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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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gehört zu diesem Anwesen," sagte mein Beherberger.
"Es ist weiter von da gegen Mittag auch ein Bergbühel
unser, auf dem stellenweise die Birke sehr verkrüppelt
vorkommt, welche zum Brennen wenig taugt; aber
Holz zu feinen Arbeiten gibt."

"Ich kenne den Bühel auch," sagte ich, "dort geht
der Granit zu Ende, aus dem der ganze mitternächt¬
liche Theil unseres Landes besteht, und es beginnt
gegen Mittag zu nach und nach der Kalk, der endlich
in den höchsten Gebirgen die Landesgrenze an der
Mittagseite macht."

"Ja der Bühel ist der südlichste Granitblock," sagte
mein Begleiter, "er übersezt sogar die Wässer. Wir
können hier troz des Duftes der Wolken hie und da
die Grenze sehen, in der sich der Granit abschneidet."

"Dort ist die Klamspize," sagte er, "die noch Gra¬
nit hat, rechts der Gaisbühl, dann die Asser, der
Losen, und zulezt die Grumhaut, die noch zu sehen ist."

Ich stimmte in Allem bei.

Der Abend kam indessen immer näher und näher,
und der Nachmittag war bedeutend vorgerückt.

Das Gewitter an dem Himmel war mir aber
endlich besonders merkwürdig geworden.

gehört zu dieſem Anweſen,“ ſagte mein Beherberger.
„Es iſt weiter von da gegen Mittag auch ein Bergbühel
unſer, auf dem ſtellenweiſe die Birke ſehr verkrüppelt
vorkommt, welche zum Brennen wenig taugt; aber
Holz zu feinen Arbeiten gibt.“

„Ich kenne den Bühel auch,“ ſagte ich, „dort geht
der Granit zu Ende, aus dem der ganze mitternächt¬
liche Theil unſeres Landes beſteht, und es beginnt
gegen Mittag zu nach und nach der Kalk, der endlich
in den höchſten Gebirgen die Landesgrenze an der
Mittagſeite macht.“

„Ja der Bühel iſt der ſüdlichſte Granitblock,“ ſagte
mein Begleiter, „er überſezt ſogar die Wäſſer. Wir
können hier troz des Duftes der Wolken hie und da
die Grenze ſehen, in der ſich der Granit abſchneidet.“

„Dort iſt die Klamſpize,“ ſagte er, „die noch Gra¬
nit hat, rechts der Gaisbühl, dann die Aſſer, der
Loſen, und zulezt die Grumhaut, die noch zu ſehen iſt.“

Ich ſtimmte in Allem bei.

Der Abend kam indeſſen immer näher und näher,
und der Nachmittag war bedeutend vorgerückt.

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endlich beſonders merkwürdig geworden.

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[105/0119] gehört zu dieſem Anweſen,“ ſagte mein Beherberger. „Es iſt weiter von da gegen Mittag auch ein Bergbühel unſer, auf dem ſtellenweiſe die Birke ſehr verkrüppelt vorkommt, welche zum Brennen wenig taugt; aber Holz zu feinen Arbeiten gibt.“ „Ich kenne den Bühel auch,“ ſagte ich, „dort geht der Granit zu Ende, aus dem der ganze mitternächt¬ liche Theil unſeres Landes beſteht, und es beginnt gegen Mittag zu nach und nach der Kalk, der endlich in den höchſten Gebirgen die Landesgrenze an der Mittagſeite macht.“ „Ja der Bühel iſt der ſüdlichſte Granitblock,“ ſagte mein Begleiter, „er überſezt ſogar die Wäſſer. Wir können hier troz des Duftes der Wolken hie und da die Grenze ſehen, in der ſich der Granit abſchneidet.“ „Dort iſt die Klamſpize,“ ſagte er, „die noch Gra¬ nit hat, rechts der Gaisbühl, dann die Aſſer, der Loſen, und zulezt die Grumhaut, die noch zu ſehen iſt.“ Ich ſtimmte in Allem bei. Der Abend kam indeſſen immer näher und näher, und der Nachmittag war bedeutend vorgerückt. Das Gewitter an dem Himmel war mir aber endlich beſonders merkwürdig geworden.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/119>, abgerufen am 13.05.2024.