verwirret seyn. Es erzehlet zwar Johannes Va- saeus in seinem Chronico rerum Hispanica- rum, die Bischöffe und Prälaten, welche schon zu und bald nach der Apostel Zeiten den Christ- lichen Glauben in Spanien fortgepflantzet; allein es ist auch zugleich bekandt, daß der Ari- anismus damahlen dermassen starck in Spa- nien eingenistelt war, daß man die Orthodo- xiam fidei nicht empor kommen ließ, so gar das der Gothische König Leogildus seinen Sohn Hermagid, bloß weil er den Catholi- schen Glauben angenommen, und den Ari- anismum verlassen hatte, etwan umb das Jahr Christi 572. tödten ließ. Recaredo aber, der zweyte Sohn des Leogildi, welcher An. 586. zur Regierung kam, hat sich zu dem reinen Catholischen Glauben bekennet, und seine Unterthanen auch von dem Arianischen Jrrthum gerettet, dannenhero er auch Catho- licus & Orthodoxus genennet worden, und für den ersten recht Christlichen Gothisch-Spa- nischen König zu achten ist. Allein die unter Roderico An. 713. angefangene Conque- sten der Mauren in Spanien, welche die- ses Land überschemmeten, hat dem Christen- thum gar wenig Platz darinnen verstattet, biß Pelagius, der aus den Stamm und Ge- blüthe der Gothischen Könige entsprossen war, nachdem sie ihn An. 726. zu einem Könige
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Europaͤiſches
verwirret ſeyn. Es erzehlet zwar Johannes Va- ſæus in ſeinem Chronico rerum Hiſpanica- rum, die Biſchoͤffe und Praͤlaten, welche ſchon zu und bald nach der Apoſtel Zeiten den Chriſt- lichen Glauben in Spanien fortgepflantzet; allein es iſt auch zugleich bekandt, daß der Ari- aniſmus damahlen dermaſſen ſtarck in Spa- nien eingeniſtelt war, daß man die Orthodo- xiam fidei nicht empor kommen ließ, ſo gar das der Gothiſche Koͤnig Leogildus ſeinen Sohn Hermagid, bloß weil er den Catholi- ſchen Glauben angenommen, und den Ari- aniſmum verlaſſen hatte, etwan umb das Jahr Chriſti 572. toͤdten ließ. Recaredo aber, der zweyte Sohn des Leogildi, welcher An. 586. zur Regierung kam, hat ſich zu dem reinen Catholiſchen Glauben bekennet, und ſeine Unterthanen auch von dem Arianiſchen Jrrthum gerettet, dannenhero er auch Catho- licus & Orthodoxus genennet worden, und fuͤr den erſten recht Chriſtlichen Gothiſch-Spa- niſchen Koͤnig zu achten iſt. Allein die unter Roderico An. 713. angefangene Conque- ſten der Mauren in Spanien, welche die- ſes Land uͤberſchemmeten, hat dem Chriſten- thum gar wenig Platz darinnen verſtattet, biß Pelagius, der aus den Stamm und Ge- bluͤthe der Gothiſchen Koͤnige entſproſſen war, nachdem ſie ihn An. 726. zu einem Koͤnige
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Europaͤiſches
verwirret ſeyn. Es erzehlet zwar Johannes Va-
ſæus in ſeinem Chronico rerum Hiſpanica-
rum, die Biſchoͤffe und Praͤlaten, welche ſchon
zu und bald nach der Apoſtel Zeiten den Chriſt-
lichen Glauben in Spanien fortgepflantzet;
allein es iſt auch zugleich bekandt, daß der Ari-
aniſmus damahlen dermaſſen ſtarck in Spa-
nien eingeniſtelt war, daß man die Orthodo-
xiam fidei nicht empor kommen ließ, ſo gar
das der Gothiſche Koͤnig Leogildus ſeinen
Sohn Hermagid, bloß weil er den Catholi-
ſchen Glauben angenommen, und den Ari-
aniſmum verlaſſen hatte, etwan umb das
Jahr Chriſti 572. toͤdten ließ. Recaredo
aber, der zweyte Sohn des Leogildi, welcher
An. 586. zur Regierung kam, hat ſich zu dem
reinen Catholiſchen Glauben bekennet, und
ſeine Unterthanen auch von dem Arianiſchen
Jrrthum gerettet, dannenhero er auch Catho-
licus & Orthodoxus genennet worden, und
fuͤr den erſten recht Chriſtlichen Gothiſch-Spa-
niſchen Koͤnig zu achten iſt. Allein die unter
Roderico An. 713. angefangene Conque-
ſten der Mauren in Spanien, welche die-
ſes Land uͤberſchemmeten, hat dem Chriſten-
thum gar wenig Platz darinnen verſtattet,
biß Pelagius, der aus den Stamm und Ge-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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