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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
§. 52.

An Kostbahrkeit und Proprete der Ca-
rossen war auch kein Mangel; indem derer mehr
als eine zu sehen war, welche biß 10000. Rthlr.
und darüber gekostet: sonderlich war Jhro Excel-
len
tz des Herrn Grafen von Caunitz seine, wel-
che er sich in Paris hatte verfertigen lassen, extra-
ordinair-
schön: und die Carosse der Frau Gemah-
lin Sr. Excellentz des Hn. Grafen von Straa-
temann, wurde deswegen von vielen bewundert,
weil selbige den Himmel von aussen mit rothen
Sammet bedecket hatte; Welches sonsten in Pa-
ris niemanden, als den so genanten Ducs und
Pairs, oder vornehmen Fürstl. Personen erlau-
bet: und diese Würckung daselbst hat, daß alle an-
dere Carossen, einer mit rothem Sammet bedeck-
ten ausweichen. Die Frantzösischen Ambassa-
deurs,
ob sie gleich anfangs mit gar schlechten Ca-
rossen versehen waren; so kame doch umb die letzt
der Mons. de Harlay, mit einer dermassen ma-
gnifiqu
en Carosse herfür gefahren, daß man se-
hen und sagen kunte, daß selbige alle andere über-
traffe; Denn es war an selbiger so von innen als
aussen nichts als Gold und Silber zu sehen. Da-
mit auch desto kentlicher wäre, wem eine oder die
andere Carosse zuständig: so liessen die meisten
Herren Gesandten dero Wapen an selbige schil-
dern; wobey aber doch einiger Jrrthum unterlieffe.
Denn weil einige der Herren Ambassadeurs, die
gewesenen Braut-Wagen ihrer hohen Herren

Prin-
S s 4
Hoff-Ceremoniel.
§. 52.

An Koſtbahrkeit und Propreté der Ca-
roſſen war auch kein Mangel; indem derer mehr
als eine zu ſehen war, welche biß 10000. Rthlr.
und daruͤber gekoſtet: ſonderlich war Jhro Excel-
len
tz des Herrn Grafen von Caunitz ſeine, wel-
che er ſich in Paris hatte verfertigen laſſen, extra-
ordinair-
ſchoͤn: und die Caroſſe der Frau Gemah-
lin Sr. Excellentz des Hn. Grafen von Straa-
temann, wurde deswegen von vielen bewundert,
weil ſelbige den Himmel von auſſen mit rothen
Sammet bedecket hatte; Welches ſonſten in Pa-
ris niemanden, als den ſo genanten Ducs und
Pairs, oder vornehmen Fuͤrſtl. Perſonen erlau-
bet: und dieſe Wuͤrckung daſelbſt hat, daß alle an-
dere Caroſſen, einer mit rothem Sammet bedeck-
ten ausweichen. Die Frantzoͤſiſchen Ambaſſa-
deurs,
ob ſie gleich anfangs mit gar ſchlechten Ca-
roſſen verſehen waren; ſo kame doch umb die letzt
der Monſ. de Harlay, mit einer dermaſſen ma-
gnifiqu
en Caroſſe herfuͤr gefahren, daß man ſe-
hen und ſagen kunte, daß ſelbige alle andere uͤber-
traffe; Denn es war an ſelbiger ſo von innen als
auſſen nichts als Gold und Silber zu ſehen. Da-
mit auch deſto kentlicher waͤre, wem eine oder die
andere Caroſſe zuſtaͤndig: ſo lieſſen die meiſten
Herren Geſandten dero Wapen an ſelbige ſchil-
dern; wobey aber doch einiger Jrrthum unterlieffe.
Denn weil einige der Herren Ambaſſadeurs, die
geweſenen Braut-Wagen ihrer hohen Herren

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S ſ 4
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[647/0675] Hoff-Ceremoniel. §. 52. An Koſtbahrkeit und Propreté der Ca- roſſen war auch kein Mangel; indem derer mehr als eine zu ſehen war, welche biß 10000. Rthlr. und daruͤber gekoſtet: ſonderlich war Jhro Excel- lentz des Herrn Grafen von Caunitz ſeine, wel- che er ſich in Paris hatte verfertigen laſſen, extra- ordinair-ſchoͤn: und die Caroſſe der Frau Gemah- lin Sr. Excellentz des Hn. Grafen von Straa- temann, wurde deswegen von vielen bewundert, weil ſelbige den Himmel von auſſen mit rothen Sammet bedecket hatte; Welches ſonſten in Pa- ris niemanden, als den ſo genanten Ducs und Pairs, oder vornehmen Fuͤrſtl. Perſonen erlau- bet: und dieſe Wuͤrckung daſelbſt hat, daß alle an- dere Caroſſen, einer mit rothem Sammet bedeck- ten ausweichen. Die Frantzoͤſiſchen Ambaſſa- deurs, ob ſie gleich anfangs mit gar ſchlechten Ca- roſſen verſehen waren; ſo kame doch umb die letzt der Monſ. de Harlay, mit einer dermaſſen ma- gnifiquen Caroſſe herfuͤr gefahren, daß man ſe- hen und ſagen kunte, daß ſelbige alle andere uͤber- traffe; Denn es war an ſelbiger ſo von innen als auſſen nichts als Gold und Silber zu ſehen. Da- mit auch deſto kentlicher waͤre, wem eine oder die andere Caroſſe zuſtaͤndig: ſo lieſſen die meiſten Herren Geſandten dero Wapen an ſelbige ſchil- dern; wobey aber doch einiger Jrrthum unterlieffe. Denn weil einige der Herren Ambaſſadeurs, die geweſenen Braut-Wagen ihrer hohen Herren Prin- S ſ 4

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/675>, abgerufen am 22.11.2024.