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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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um welche die Straße herum geht. Diese Ecke erhebt
sich rasch, erweitert sich nach rückwärts, wohin man
von der Straße nicht sehen kann, und gehört einem
Walde an, der weit in das Land hinein geht. Man
kann von hier aus ein großes Stück sehen. Dort
links von dem Felde, auf welchem die junge Gerste
steht."

"Ich kenne den Wald recht gut," sagte ich, "er
schlingt sich um eine Höhe, und berührt die Straße
nur mit einem Stücke; aber wenn man ihn betritt,
lernt man seine Größe kennen. Es ist der Alizwald.
Er hat mächtige Buchen und Ahorne, die sich unter
die Tannen mischen. Die Aliz geht von ihm in die
Agger. An der Aliz stehen beiderseits hohe Felsen mit
seltenen Kräutern, und von ihnen geht gegen Mittag
ein Streifen Landes mit den allerstärksten Buchen
thalwärts."

"Ihr kennt den Wald," sagte er.

"Ja," erwiederte ich, "ich bin schon in ihm ge¬
wesen. Ich habe dort die größte Doppelbuche gezeich¬
net, die ich je gesehen, ich habe Pflanzen und Steine
gesammelt, und die Felsenlagen betrachtet."

"Jener Waldstreifen, der mit den starken Buchen
bestanden ist, und noch mehreres Land jenes Waldes

um welche die Straße herum geht. Dieſe Ecke erhebt
ſich raſch, erweitert ſich nach rückwärts, wohin man
von der Straße nicht ſehen kann, und gehört einem
Walde an, der weit in das Land hinein geht. Man
kann von hier aus ein großes Stück ſehen. Dort
links von dem Felde, auf welchem die junge Gerſte
ſteht.“

„Ich kenne den Wald recht gut,“ ſagte ich, „er
ſchlingt ſich um eine Höhe, und berührt die Straße
nur mit einem Stücke; aber wenn man ihn betritt,
lernt man ſeine Größe kennen. Es iſt der Alizwald.
Er hat mächtige Buchen und Ahorne, die ſich unter
die Tannen miſchen. Die Aliz geht von ihm in die
Agger. An der Aliz ſtehen beiderſeits hohe Felſen mit
ſeltenen Kräutern, und von ihnen geht gegen Mittag
ein Streifen Landes mit den allerſtärkſten Buchen
thalwärts.“

„Ihr kennt den Wald,“ ſagte er.

„Ja,“ erwiederte ich, „ich bin ſchon in ihm ge¬
weſen. Ich habe dort die größte Doppelbuche gezeich¬
net, die ich je geſehen, ich habe Pflanzen und Steine
geſammelt, und die Felſenlagen betrachtet.“

„Jener Waldſtreifen, der mit den ſtarken Buchen
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[104/0118] um welche die Straße herum geht. Dieſe Ecke erhebt ſich raſch, erweitert ſich nach rückwärts, wohin man von der Straße nicht ſehen kann, und gehört einem Walde an, der weit in das Land hinein geht. Man kann von hier aus ein großes Stück ſehen. Dort links von dem Felde, auf welchem die junge Gerſte ſteht.“ „Ich kenne den Wald recht gut,“ ſagte ich, „er ſchlingt ſich um eine Höhe, und berührt die Straße nur mit einem Stücke; aber wenn man ihn betritt, lernt man ſeine Größe kennen. Es iſt der Alizwald. Er hat mächtige Buchen und Ahorne, die ſich unter die Tannen miſchen. Die Aliz geht von ihm in die Agger. An der Aliz ſtehen beiderſeits hohe Felſen mit ſeltenen Kräutern, und von ihnen geht gegen Mittag ein Streifen Landes mit den allerſtärkſten Buchen thalwärts.“ „Ihr kennt den Wald,“ ſagte er. „Ja,“ erwiederte ich, „ich bin ſchon in ihm ge¬ weſen. Ich habe dort die größte Doppelbuche gezeich¬ net, die ich je geſehen, ich habe Pflanzen und Steine geſammelt, und die Felſenlagen betrachtet.“ „Jener Waldſtreifen, der mit den ſtarken Buchen beſtanden iſt, und noch mehreres Land jenes Waldes

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/118>, abgerufen am 24.11.2024.