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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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war, einer Magd, daß sie es auf seinen Plaz lege,
und wir gingen in das Speisezimmer.

Während des Frühmales sagte ich: "Ihr habt
selbst davon gesprochen, daß ich hier Verschiedenes
anschauen könne, wäre es denn zu unbescheiden, wenn
ich bäte, von dem Hause und dessen Umgebung Man¬
ches näher besehen zu dürfen. Es ist eine der lieblich¬
sten Lagen, in der dieses Anwesen liegt, und ich habe
bereits so Vieles davon gesehen, was meine Aufmerk¬
samkeit aufregte, daß der Wunsch natürlich ist, noch
Mehreres besehen zu dürfen."

"Wenn es euch Vergnügen macht, unser Haus
und einiges Zubehör zu besehen," antwortete er, "so
kann das gleich nach dem Frühmale geschehen, es
wird nicht viele Zeit in Anspruch nehmen, da das
Gebäude nicht so groß ist. Es wird sich dann auch
das, was wir noch zu reden haben, natürlicher und
verständlicher ergeben."

"Ja freilich," sagte ich, "macht es mir Vergnü¬
gen."

Wir schritten also nach dem Frühmale zu diesem
Geschäfte.

Er führte mich über die Treppe, auf welcher die
weiße Marmorgestalt stand, hinauf. Heute fiel statt

war, einer Magd, daß ſie es auf ſeinen Plaz lege,
und wir gingen in das Speiſezimmer.

Während des Frühmales ſagte ich: „Ihr habt
ſelbſt davon geſprochen, daß ich hier Verſchiedenes
anſchauen könne, wäre es denn zu unbeſcheiden, wenn
ich bäte, von dem Hauſe und deſſen Umgebung Man¬
ches näher beſehen zu dürfen. Es iſt eine der lieblich¬
ſten Lagen, in der dieſes Anweſen liegt, und ich habe
bereits ſo Vieles davon geſehen, was meine Aufmerk¬
ſamkeit aufregte, daß der Wunſch natürlich iſt, noch
Mehreres beſehen zu dürfen.“

„Wenn es euch Vergnügen macht, unſer Haus
und einiges Zubehör zu beſehen,“ antwortete er, „ſo
kann das gleich nach dem Frühmale geſchehen, es
wird nicht viele Zeit in Anſpruch nehmen, da das
Gebäude nicht ſo groß iſt. Es wird ſich dann auch
das, was wir noch zu reden haben, natürlicher und
verſtändlicher ergeben.“

„Ja freilich,“ ſagte ich, „macht es mir Vergnü¬
gen.“

Wir ſchritten alſo nach dem Frühmale zu dieſem
Geſchäfte.

Er führte mich über die Treppe, auf welcher die
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[123/0137] war, einer Magd, daß ſie es auf ſeinen Plaz lege, und wir gingen in das Speiſezimmer. Während des Frühmales ſagte ich: „Ihr habt ſelbſt davon geſprochen, daß ich hier Verſchiedenes anſchauen könne, wäre es denn zu unbeſcheiden, wenn ich bäte, von dem Hauſe und deſſen Umgebung Man¬ ches näher beſehen zu dürfen. Es iſt eine der lieblich¬ ſten Lagen, in der dieſes Anweſen liegt, und ich habe bereits ſo Vieles davon geſehen, was meine Aufmerk¬ ſamkeit aufregte, daß der Wunſch natürlich iſt, noch Mehreres beſehen zu dürfen.“ „Wenn es euch Vergnügen macht, unſer Haus und einiges Zubehör zu beſehen,“ antwortete er, „ſo kann das gleich nach dem Frühmale geſchehen, es wird nicht viele Zeit in Anſpruch nehmen, da das Gebäude nicht ſo groß iſt. Es wird ſich dann auch das, was wir noch zu reden haben, natürlicher und verſtändlicher ergeben.“ „Ja freilich,“ ſagte ich, „macht es mir Vergnü¬ gen.“ Wir ſchritten alſo nach dem Frühmale zu dieſem Geſchäfte. Er führte mich über die Treppe, auf welcher die weiße Marmorgeſtalt ſtand, hinauf. Heute fiel ſtatt

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/137>, abgerufen am 26.11.2024.