Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
Rom an, alle Frantzosen, welche sie attrapiren
kunten, niederzumachen; Und damit die Sache
zum höchsten Grad einer Unordnung gediehe: so
ließ der Cardinal Imperiale, Gouverneur der
Stadt Rom, den Tarnesis. Pallast auf das neue
bloquiren; unter dem Vorwand: daß der Am-
bassadeur
mit stärckerer Suite, als gewöhnlich, en
public
erschiene. Der Duc de Crequy absentir-
t
e sich, nach einer dergleichen Affront von Rom,
und retirirte sich in das Toscanische Territorium.
Man that keine Inquisition, ausser allererst nach
neun Tagen: nachdem die meisten Thäter bereits
echappiret waren; Und als man auf das Funda-
ment
des gantzen Unwesens drang, kunte man
nichts weiter erfahren: als daß sich der Ambassa-
deur
dadurch odieux gemacht hätte: Daß er ver-
zögert, die erste Visite den weltl. Bluts-Verwand-
ten des Pabsts abzustatten. Weil aber dieses Ce-
remoniel der ersten Besuchung, von einem Am-
bassadeur
an des Pabsts Freunde, noch nicht
gäntzlich reguliret; so gab der Ambassadeur vor:
er hätte deßwegen an seinen König geschrieben,
und seine Ordre darüber erwartet. Der König
nun, als er genugsamen Bericht von der gantzen
Sache eingezogen, erwartete einige Satisfaction
von dem Pabst: Als aber selbige ein gantzes Jahr
lang nicht erfolgte, ließ er seine Trouppen in Jtali-
en anmarchiren. Weil aber der Pabst einen Krieg
ablehnen, und mit dem Filio Primogenito nicht

in

Hoff-Ceremoniel.
Rom an, alle Frantzoſen, welche ſie attrapiren
kunten, niederzumachen; Und damit die Sache
zum hoͤchſten Grad einer Unordnung gediehe: ſo
ließ der Cardinal Imperiale, Gouverneur der
Stadt Rom, den Tarneſiſ. Pallaſt auf das neue
bloquiren; unter dem Vorwand: daß der Am-
baſſadeur
mit ſtaͤrckerer Suite, als gewoͤhnlich, en
public
erſchiene. Der Duc de Crequy abſentir-
t
e ſich, nach einer dergleichen Affront von Rom,
und retirirte ſich in das Toſcaniſche Territorium.
Man that keine Inquiſition, auſſer allererſt nach
neun Tagen: nachdem die meiſten Thaͤter bereits
echappiret waren; Und als man auf das Funda-
ment
des gantzen Unweſens drang, kunte man
nichts weiter erfahren: als daß ſich der Ambaſſa-
deur
dadurch odieux gemacht haͤtte: Daß er ver-
zoͤgert, die erſte Viſite den weltl. Bluts-Verwand-
ten des Pabſts abzuſtatten. Weil aber dieſes Ce-
remoniel der erſten Beſuchung, von einem Am-
baſſadeur
an des Pabſts Freunde, noch nicht
gaͤntzlich reguliret; ſo gab der Ambaſſadeur vor:
er haͤtte deßwegen an ſeinen Koͤnig geſchrieben,
und ſeine Ordre daruͤber erwartet. Der Koͤnig
nun, als er genugſamen Bericht von der gantzen
Sache eingezogen, erwartete einige Satisfaction
von dem Pabſt: Als aber ſelbige ein gantzes Jahr
lang nicht erfolgte, ließ er ſeine Trouppen in Jtali-
en anmarchiren. Weil aber der Pabſt einen Krieg
ablehnen, und mit dem Filio Primogenito nicht

