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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Aus diesem Saale führte er mich durch eine der
Thüren in eine Stube, deren Fenster in den Garten
gingen.

"Das ist gewissermaßen mein Arbeitszimmer,"
sagte er, "es hat außer am frühen Morgen nicht viel
Sonne, ist daher im Sommer angenehm, ich lese
gerne hier, oder schreibe, oder beschäftige mich sonst
mit Dingen, die mir Antheil einflößen."

Ich dachte mit Lebhaftigkeit, ich könnte sagen, mit
einer Art Sehnsucht auf meinen Vater, da ich diese
Stube betreten hatte. In ihr war nichts mehr von
Marmor, sie war wie unsere gewöhnlichen Stuben;
aber sie war mit alterthümlichen Geräthen eingerich¬
tet, wie sie mein Vater hatte, und liebte. Allein die
Geräthe erschienen mir so schön, daß ich glaubte, nie
etwas ihnen Ähnliches gesehen zu haben. Ich unter¬
richtete meinen Gastfreund von der Eigenschaft meines
Vaters, und erzählte ihm in Kurzem von den Din¬
gen, welche derselbe besaß. Auch bat ich, die Sachen
näher betrachten zu dürfen, um meinem Vater nach
meiner Zurückkunft von ihnen erzählen, und sie ihm
wenn auch nur nothdürftig beschreiben zu können.
Mein Begleiter willigte sehr gerne in mein Begehren.
Es war vor allem ein Schreibschrein, welcher meine

Aus dieſem Saale führte er mich durch eine der
Thüren in eine Stube, deren Fenſter in den Garten
gingen.

„Das iſt gewiſſermaßen mein Arbeitszimmer,“
ſagte er, „es hat außer am frühen Morgen nicht viel
Sonne, iſt daher im Sommer angenehm, ich leſe
gerne hier, oder ſchreibe, oder beſchäftige mich ſonſt
mit Dingen, die mir Antheil einflößen.“

Ich dachte mit Lebhaftigkeit, ich könnte ſagen, mit
einer Art Sehnſucht auf meinen Vater, da ich dieſe
Stube betreten hatte. In ihr war nichts mehr von
Marmor, ſie war wie unſere gewöhnlichen Stuben;
aber ſie war mit alterthümlichen Geräthen eingerich¬
tet, wie ſie mein Vater hatte, und liebte. Allein die
Geräthe erſchienen mir ſo ſchön, daß ich glaubte, nie
etwas ihnen Ähnliches geſehen zu haben. Ich unter¬
richtete meinen Gaſtfreund von der Eigenſchaft meines
Vaters, und erzählte ihm in Kurzem von den Din¬
gen, welche derſelbe beſaß. Auch bat ich, die Sachen
näher betrachten zu dürfen, um meinem Vater nach
meiner Zurückkunft von ihnen erzählen, und ſie ihm
wenn auch nur nothdürftig beſchreiben zu können.
Mein Begleiter willigte ſehr gerne in mein Begehren.
Es war vor allem ein Schreibſchrein, welcher meine

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[126/0140] Aus dieſem Saale führte er mich durch eine der Thüren in eine Stube, deren Fenſter in den Garten gingen. „Das iſt gewiſſermaßen mein Arbeitszimmer,“ ſagte er, „es hat außer am frühen Morgen nicht viel Sonne, iſt daher im Sommer angenehm, ich leſe gerne hier, oder ſchreibe, oder beſchäftige mich ſonſt mit Dingen, die mir Antheil einflößen.“ Ich dachte mit Lebhaftigkeit, ich könnte ſagen, mit einer Art Sehnſucht auf meinen Vater, da ich dieſe Stube betreten hatte. In ihr war nichts mehr von Marmor, ſie war wie unſere gewöhnlichen Stuben; aber ſie war mit alterthümlichen Geräthen eingerich¬ tet, wie ſie mein Vater hatte, und liebte. Allein die Geräthe erſchienen mir ſo ſchön, daß ich glaubte, nie etwas ihnen Ähnliches geſehen zu haben. Ich unter¬ richtete meinen Gaſtfreund von der Eigenſchaft meines Vaters, und erzählte ihm in Kurzem von den Din¬ gen, welche derſelbe beſaß. Auch bat ich, die Sachen näher betrachten zu dürfen, um meinem Vater nach meiner Zurückkunft von ihnen erzählen, und ſie ihm wenn auch nur nothdürftig beſchreiben zu können. Mein Begleiter willigte ſehr gerne in mein Begehren. Es war vor allem ein Schreibſchrein, welcher meine

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/140>, abgerufen am 26.11.2024.