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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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besuche auch meiner Nachbarn willen gerne diesen
Plaz; denn außerdem daß hier auf der Höhe selbst
an den schönsten Tagen immer ein kühler Luftzug geht,
außerdem daß ich hier unter meinen Arbeitern bin,
sehe ich von hier aus alle, die mich umgeben, es fällt
mir manches von ihnen ein, und ich ermesse, wie ich
ihnen nüzen kann, oder wie überhaupt das Allgemeine
gefördert werden möge. Sie sind im Ganzen unge¬
bildete aber nicht ungelehrige Leute, wenn man sie
nach ihrer Art nimmt, und nicht vorschnell in eine
andere zwingen will. Sie sind dann meist auch gut¬
artig. Ich habe von ihnen manches für mein Inneres
gewonnen, und ihnen manchen äußeren Vortheil ver¬
schafft. Sie ahmen nach, wenn sie etwas durch längere
Erfahrung billigen. Man muß nur nicht ermüden.
Oft haben sie mich zuerst verlacht, und endlich dann
doch nachgeahmt. In Vielem verlachen sie mich
noch, und ich ertrage es. Der Weg da durch meine
Felder ist ein kürzerer, und da geht Mancher vorbei,
wenn ich auf der Bank size, er bleibt stehen, er redet
mit mir, ich ertheile ihm Rath, und ich lerne aus sei¬
nen Worten. Meine Felder sind bereits ertragfähiger
gemacht worden als die ihrigen, das sehen sie, und
das ist bei ihnen der haltbarste Grund zu mancher

beſuche auch meiner Nachbarn willen gerne dieſen
Plaz; denn außerdem daß hier auf der Höhe ſelbſt
an den ſchönſten Tagen immer ein kühler Luftzug geht,
außerdem daß ich hier unter meinen Arbeitern bin,
ſehe ich von hier aus alle, die mich umgeben, es fällt
mir manches von ihnen ein, und ich ermeſſe, wie ich
ihnen nüzen kann, oder wie überhaupt das Allgemeine
gefördert werden möge. Sie ſind im Ganzen unge¬
bildete aber nicht ungelehrige Leute, wenn man ſie
nach ihrer Art nimmt, und nicht vorſchnell in eine
andere zwingen will. Sie ſind dann meiſt auch gut¬
artig. Ich habe von ihnen manches für mein Inneres
gewonnen, und ihnen manchen äußeren Vortheil ver¬
ſchafft. Sie ahmen nach, wenn ſie etwas durch längere
Erfahrung billigen. Man muß nur nicht ermüden.
Oft haben ſie mich zuerſt verlacht, und endlich dann
doch nachgeahmt. In Vielem verlachen ſie mich
noch, und ich ertrage es. Der Weg da durch meine
Felder iſt ein kürzerer, und da geht Mancher vorbei,
wenn ich auf der Bank ſize, er bleibt ſtehen, er redet
mit mir, ich ertheile ihm Rath, und ich lerne aus ſei¬
nen Worten. Meine Felder ſind bereits ertragfähiger
gemacht worden als die ihrigen, das ſehen ſie, und
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[102/0116] beſuche auch meiner Nachbarn willen gerne dieſen Plaz; denn außerdem daß hier auf der Höhe ſelbſt an den ſchönſten Tagen immer ein kühler Luftzug geht, außerdem daß ich hier unter meinen Arbeitern bin, ſehe ich von hier aus alle, die mich umgeben, es fällt mir manches von ihnen ein, und ich ermeſſe, wie ich ihnen nüzen kann, oder wie überhaupt das Allgemeine gefördert werden möge. Sie ſind im Ganzen unge¬ bildete aber nicht ungelehrige Leute, wenn man ſie nach ihrer Art nimmt, und nicht vorſchnell in eine andere zwingen will. Sie ſind dann meiſt auch gut¬ artig. Ich habe von ihnen manches für mein Inneres gewonnen, und ihnen manchen äußeren Vortheil ver¬ ſchafft. Sie ahmen nach, wenn ſie etwas durch längere Erfahrung billigen. Man muß nur nicht ermüden. Oft haben ſie mich zuerſt verlacht, und endlich dann doch nachgeahmt. In Vielem verlachen ſie mich noch, und ich ertrage es. Der Weg da durch meine Felder iſt ein kürzerer, und da geht Mancher vorbei, wenn ich auf der Bank ſize, er bleibt ſtehen, er redet mit mir, ich ertheile ihm Rath, und ich lerne aus ſei¬ nen Worten. Meine Felder ſind bereits ertragfähiger gemacht worden als die ihrigen, das ſehen ſie, und das iſt bei ihnen der haltbarſte Grund zu mancher

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/116>, abgerufen am 24.11.2024.