Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

einer nahen Wiese Gras, und ein Theil war bedacht,
das im Laufe des Tages getrocknete Heu in hochbela¬
denen Wägen durch die Thore einzuführen. Ich konnte
wegen der großen Entfernung das Einzelne der Arbeiten
nicht unterscheiden, so wie ich die eigentliche Bauart
und die nähere Einrichtung der Gebäude nicht wahr¬
nehmen konnte.

"Was ihr von den Häusern und den Besizern der
Felder gesagt habt, daß ich sie euch nennen soll," fuhr
er nach einer Weile fort, "so hat dies seine Schwierig¬
keit, besonders heute. Man kann zwar von diesem
Plaze aus die größte Zahl der Nachbarn erblicken;
aber heute, wo der Himmel umschleiert ist, sehen wir
nicht nur das Gebirge nicht, sondern es entgeht uns
auch mancher weiße Punkt des untern Landes, der
Wohnungen bezeichnet, von denen ich sprechen möchte.
Anderen Theils sind euch die Leute unbekannt. Ihr
solltet eigentlich in der Gegend herumgewandert sein,
in ihr gelebt haben, daß sie zu eurem Geiste spräche,
und ihr die Bewohner verstündet. Vielleicht kommt
ihr wieder, und bleibt länger bei uns, vielleicht ver¬
längert ihr euren jezigen Aufenthalt. Indessen will
ich euch im Allgemeinen etwas sagen, und von Beson¬
derem hinzufügen, was euch ansprechen dürfte. Ich

einer nahen Wieſe Gras, und ein Theil war bedacht,
das im Laufe des Tages getrocknete Heu in hochbela¬
denen Wägen durch die Thore einzuführen. Ich konnte
wegen der großen Entfernung das Einzelne der Arbeiten
nicht unterſcheiden, ſo wie ich die eigentliche Bauart
und die nähere Einrichtung der Gebäude nicht wahr¬
nehmen konnte.

„Was ihr von den Häuſern und den Beſizern der
Felder geſagt habt, daß ich ſie euch nennen ſoll,“ fuhr
er nach einer Weile fort, „ſo hat dies ſeine Schwierig¬
keit, beſonders heute. Man kann zwar von dieſem
Plaze aus die größte Zahl der Nachbarn erblicken;
aber heute, wo der Himmel umſchleiert iſt, ſehen wir
nicht nur das Gebirge nicht, ſondern es entgeht uns
auch mancher weiße Punkt des untern Landes, der
Wohnungen bezeichnet, von denen ich ſprechen möchte.
Anderen Theils ſind euch die Leute unbekannt. Ihr
ſolltet eigentlich in der Gegend herumgewandert ſein,
in ihr gelebt haben, daß ſie zu eurem Geiſte ſpräche,
und ihr die Bewohner verſtündet. Vielleicht kommt
ihr wieder, und bleibt länger bei uns, vielleicht ver¬
längert ihr euren jezigen Aufenthalt. Indeſſen will
ich euch im Allgemeinen etwas ſagen, und von Beſon¬
derem hinzufügen, was euch anſprechen dürfte. Ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="101"/>
einer nahen Wie&#x017F;e Gras, und ein Theil war bedacht,<lb/>
das im Laufe des Tages getrocknete Heu in hochbela¬<lb/>
denen Wägen durch die Thore einzuführen. Ich konnte<lb/>
wegen der großen Entfernung das Einzelne der Arbeiten<lb/>
nicht unter&#x017F;cheiden, &#x017F;o wie ich die eigentliche Bauart<lb/>
und die nähere Einrichtung der Gebäude nicht wahr¬<lb/>
nehmen konnte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was ihr von den Häu&#x017F;ern und den Be&#x017F;izern der<lb/>
Felder ge&#x017F;agt habt, daß ich &#x017F;ie euch nennen &#x017F;oll,&#x201C; fuhr<lb/>
er nach einer Weile fort, &#x201E;&#x017F;o hat dies &#x017F;eine Schwierig¬<lb/>
keit, be&#x017F;onders heute. Man kann zwar von die&#x017F;em<lb/>
Plaze aus die größte Zahl der Nachbarn erblicken;<lb/>
aber heute, wo der Himmel um&#x017F;chleiert i&#x017F;t, &#x017F;ehen wir<lb/>
nicht nur das Gebirge nicht, &#x017F;ondern es entgeht uns<lb/>
auch mancher weiße Punkt des untern Landes, der<lb/>
Wohnungen bezeichnet, von denen ich &#x017F;prechen möchte.<lb/>
Anderen Theils &#x017F;ind euch die Leute unbekannt. Ihr<lb/>
&#x017F;olltet eigentlich in der Gegend herumgewandert &#x017F;ein,<lb/>
in ihr gelebt haben, daß &#x017F;ie zu eurem Gei&#x017F;te &#x017F;präche,<lb/>
und ihr die Bewohner ver&#x017F;tündet. Vielleicht kommt<lb/>
ihr wieder, und bleibt länger bei uns, vielleicht ver¬<lb/>
längert ihr euren jezigen Aufenthalt. Inde&#x017F;&#x017F;en will<lb/>
ich euch im Allgemeinen etwas &#x017F;agen, und von Be&#x017F;on¬<lb/>
derem hinzufügen, was euch an&#x017F;prechen dürfte. Ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0115] einer nahen Wieſe Gras, und ein Theil war bedacht, das im Laufe des Tages getrocknete Heu in hochbela¬ denen Wägen durch die Thore einzuführen. Ich konnte wegen der großen Entfernung das Einzelne der Arbeiten nicht unterſcheiden, ſo wie ich die eigentliche Bauart und die nähere Einrichtung der Gebäude nicht wahr¬ nehmen konnte. „Was ihr von den Häuſern und den Beſizern der Felder geſagt habt, daß ich ſie euch nennen ſoll,“ fuhr er nach einer Weile fort, „ſo hat dies ſeine Schwierig¬ keit, beſonders heute. Man kann zwar von dieſem Plaze aus die größte Zahl der Nachbarn erblicken; aber heute, wo der Himmel umſchleiert iſt, ſehen wir nicht nur das Gebirge nicht, ſondern es entgeht uns auch mancher weiße Punkt des untern Landes, der Wohnungen bezeichnet, von denen ich ſprechen möchte. Anderen Theils ſind euch die Leute unbekannt. Ihr ſolltet eigentlich in der Gegend herumgewandert ſein, in ihr gelebt haben, daß ſie zu eurem Geiſte ſpräche, und ihr die Bewohner verſtündet. Vielleicht kommt ihr wieder, und bleibt länger bei uns, vielleicht ver¬ längert ihr euren jezigen Aufenthalt. Indeſſen will ich euch im Allgemeinen etwas ſagen, und von Beſon¬ derem hinzufügen, was euch anſprechen dürfte. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/115
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/115>, abgerufen am 24.11.2024.