dem Czaar in einem Briefe, welchen er
an ihn geschrieben, folgenden Titul gegeben:
Autres haut & tres magnanime Prince, le
Grand
Europaͤiſches
welches in ſeinem eigentlichen Verſtande ſo
viel als αύ/οϰράτωρ, ipſe Dominans, Impe-
rator,
Selbſtherrſcher, Selbſtregierer, nicht
aber, wie man es im deutſchen Titul des
Czaars ſo viel als Selbſterhalter uͤberſetzet,
bedeutet. Der Pabſt nun weigert biß dato
dem Czaar den Titul eines Kayſers zu geben,
dannenhero auch vor einigen Jahren die Moſ-
cowitiſchen Geſandten, weil ſie von dem Ti-
tul eines Kayſers fuͤr ihren Czaar nicht abſtehen
wolten, zu Rom keine Audientz erlangen kun-
ten. Der Roͤmiſche und Tuͤrckiſche Kayſer
geben ihme auch nicht den Kayſerlichen Titul,
weil ſie zwey allein ſelbigen zu fuͤhren berechti-
get. Jn dem Weſtphaͤliſchen Frieden, in
welchen der Czaar mit eingeſchloſſen wurde,
nenneten ihn die Schweden nur Magnum
Ducem Moſcovviæ, vid. Art. 17. §. 11.
Inſtrum. Pac.
woruͤber ſich zwar der Czaar ge-
gen Schweden beſchwerete, aber zur Antwort
bekam: es waͤre ſeiner nur zufaͤlliger Weiſe
in dieſem Frieden gedacht worden. Die Poh-
len geben ihm, krafft eines zwiſchen Pohlen
und Moſcau aufgerichteten Vergleiches, den
Titul Majeſtaͤt. Der Koͤnig in Franckreich aber
iſt der Complaiſanteſte, maſſen er ſchon An.
1654. dem Czaar in einem Briefe, welchen er
an ihn geſchrieben, folgenden Titul gegeben:
Autres haut & tres magnanime Prince, le
Grand
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0062" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
welches in &#x017F;einem eigentlichen Ver&#x017F;tande &#x017F;o<lb/>
viel als &#x03B1;&#x03CD;/&#x03BF;&#x03F0;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C4;&#x03C9;&#x03C1;, <hi rendition="#aq">ip&#x017F;e Dominans, Impe-<lb/>
rator,</hi> Selb&#x017F;therr&#x017F;cher, Selb&#x017F;tregierer, nicht<lb/>
aber, wie man es im deut&#x017F;chen Titul des<lb/>
Czaars &#x017F;o viel als Selb&#x017F;terhalter u&#x0364;ber&#x017F;etzet,<lb/>
bedeutet. Der Pab&#x017F;t nun weigert biß <hi rendition="#aq">dato</hi><lb/>
dem Czaar den Titul eines Kay&#x017F;ers zu geben,<lb/>
dannenhero auch vor einigen Jahren die Mo&#x017F;-<lb/>
cowiti&#x017F;chen Ge&#x017F;andten, weil &#x017F;ie von dem Ti-<lb/>
tul eines Kay&#x017F;ers fu&#x0364;r ihren Czaar nicht ab&#x017F;tehen<lb/>
wolten, zu Rom keine <hi rendition="#aq">Audien</hi>tz erlangen kun-<lb/>
ten. Der Ro&#x0364;mi&#x017F;che und Tu&#x0364;rcki&#x017F;che Kay&#x017F;er<lb/>
geben ihme auch nicht den Kay&#x017F;erlichen Titul,<lb/>
weil &#x017F;ie zwey allein &#x017F;elbigen zu fu&#x0364;hren berechti-<lb/>
get. Jn dem We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Frieden, in<lb/>
welchen der Czaar mit einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wurde,<lb/>
nenneten ihn die Schweden nur <hi rendition="#aq">Magnum<lb/>
Ducem Mo&#x017F;covviæ, vid. Art. 17. §. 11.<lb/>
In&#x017F;trum. Pac.</hi> woru&#x0364;ber &#x017F;ich zwar der Czaar ge-<lb/>
gen Schweden be&#x017F;chwerete, aber zur Antwort<lb/>
bekam: es wa&#x0364;re &#x017F;einer nur zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e<lb/>
in die&#x017F;em Frieden gedacht worden. Die Poh-<lb/>
len geben ihm, krafft eines zwi&#x017F;chen Pohlen<lb/>
und Mo&#x017F;cau aufgerichteten Vergleiches, den<lb/>
Titul Maje&#x017F;ta&#x0364;t. Der Ko&#x0364;nig in Franckreich aber<lb/>
i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Complai&#x017F;an</hi>te&#x017F;te, ma&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;chon <hi rendition="#aq">An.</hi><lb/>
1654. dem Czaar in einem Briefe, welchen er<lb/>
an ihn ge&#x017F;chrieben, folgenden Titul gegeben:<lb/><hi rendition="#aq">Autres haut &amp; tres magnanime Prince, le</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Grand</hi></fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0062] Europaͤiſches welches in ſeinem eigentlichen Verſtande ſo viel als αύ/οϰράτωρ, ipſe Dominans, Impe- rator, Selbſtherrſcher, Selbſtregierer, nicht aber, wie man es im deutſchen Titul des Czaars ſo viel als Selbſterhalter uͤberſetzet, bedeutet. Der Pabſt nun weigert biß dato dem Czaar den Titul eines Kayſers zu geben, dannenhero auch vor einigen Jahren die Moſ- cowitiſchen Geſandten, weil ſie von dem Ti- tul eines Kayſers fuͤr ihren Czaar nicht abſtehen wolten, zu Rom keine Audientz erlangen kun- ten. Der Roͤmiſche und Tuͤrckiſche Kayſer geben ihme auch nicht den Kayſerlichen Titul, weil ſie zwey allein ſelbigen zu fuͤhren berechti- get. Jn dem Weſtphaͤliſchen Frieden, in welchen der Czaar mit eingeſchloſſen wurde, nenneten ihn die Schweden nur Magnum Ducem Moſcovviæ, vid. Art. 17. §. 11. Inſtrum. Pac. woruͤber ſich zwar der Czaar ge- gen Schweden beſchwerete, aber zur Antwort bekam: es waͤre ſeiner nur zufaͤlliger Weiſe in dieſem Frieden gedacht worden. Die Poh- len geben ihm, krafft eines zwiſchen Pohlen und Moſcau aufgerichteten Vergleiches, den Titul Majeſtaͤt. Der Koͤnig in Franckreich aber iſt der Complaiſanteſte, maſſen er ſchon An. 1654. dem Czaar in einem Briefe, welchen er an ihn geſchrieben, folgenden Titul gegeben: Autres haut & tres magnanime Prince, le Grand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/62
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/62>, abgerufen am 24.11.2024.