fingen die Frantzosen allbereits an zu weichen; da er aber der Clotildis Gott anrieff, und das Gelöbnüß thate, im fall ihm dieser Gott den Sieg geben würde, ein Christ zu werden: hat er nicht nur den Sieg erlanget, sondern auch GOtt sein Versprechen gehalten. Daher ließ er sich An. 496. zu Rheims von dem heili- gen Remigio tauffen, wobey nicht nur eine Taube, oder wie andere wollen, ein Engel das heilige Oehl, oder die so genannte Ampullam Rhemensem, soll von Himmel gebracht; sondern auch die Könige wegen selbiger den Titul Primogenitorum Ecclesiae filiorum, und Christianissimorum erworben haben. Es hätten sich aber diese Titul weit besser für die Römischen Kayser geschickt, massen selbige, von Constantino M. anzurechnen, gantzer an- derthalb Secula eher Christen worden, als die Könige in Franckreich, und also nothwendig Primogeniti Ecclesiae, oder die Erstgebohr- nen der Kirchen seyn müssen.
3. Spanien hat sonder Zweifel ein sehr altes Datum des Christenthums, allein es will schwer, ja fast unmöglich fallen, denjenigen Kö- nig mit Nahmen zu nennen, welcher den Christlichen Glauben am allerersten angenom- men, und hernach selbigen in Spanien einge- führet: zumahlen da die Scriptores hierinnen einander so entgegen, und die alten Zeiten so
ver-
C 5
Hoff-Ceremoniel.
fingen die Frantzoſen allbereits an zu weichen; da er aber der Clotildis Gott anrieff, und das Geloͤbnuͤß thate, im fall ihm dieſer Gott den Sieg geben wuͤrde, ein Chriſt zu werden: hat er nicht nur den Sieg erlanget, ſondern auch GOtt ſein Verſprechen gehalten. Daher ließ er ſich An. 496. zu Rheims von dem heili- gen Remigio tauffen, wobey nicht nur eine Taube, oder wie andere wollen, ein Engel das heilige Oehl, oder die ſo genannte Ampullam Rhemenſem, ſoll von Himmel gebracht; ſondern auch die Koͤnige wegen ſelbiger den Titul Primogenitorum Eccleſiæ filiorum, und Chriſtianiſſimorum erworben haben. Es haͤtten ſich aber dieſe Titul weit beſſer fuͤr die Roͤmiſchen Kayſer geſchickt, maſſen ſelbige, von Conſtantino M. anzurechnen, gantzer an- derthalb Secula eher Chriſten worden, als die Koͤnige in Franckreich, und alſo nothwendig Primogeniti Eccleſiæ, oder die Erſtgebohr- nen der Kirchen ſeyn muͤſſen.
3. Spanien hat ſonder Zweifel ein ſehr altes Datum des Chriſtenthums, allein es will ſchwer, ja faſt unmoͤglich fallen, denjenigen Koͤ- nig mit Nahmen zu nennen, welcher den Chriſtlichen Glauben am allererſten angenom- men, und hernach ſelbigen in Spanien einge- fuͤhret: zumahlen da die Scriptores hierinnen einander ſo entgegen, und die alten Zeiten ſo
ver-
C 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0069"n="41"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
fingen die Frantzoſen allbereits an zu weichen;<lb/>
da er aber der <hirendition="#aq">Clotildis</hi> Gott anrieff, und das<lb/>
Geloͤbnuͤß thate, im fall ihm dieſer Gott<lb/>
den Sieg geben wuͤrde, ein Chriſt zu werden:<lb/>
hat er nicht nur den Sieg erlanget, ſondern<lb/>
auch GOtt ſein Verſprechen gehalten. Daher<lb/>
ließ er ſich <hirendition="#aq">An.</hi> 496. zu <hirendition="#aq">Rheims</hi> von dem heili-<lb/>
gen <hirendition="#aq">Remigio</hi> tauffen, wobey nicht nur eine<lb/>
Taube, oder wie andere wollen, ein Engel das<lb/>
heilige Oehl, oder die ſo genannte <hirendition="#aq">Ampullam<lb/>
Rhemenſem,</hi>ſoll von Himmel gebracht;<lb/>ſondern auch die Koͤnige wegen ſelbiger den<lb/>
Titul <hirendition="#aq">Primogenitorum Eccleſiæ filiorum,</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">Chriſtianiſſimorum</hi> erworben haben. Es<lb/>
haͤtten ſich aber dieſe Titul weit beſſer fuͤr die<lb/>
Roͤmiſchen Kayſer geſchickt, maſſen ſelbige,<lb/>
von <hirendition="#aq">Conſtantino M.</hi> anzurechnen, gantzer an-<lb/>
derthalb <hirendition="#aq">Secula</hi> eher Chriſten worden, als die<lb/>
Koͤnige in Franckreich, und alſo nothwendig<lb/><hirendition="#aq">Primogeniti Eccleſiæ,</hi> oder die Erſtgebohr-<lb/>
nen der Kirchen ſeyn muͤſſen.</item><lb/><item>3. <hirendition="#fr">Spanien</hi> hat ſonder Zweifel ein ſehr altes<lb/><hirendition="#aq">Datum</hi> des Chriſtenthums, allein es will<lb/>ſchwer, ja faſt unmoͤglich fallen, denjenigen Koͤ-<lb/>
nig mit Nahmen zu nennen, welcher den<lb/>
Chriſtlichen Glauben am allererſten angenom-<lb/>
men, und hernach ſelbigen in Spanien einge-<lb/>
fuͤhret: zumahlen da die <hirendition="#aq">Scriptores</hi> hierinnen<lb/>
einander ſo entgegen, und die alten Zeiten ſo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[41/0069]
Hoff-Ceremoniel.
fingen die Frantzoſen allbereits an zu weichen;
da er aber der Clotildis Gott anrieff, und das
Geloͤbnuͤß thate, im fall ihm dieſer Gott
den Sieg geben wuͤrde, ein Chriſt zu werden:
hat er nicht nur den Sieg erlanget, ſondern
auch GOtt ſein Verſprechen gehalten. Daher
ließ er ſich An. 496. zu Rheims von dem heili-
gen Remigio tauffen, wobey nicht nur eine
Taube, oder wie andere wollen, ein Engel das
heilige Oehl, oder die ſo genannte Ampullam
Rhemenſem, ſoll von Himmel gebracht;
ſondern auch die Koͤnige wegen ſelbiger den
Titul Primogenitorum Eccleſiæ filiorum,
und Chriſtianiſſimorum erworben haben. Es
haͤtten ſich aber dieſe Titul weit beſſer fuͤr die
Roͤmiſchen Kayſer geſchickt, maſſen ſelbige,
von Conſtantino M. anzurechnen, gantzer an-
derthalb Secula eher Chriſten worden, als die
Koͤnige in Franckreich, und alſo nothwendig
Primogeniti Eccleſiæ, oder die Erſtgebohr-
nen der Kirchen ſeyn muͤſſen.
3. Spanien hat ſonder Zweifel ein ſehr altes
Datum des Chriſtenthums, allein es will
ſchwer, ja faſt unmoͤglich fallen, denjenigen Koͤ-
nig mit Nahmen zu nennen, welcher den
Chriſtlichen Glauben am allererſten angenom-
men, und hernach ſelbigen in Spanien einge-
fuͤhret: zumahlen da die Scriptores hierinnen
einander ſo entgegen, und die alten Zeiten ſo
ver-
C 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/69>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.