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0727" n="699"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
Rom an, alle Frantzo&#x017F;en, welche &#x017F;ie <hi rendition="#aq">attrapir</hi>en<lb/>
kunten, niederzumachen; Und damit die Sache<lb/>
zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad einer Unordnung gediehe: &#x017F;o<lb/>
ließ der <hi rendition="#aq">Cardinal Imperiale, Gouverneur</hi> der<lb/>
Stadt Rom, den Tarne&#x017F;i&#x017F;. Palla&#x017F;t auf das neue<lb/><hi rendition="#aq">bloquir</hi>en; unter dem Vorwand: daß der <hi rendition="#aq">Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> mit &#x017F;ta&#x0364;rckerer <hi rendition="#aq">Suit</hi>e, als gewo&#x0364;hnlich, <hi rendition="#aq">en<lb/>
public</hi> er&#x017F;chiene. Der <hi rendition="#aq">Duc de Crequy ab&#x017F;entir-<lb/>
t</hi>e &#x017F;ich, nach einer dergleichen <hi rendition="#aq">Affront</hi> von Rom,<lb/>
und <hi rendition="#aq">retirirt</hi>e &#x017F;ich in das To&#x017F;cani&#x017F;che <hi rendition="#aq">Territorium.</hi><lb/>
Man that keine <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;itio</hi>n, au&#x017F;&#x017F;er allerer&#x017F;t nach<lb/>
neun Tagen: nachdem die mei&#x017F;ten Tha&#x0364;ter bereits<lb/><hi rendition="#aq">echappir</hi>et waren; Und als man auf das <hi rendition="#aq">Funda-<lb/>
ment</hi> des gantzen Unwe&#x017F;ens drang, kunte man<lb/>
nichts weiter erfahren: als daß &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
deur</hi> dadurch <hi rendition="#aq">odieux</hi> gemacht ha&#x0364;tte: Daß er ver-<lb/>
zo&#x0364;gert, die er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;it</hi>e den weltl. Bluts-Verwand-<lb/>
ten des Pab&#x017F;ts abzu&#x017F;tatten. Weil aber die&#x017F;es Ce-<lb/>
remoniel der er&#x017F;ten Be&#x017F;uchung, von einem <hi rendition="#aq">Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> an des Pab&#x017F;ts Freunde, noch nicht<lb/>
ga&#x0364;ntzlich <hi rendition="#aq">regulir</hi>et; &#x017F;o gab der <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> vor:<lb/>
er ha&#x0364;tte deßwegen an &#x017F;einen Ko&#x0364;nig ge&#x017F;chrieben,<lb/>
und &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Ordr</hi>e daru&#x0364;ber erwartet. Der Ko&#x0364;nig<lb/>
nun, als er genug&#x017F;amen Bericht von der gantzen<lb/>
Sache eingezogen, erwartete einige <hi rendition="#aq">Satisfactio</hi>n<lb/>
von dem Pab&#x017F;t: Als aber &#x017F;elbige ein gantzes Jahr<lb/>
lang nicht erfolgte, ließ er &#x017F;eine Trouppen in Jtali-<lb/>
en anmarchiren. Weil aber der Pab&#x017F;t einen Krieg<lb/>
ablehnen, und mit dem <hi rendition="#aq">Filio Primogenito</hi> nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[699/0727] Hoff-Ceremoniel. Rom an, alle Frantzoſen, welche ſie attrapiren kunten, niederzumachen; Und damit die Sache zum hoͤchſten Grad einer Unordnung gediehe: ſo ließ der Cardinal Imperiale, Gouverneur der Stadt Rom, den Tarneſiſ. Pallaſt auf das neue bloquiren; unter dem Vorwand: daß der Am- baſſadeur mit ſtaͤrckerer Suite, als gewoͤhnlich, en public erſchiene. Der Duc de Crequy abſentir- te ſich, nach einer dergleichen Affront von Rom, und retirirte ſich in das Toſcaniſche Territorium. Man that keine Inquiſition, auſſer allererſt nach neun Tagen: nachdem die meiſten Thaͤter bereits echappiret waren; Und als man auf das Funda- ment des gantzen Unweſens drang, kunte man nichts weiter erfahren: als daß ſich der Ambaſſa- deur dadurch odieux gemacht haͤtte: Daß er ver- zoͤgert, die erſte Viſite den weltl. Bluts-Verwand- ten des Pabſts abzuſtatten. Weil aber dieſes Ce- remoniel der erſten Beſuchung, von einem Am- baſſadeur an des Pabſts Freunde, noch nicht gaͤntzlich reguliret; ſo gab der Ambaſſadeur vor: er haͤtte deßwegen an ſeinen Koͤnig geſchrieben, und ſeine Ordre daruͤber erwartet. Der Koͤnig nun, als er genugſamen Bericht von der gantzen Sache eingezogen, erwartete einige Satisfaction von dem Pabſt: Als aber ſelbige ein gantzes Jahr lang nicht erfolgte, ließ er ſeine Trouppen in Jtali- en anmarchiren. Weil aber der Pabſt einen Krieg ablehnen, und mit dem Filio Primogenito nicht in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/727
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/727>, abgerufen am 15.06.2024.