Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
zu suchen, und nach Siebenbürgen zu befördern;
Man ihn nicht für einen Minister erkennen, nach
sich mit ihm in Tractaten einlassen wolte. Er ent-
schuldigte zwar den Mangel des Cretitivs da-
durch: daß er ohne Leibes- und Lebens-Gefahr, mit
demselben nicht würde haben durch Pohlen kön-
nen durchreisen; als man aber diese Excuse auch
nicht für tüchtig genung hielte: brachte er endlich
einen Brief mit Ziffern an den Tag, versichernde:
daß ihm derselbe von seinem Principal, durch
einen Reisenden, in einer Pistole verborgen, über
Dantzig wäre nachgeschicket worden, aus wel-
chen er herlase: Daß sein Principal begehre, das
alte Bündnüß mit der Cron Schweden, auf die
Weise, wie solches vor diesem mit dem König
Gustavo Adolpho wäre concertiret worden,
zu erneuren; Allein die Schweden antworteten
ihm: Wenn er ein förmlich Creditiv produci-
ren würde, wolle man sich ohne alles Bedencken
darüber einlassen.

§. 12.

Jn eben diesem Jahre 1637. kam der
Schwedische Gesandte Hugo Grotius nach Pa-
ris; und geriethe mit dem alldort anwesenden
Englichen Grafen von Leicester, in Competentz
wegen des Rangs. Denn sie hatten beyde more
solito,
dem neu ankommenden Holländischen
Gesandten, ihre Carossen entgegen gesendet. Die
Schwedische Carosse und zugehörige Diener, wa-
ren eher ankommen[,] [a]ls des Engelländers: und also

dem
X x 3

Hoff-Ceremoniel.
zu ſuchen, und nach Siebenbuͤrgen zu befoͤrdern;
Man ihn nicht fuͤr einen Miniſter erkennen, nach
ſich mit ihm in Tractaten einlaſſen wolte. Er ent-
ſchuldigte zwar den Mangel des Cretitivs da-
durch: daß er ohne Leibes- und Lebens-Gefahr, mit
demſelben nicht wuͤrde haben durch Pohlen koͤn-
nen durchreiſen; als man aber dieſe Excuſe auch
nicht fuͤr tuͤchtig genung hielte: brachte er endlich
einen Brief mit Ziffern an den Tag, verſichernde:
daß ihm derſelbe von ſeinem Principal, durch
einen Reiſenden, in einer Piſtole verborgen, uͤber
Dantzig waͤre nachgeſchicket worden, aus wel-
chen er herlaſe: Daß ſein Principal begehre, das
alte Buͤndnuͤß mit der Cron Schweden, auf die
Weiſe, wie ſolches vor dieſem mit dem Koͤnig
Guſtavo Adolpho waͤre concertiret worden,
zu erneuren; Allein die Schweden antworteten
ihm: Wenn er ein foͤrmlich Creditiv produci-
ren wuͤrde, wolle man ſich ohne alles Bedencken
daruͤber einlaſſen.

§. 12.

Jn eben dieſem Jahre 1637. kam der
Schwediſche Geſandte Hugo Grotius nach Pa-
ris; und geriethe mit dem alldort anweſenden
Englichen Grafen von Leiceſter, in Competentz
wegen des Rangs. Denn ſie hatten beyde more
ſolito,
dem neu ankommenden Hollaͤndiſchen
Geſandten, ihre Caroſſen entgegen geſendet. Die
Schwediſche Caroſſe und zugehoͤrige Diener, wa-
ren eher ankom̃en[,] [a]ls des Engellaͤnders: und alſo

