2. Da man selbige auch zu einem disseitigen Vergleich disponirete: würden sie doch nicht alle Platz finden; Denn weil sie nicht alle auf einmahl arrivireten, so müsse doch für jeden derjenige Platz, welchen seine Carossen einzunehmen hätten, ledig und of- fen stehen bleiben, wozu ein mehrerer Raum, als in dem Hofe des Neuburgischen Hauses befindlich, von nöthen wäre: da- hingegen, wenn man die Carossen der Hn. Ambassadeurs au hasard rangire, eine jedere derselben Raum und Commo dite finden würde.
3. Wenn man die Carossen en colomne rangirete, würden die Alliirten mit denen Frantzosen dißfalls ein gleiches Traite- ment geniessen: wenn man aber unter denen Alliirten eine Rang-Ordnung der Carossen beobachten wolte, würden so dann die Frantzosen über sie die Avantage haben; massen diese in ihrem Hofe des Confe- rentz-Hauses Neuburg, die einigen und zu- gleich ersteren und auch letzteren; die Kö- nigl. Alliirten aber, in regard der Kayserl. nach avenant nur die andern, dritten, etc. in der Ordnung der Carossen seyn könten.
Die Kayserl. hochlöbl. Gesandschafft merckete nunmehr allzuwohl, daß dieses Raison ne- ment des Ministri Mediationis, auf nichts
an-
Q q 5
Hoff-Ceremoniel.
2. Da man ſelbige auch zu einem diſſeitigen Vergleich diſponirete: wuͤrden ſie doch nicht alle Platz finden; Denn weil ſie nicht alle auf einmahl arrivireten, ſo muͤſſe doch fuͤr jeden derjenige Platz, welchen ſeine Caroſſen einzunehmen haͤtten, ledig und of- fen ſtehen bleiben, wozu ein mehrerer Raum, als in dem Hofe des Neuburgiſchen Hauſes befindlich, von noͤthen waͤre: da- hingegen, wenn man die Caroſſen der Hn. Ambaſſadeurs au haſard rangire, eine jedere derſelben Raum und Commo dité finden wuͤrde.
3. Wenn man die Caroſſen en colomne rangirete, wuͤrden die Alliirten mit denen Frantzoſen dißfalls ein gleiches Traite- ment genieſſen: weñ man aber unter denen Alliirten eine Rang-Ordnung der Caroſſen beobachten wolte, wuͤrden ſo dann die Frantzoſen uͤber ſie die Avantage haben; maſſen dieſe in ihrem Hofe des Confe- rentz-Hauſes Neuburg, die einigen und zu- gleich erſteren und auch letzteren; die Koͤ- nigl. Alliirten aber, in regard der Kayſerl. nach avenant nur die andern, dritten, ꝛc. in der Ordnung der Caroſſen ſeyn koͤnten.
Die Kayſerl. hochloͤbl. Geſandſchafft merckete nunmehr allzuwohl, daß dieſes Raiſon ne- ment des Miniſtri Mediationis, auf nichts
an-
Q q 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0645"n="617"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/><list><item>2. Da man ſelbige auch zu einem diſſeitigen<lb/>
Vergleich <hirendition="#aq">diſponi</hi>rete: wuͤrden ſie doch<lb/>
nicht alle Platz finden; Denn weil ſie nicht<lb/>
alle auf einmahl <hirendition="#aq">arrivi</hi>reten, ſo muͤſſe doch<lb/>
fuͤr jeden derjenige Platz, welchen ſeine<lb/>
Caroſſen einzunehmen haͤtten, ledig und of-<lb/>
fen ſtehen bleiben, wozu ein mehrerer<lb/>
Raum, als in dem Hofe des Neuburgiſchen<lb/>
Hauſes befindlich, von noͤthen waͤre: da-<lb/>
hingegen, wenn man die Caroſſen der Hn.<lb/><hirendition="#aq">Ambaſſadeurs au haſard rangire,</hi> eine<lb/>
jedere derſelben Raum und <hirendition="#aq">Commo dité</hi><lb/>
finden wuͤrde.</item><lb/><item>3. Wenn man die Caroſſen <hirendition="#aq">en colomne<lb/>
rangi</hi>rete, wuͤrden die Alliirten mit denen<lb/>
Frantzoſen dißfalls ein gleiches <hirendition="#aq">Traite-<lb/>
ment</hi> genieſſen: weñ man aber unter denen<lb/>
Alliirten eine Rang-Ordnung der Caroſſen<lb/>
beobachten wolte, wuͤrden ſo dann die<lb/>
Frantzoſen uͤber ſie die <hirendition="#aq">Avantage</hi> haben;<lb/>
maſſen dieſe in ihrem Hofe des <hirendition="#aq">Confe-<lb/>
ren</hi>tz-Hauſes Neuburg, die einigen und zu-<lb/>
gleich erſteren und auch letzteren; die Koͤ-<lb/>
nigl. Alliirten aber, in <hirendition="#aq">regard</hi> der Kayſerl.<lb/>
nach <hirendition="#aq">avenant</hi> nur die andern, dritten, ꝛc.<lb/>
in der Ordnung der Caroſſen ſeyn koͤnten.</item></list><lb/><p>Die Kayſerl. hochloͤbl. Geſandſchafft merckete<lb/>
nunmehr allzuwohl, daß dieſes <hirendition="#aq">Raiſon ne-<lb/>
ment</hi> des Miniſtri <hirendition="#aq">Mediationis,</hi> auf nichts<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q q 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">an-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[617/0645]
Hoff-Ceremoniel.
2. Da man ſelbige auch zu einem diſſeitigen
Vergleich diſponirete: wuͤrden ſie doch
nicht alle Platz finden; Denn weil ſie nicht
alle auf einmahl arrivireten, ſo muͤſſe doch
fuͤr jeden derjenige Platz, welchen ſeine
Caroſſen einzunehmen haͤtten, ledig und of-
fen ſtehen bleiben, wozu ein mehrerer
Raum, als in dem Hofe des Neuburgiſchen
Hauſes befindlich, von noͤthen waͤre: da-
hingegen, wenn man die Caroſſen der Hn.
Ambaſſadeurs au haſard rangire, eine
jedere derſelben Raum und Commo dité
finden wuͤrde.
3. Wenn man die Caroſſen en colomne
rangirete, wuͤrden die Alliirten mit denen
Frantzoſen dißfalls ein gleiches Traite-
ment genieſſen: weñ man aber unter denen
Alliirten eine Rang-Ordnung der Caroſſen
beobachten wolte, wuͤrden ſo dann die
Frantzoſen uͤber ſie die Avantage haben;
maſſen dieſe in ihrem Hofe des Confe-
rentz-Hauſes Neuburg, die einigen und zu-
gleich erſteren und auch letzteren; die Koͤ-
nigl. Alliirten aber, in regard der Kayſerl.
nach avenant nur die andern, dritten, ꝛc.
in der Ordnung der Caroſſen ſeyn koͤnten.
Die Kayſerl. hochloͤbl. Geſandſchafft merckete
nunmehr allzuwohl, daß dieſes Raiſon ne-
ment des Miniſtri Mediationis, auf nichts
an-
Q q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/645>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.