ein Münch aus dem Kloster Corvey, der nach- gehends auch Bischoff zu Bremen worden, an den König in Schweden Biorn gesendet, ihn zum Christlichen Glauben zu bekehren, welchem aber gemeldter König schlechtes Ge- hör gab, sondern wolte viel lieber seines Rei- ches, wie auch hernach geschahe, verlustig, als ein Christ werden. Dessen Nachfolger Amund stellete eine grosse Verfolgung wie- der die Christen an, in welcher Hilardus ein Priester jämmerlich ermartert wurde. Nach diesem Amund wurde Olaus I. König, zu wel- chem besagter Ansgarius umb das Jahr 853. wieder kam, und einen neuen Versuch that, der ihm auch gelunge; massen sich Olaus tauf- fen liesse, und viele seiner Unterthanen seinem Exempel folgeten; allein es bekam ihm der neue Glaube weltlicher Weise gar übel. Denn als eine grosse Theurung in Schweden einfiel, und die noch Heydnischen Schweden davor hielten, selbige würde nachlassen, wenn man den Göttern zu Upsal opfferte. Olaus aber es ihnen durchaus nicht verstatten wolte, wur- de ihm die Schuld des Mißwachses und Theu- rung beyge messen, deswegen von dem Vol- cke selbst den Götzen aufgeopffert, und zu ei- nem Märtyrer gemachet. Jhm folgete sein ältester Sohn Ingo, und nach ihm Ericus, welcher der Zauberey sehr ergeben war, und
son-
Hoff-Ceremoniel.
ein Muͤnch aus dem Kloſter Corvey, der nach- gehends auch Biſchoff zu Bremen worden, an den Koͤnig in Schweden Biorn geſendet, ihn zum Chriſtlichen Glauben zu bekehren, welchem aber gemeldter Koͤnig ſchlechtes Ge- hoͤr gab, ſondern wolte viel lieber ſeines Rei- ches, wie auch hernach geſchahe, verluſtig, als ein Chriſt werden. Deſſen Nachfolger Amund ſtellete eine groſſe Verfolgung wie- der die Chriſten an, in welcher Hilardus ein Prieſter jaͤmmerlich ermartert wurde. Nach dieſem Amund wurde Olaus I. Koͤnig, zu wel- chem beſagter Anſgarius umb das Jahr 853. wieder kam, und einen neuen Verſuch that, der ihm auch gelunge; maſſen ſich Olaus tauf- fen lieſſe, und viele ſeiner Unterthanen ſeinem Exempel folgeten; allein es bekam ihm der neue Glaube weltlicher Weiſe gar uͤbel. Denn als eine groſſe Theurung in Schweden einfiel, und die noch Heydniſchen Schweden davor hielten, ſelbige wuͤrde nachlaſſen, wenn man den Goͤttern zu Upſal opfferte. Olaus aber es ihnen durchaus nicht verſtatten wolte, wur- de ihm die Schuld des Mißwachſes und Theu- rung beyge meſſen, deswegen von dem Vol- cke ſelbſt den Goͤtzen aufgeopffert, und zu ei- nem Maͤrtyrer gemachet. Jhm folgete ſein aͤlteſter Sohn Ingo, und nach ihm Ericus, welcher der Zauberey ſehr ergeben war, und
ſon-
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Hoff-Ceremoniel.
ein Muͤnch aus dem Kloſter Corvey, der nach-
gehends auch Biſchoff zu Bremen worden,
an den Koͤnig in Schweden Biorn geſendet,
ihn zum Chriſtlichen Glauben zu bekehren,
welchem aber gemeldter Koͤnig ſchlechtes Ge-
hoͤr gab, ſondern wolte viel lieber ſeines Rei-
ches, wie auch hernach geſchahe, verluſtig, als
ein Chriſt werden. Deſſen Nachfolger
Amund ſtellete eine groſſe Verfolgung wie-
der die Chriſten an, in welcher Hilardus ein
Prieſter jaͤmmerlich ermartert wurde. Nach
dieſem Amund wurde Olaus I. Koͤnig, zu wel-
chem beſagter Anſgarius umb das Jahr 853.
wieder kam, und einen neuen Verſuch that,
der ihm auch gelunge; maſſen ſich Olaus tauf-
fen lieſſe, und viele ſeiner Unterthanen ſeinem
Exempel folgeten; allein es bekam ihm der neue
Glaube weltlicher Weiſe gar uͤbel. Denn als
eine groſſe Theurung in Schweden einfiel,
und die noch Heydniſchen Schweden davor
hielten, ſelbige wuͤrde nachlaſſen, wenn man
den Goͤttern zu Upſal opfferte. Olaus aber es
ihnen durchaus nicht verſtatten wolte, wur-
de ihm die Schuld des Mißwachſes und Theu-
rung beyge meſſen, deswegen von dem Vol-
cke ſelbſt den Goͤtzen aufgeopffert, und zu ei-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/73>, abgerufen am 21.11.2024.
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