Unser Gastfreund bezeichnete eines als das des Pfar¬ rers, und führte mich zu dem meinigen.
Als wir in dasselbe getreten waren, fragte er mich, ob ich zu meiner Bequemlichkeit noch etwas wünsche, besonders ob mir Bücher aus seinem Bücherzimmer genehm wären.
Als ich sagte, daß ich keinen Wunsch habe, und bis zum Schlafen schon Beschäftigung finden würde, antwortete er: "Ihr seid in eurem Gemache und in eurem Rechte. Schlummert denn recht wohl."
"Ich wünsche euch auch eine gute Nacht," erwie¬ derte ich, "und sage euch Dank für die Mühe, die ihr heute mit mir gehabt habet."
"Es war keine Mühe," antwortete er, "denn sonst hätte ich sie mir ja ersparen können, wenn ich euch gar nicht zu Nacht geladen hätte."
"So ist es," antwortete ich.
"Erlaubt," sagte er, indem er ein kleines Wachs¬ kerzchen hervorzog, und an meinem Lichte anzündete.
Nachdem er dieses Geschäft vollbracht hatte, ver¬ beugte er sich, was ich erwiederte, und ging auf den Gang hinaus.
Ich schloß hinter ihm die Thür, legte meinen Rock ab, und lüftete mein Halstuch, weil, obgleich es schon
Unſer Gaſtfreund bezeichnete eines als das des Pfar¬ rers, und führte mich zu dem meinigen.
Als wir in dasſelbe getreten waren, fragte er mich, ob ich zu meiner Bequemlichkeit noch etwas wünſche, beſonders ob mir Bücher aus ſeinem Bücherzimmer genehm wären.
Als ich ſagte, daß ich keinen Wunſch habe, und bis zum Schlafen ſchon Beſchäftigung finden würde, antwortete er: „Ihr ſeid in eurem Gemache und in eurem Rechte. Schlummert denn recht wohl.“
„Ich wünſche euch auch eine gute Nacht,“ erwie¬ derte ich, „und ſage euch Dank für die Mühe, die ihr heute mit mir gehabt habet.“
„Es war keine Mühe,“ antwortete er, „denn ſonſt hätte ich ſie mir ja erſparen können, wenn ich euch gar nicht zu Nacht geladen hätte.“
„So iſt es,“ antwortete ich.
„Erlaubt,“ ſagte er, indem er ein kleines Wachſ¬ kerzchen hervorzog, und an meinem Lichte anzündete.
Nachdem er dieſes Geſchäft vollbracht hatte, ver¬ beugte er ſich, was ich erwiederte, und ging auf den Gang hinaus.
Ich ſchloß hinter ihm die Thür, legte meinen Rock ab, und lüftete mein Halstuch, weil, obgleich es ſchon
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Unſer Gaſtfreund bezeichnete eines als das des Pfar¬
rers, und führte mich zu dem meinigen.
Als wir in dasſelbe getreten waren, fragte er mich,
ob ich zu meiner Bequemlichkeit noch etwas wünſche,
beſonders ob mir Bücher aus ſeinem Bücherzimmer
genehm wären.
Als ich ſagte, daß ich keinen Wunſch habe, und
bis zum Schlafen ſchon Beſchäftigung finden würde,
antwortete er: „Ihr ſeid in eurem Gemache und in
eurem Rechte. Schlummert denn recht wohl.“
„Ich wünſche euch auch eine gute Nacht,“ erwie¬
derte ich, „und ſage euch Dank für die Mühe, die ihr
heute mit mir gehabt habet.“
„Es war keine Mühe,“ antwortete er, „denn ſonſt
hätte ich ſie mir ja erſparen können, wenn ich euch gar
nicht zu Nacht geladen hätte.“
„So iſt es,“ antwortete ich.
„Erlaubt,“ ſagte er, indem er ein kleines Wachſ¬
kerzchen hervorzog, und an meinem Lichte anzündete.
Nachdem er dieſes Geſchäft vollbracht hatte, ver¬
beugte er ſich, was ich erwiederte, und ging auf den
Gang hinaus.
Ich ſchloß hinter ihm die Thür, legte meinen Rock
ab, und lüftete mein Halstuch, weil, obgleich es ſchon
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/130>, abgerufen am 25.11.2024.
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