dem
X x 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0721" n="693"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
zu &#x017F;uchen, und nach Siebenbu&#x0364;rgen zu befo&#x0364;rdern;<lb/>
Man ihn nicht fu&#x0364;r einen Mini&#x017F;ter erkennen, nach<lb/>
&#x017F;ich mit ihm in <hi rendition="#aq">Tracta</hi>ten einla&#x017F;&#x017F;en wolte. Er ent-<lb/>
&#x017F;chuldigte zwar den Mangel des <hi rendition="#aq">Cretiti</hi>vs da-<lb/>
durch: daß er ohne Leibes- und Lebens-Gefahr, mit<lb/>
dem&#x017F;elben nicht wu&#x0364;rde haben durch Pohlen ko&#x0364;n-<lb/>
nen durchrei&#x017F;en; als man aber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Excu&#x017F;</hi>e auch<lb/>
nicht fu&#x0364;r tu&#x0364;chtig genung hielte: brachte er endlich<lb/>
einen Brief mit Ziffern an den Tag, ver&#x017F;ichernde:<lb/>
daß ihm der&#x017F;elbe von &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Principal,</hi> durch<lb/>
einen Rei&#x017F;enden, in einer Pi&#x017F;tole verborgen, u&#x0364;ber<lb/>
Dantzig wa&#x0364;re nachge&#x017F;chicket worden, aus wel-<lb/>
chen er herla&#x017F;e: Daß &#x017F;ein Principal begehre, das<lb/>
alte Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß mit der Cron Schweden, auf die<lb/>
Wei&#x017F;e, wie &#x017F;olches vor die&#x017F;em mit dem Ko&#x0364;nig<lb/><hi rendition="#aq">Gu&#x017F;tavo Adolpho</hi> wa&#x0364;re <hi rendition="#aq">concerti</hi>ret worden,<lb/>
zu erneuren; Allein die Schweden antworteten<lb/>
ihm: Wenn er ein fo&#x0364;rmlich <hi rendition="#aq">Crediti</hi>v <hi rendition="#aq">produci-</hi><lb/>
ren wu&#x0364;rde, wolle man &#x017F;ich ohne alles Bedencken<lb/>
daru&#x0364;ber einla&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head>
            <p>Jn eben die&#x017F;em Jahre 1637. kam der<lb/>
Schwedi&#x017F;che Ge&#x017F;andte <hi rendition="#aq">Hugo Grotius</hi> nach Pa-<lb/>
ris; und geriethe mit dem alldort anwe&#x017F;enden<lb/>
Englichen Grafen von <hi rendition="#aq">Leice&#x017F;ter,</hi> in <hi rendition="#aq">Competen</hi>tz<lb/>
wegen des Rangs. Denn &#x017F;ie hatten beyde <hi rendition="#aq">more<lb/>
&#x017F;olito,</hi> dem neu ankommenden Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;andten, ihre Caro&#x017F;&#x017F;en entgegen ge&#x017F;endet. Die<lb/>
Schwedi&#x017F;che Caro&#x017F;&#x017F;e und zugeho&#x0364;rige Diener, wa-<lb/>
ren eher ankom&#x0303;en<supplied>,</supplied> <supplied>a</supplied>ls des Engella&#x0364;nders: und al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[693/0721] Hoff-Ceremoniel. zu ſuchen, und nach Siebenbuͤrgen zu befoͤrdern; Man ihn nicht fuͤr einen Miniſter erkennen, nach ſich mit ihm in Tractaten einlaſſen wolte. Er ent- ſchuldigte zwar den Mangel des Cretitivs da- durch: daß er ohne Leibes- und Lebens-Gefahr, mit demſelben nicht wuͤrde haben durch Pohlen koͤn- nen durchreiſen; als man aber dieſe Excuſe auch nicht fuͤr tuͤchtig genung hielte: brachte er endlich einen Brief mit Ziffern an den Tag, verſichernde: daß ihm derſelbe von ſeinem Principal, durch einen Reiſenden, in einer Piſtole verborgen, uͤber Dantzig waͤre nachgeſchicket worden, aus wel- chen er herlaſe: Daß ſein Principal begehre, das alte Buͤndnuͤß mit der Cron Schweden, auf die Weiſe, wie ſolches vor dieſem mit dem Koͤnig Guſtavo Adolpho waͤre concertiret worden, zu erneuren; Allein die Schweden antworteten ihm: Wenn er ein foͤrmlich Creditiv produci- ren wuͤrde, wolle man ſich ohne alles Bedencken daruͤber einlaſſen. §. 12. Jn eben dieſem Jahre 1637. kam der Schwediſche Geſandte Hugo Grotius nach Pa- ris; und geriethe mit dem alldort anweſenden Englichen Grafen von Leiceſter, in Competentz wegen des Rangs. Denn ſie hatten beyde more ſolito, dem neu ankommenden Hollaͤndiſchen Geſandten, ihre Caroſſen entgegen geſendet. Die Schwediſche Caroſſe und zugehoͤrige Diener, wa- ren eher ankom̃en, als des Engellaͤnders: und alſo dem X x 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/721
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/721>, abgerufen am 22.11.2024.