Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

versprecht mir, den heutigen Tag und die Nacht noch
bei uns zuzubringen, da kann ich euch nicht nur die¬
ses sagen, sondern noch Vieles Andere, ihr könnt Ver¬
schiedenes anschauen, und ihr könnt mir von eurer
Wissenschaft erzählen."

Dieses offen und freundlich gemachte Anerbiethen
konnte ich nicht ausschlagen, auch erlaubte mir meine
Zeit recht gut, nicht nur einen sondern mehrere Tage
zu einer Nebenbeschäftigung zu verwenden. Ich ge¬
brauchte daher die gewöhnliche Redeweise von Nicht¬
lästigfallenwollen, und sagte unter dieser Bedin¬
gung zu.

"Nun so geht mit mir zuerst zu einem Frühmale,
das ich mit euch theilen will," sagte er, "der Herr
Pfarrer von Rohrberg hat uns schon vor Tagesan¬
bruch verlassen, um zu rechter Zeit in seiner Kirche zu
sein, und Gustav ist bereits zu seiner Arbeit ge¬
gangen."

Mit diesen Worten wendeten wir uns auf den
Rückweg zu dem Hause. Als wir dort angekommen
waren, gab er das, was ich Anfangs für einen Korb¬
deckel gehalten hatte, was aber ein eigens geflochte¬
nes sehr flaches und längliches Fütterungskörbchen

verſprecht mir, den heutigen Tag und die Nacht noch
bei uns zuzubringen, da kann ich euch nicht nur die¬
ſes ſagen, ſondern noch Vieles Andere, ihr könnt Ver¬
ſchiedenes anſchauen, und ihr könnt mir von eurer
Wiſſenſchaft erzählen.“

Dieſes offen und freundlich gemachte Anerbiethen
konnte ich nicht ausſchlagen, auch erlaubte mir meine
Zeit recht gut, nicht nur einen ſondern mehrere Tage
zu einer Nebenbeſchäftigung zu verwenden. Ich ge¬
brauchte daher die gewöhnliche Redeweiſe von Nicht¬
läſtigfallenwollen, und ſagte unter dieſer Bedin¬
gung zu.

„Nun ſo geht mit mir zuerſt zu einem Frühmale,
das ich mit euch theilen will,“ ſagte er, „der Herr
Pfarrer von Rohrberg hat uns ſchon vor Tagesan¬
bruch verlaſſen, um zu rechter Zeit in ſeiner Kirche zu
ſein, und Guſtav iſt bereits zu ſeiner Arbeit ge¬
gangen.“

Mit dieſen Worten wendeten wir uns auf den
Rückweg zu dem Hauſe. Als wir dort angekommen
waren, gab er das, was ich Anfangs für einen Korb¬
deckel gehalten hatte, was aber ein eigens geflochte¬
nes ſehr flaches und längliches Fütterungskörbchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="122"/>
ver&#x017F;precht mir, den heutigen Tag und die Nacht noch<lb/>
bei uns zuzubringen, da kann ich euch nicht nur die¬<lb/>
&#x017F;es &#x017F;agen, &#x017F;ondern noch Vieles Andere, ihr könnt Ver¬<lb/>
&#x017F;chiedenes an&#x017F;chauen, und ihr könnt mir von eurer<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft erzählen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es offen und freundlich gemachte Anerbiethen<lb/>
konnte ich nicht aus&#x017F;chlagen, auch erlaubte mir meine<lb/>
Zeit recht gut, nicht nur einen &#x017F;ondern mehrere Tage<lb/>
zu einer Nebenbe&#x017F;chäftigung zu verwenden. Ich ge¬<lb/>
brauchte daher die gewöhnliche Redewei&#x017F;e von Nicht¬<lb/>&#x017F;tigfallenwollen, und &#x017F;agte unter die&#x017F;er Bedin¬<lb/>
gung zu.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun &#x017F;o geht mit mir zuer&#x017F;t zu einem Frühmale,<lb/>
das ich mit euch theilen will,&#x201C; &#x017F;agte er, &#x201E;der Herr<lb/>
Pfarrer von Rohrberg hat uns &#x017F;chon vor Tagesan¬<lb/>
bruch verla&#x017F;&#x017F;en, um zu rechter Zeit in &#x017F;einer Kirche zu<lb/>
&#x017F;ein, und Gu&#x017F;tav i&#x017F;t bereits zu &#x017F;einer Arbeit ge¬<lb/>
gangen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Mit die&#x017F;en Worten wendeten wir uns auf den<lb/>
Rückweg zu dem Hau&#x017F;e. Als wir dort angekommen<lb/>
waren, gab er das, was ich Anfangs für einen Korb¬<lb/>
deckel gehalten hatte, was aber ein eigens geflochte¬<lb/>
nes &#x017F;ehr flaches und längliches Fütterungskörbchen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0136] verſprecht mir, den heutigen Tag und die Nacht noch bei uns zuzubringen, da kann ich euch nicht nur die¬ ſes ſagen, ſondern noch Vieles Andere, ihr könnt Ver¬ ſchiedenes anſchauen, und ihr könnt mir von eurer Wiſſenſchaft erzählen.“ Dieſes offen und freundlich gemachte Anerbiethen konnte ich nicht ausſchlagen, auch erlaubte mir meine Zeit recht gut, nicht nur einen ſondern mehrere Tage zu einer Nebenbeſchäftigung zu verwenden. Ich ge¬ brauchte daher die gewöhnliche Redeweiſe von Nicht¬ läſtigfallenwollen, und ſagte unter dieſer Bedin¬ gung zu. „Nun ſo geht mit mir zuerſt zu einem Frühmale, das ich mit euch theilen will,“ ſagte er, „der Herr Pfarrer von Rohrberg hat uns ſchon vor Tagesan¬ bruch verlaſſen, um zu rechter Zeit in ſeiner Kirche zu ſein, und Guſtav iſt bereits zu ſeiner Arbeit ge¬ gangen.“ Mit dieſen Worten wendeten wir uns auf den Rückweg zu dem Hauſe. Als wir dort angekommen waren, gab er das, was ich Anfangs für einen Korb¬ deckel gehalten hatte, was aber ein eigens geflochte¬ nes ſehr flaches und längliches Fütterungskörbchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/136
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/136>, abgerufen am 13.05.2024.