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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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des Gartens gingen theils nach Nordwesten sahen.
Ich konnte aber die Bestimmung dieses Zimmers nicht
errathen, so seltsam kam es mir vor. An den Wän¬
den standen Schreine aus geglättetem Eichenholze mit
sehr vielen kleinen Fächern. An diesen Fächern waren
Aufschriften, wie man sie in Spezereiverkaufsbuden
oder Apotheken findet. Einige dieser Aufschriften ver¬
stand ich, sie waren Namen von Sämereien oder
Pflanzennamen. Die meisten aber verstand ich nicht.
Sonst war weder ein Stuhl noch ein anderes Ge¬
räthe in dem Zimmer. Vor den Fenstern waren wag¬
rechte Brettchen befestigt, wie man sie hat, um Blu¬
mentöpfe darauf zu stellen; aber ich sah keine Blumen¬
töpfe auf ihnen, und bei näherer Betrachtung zeigte
sich auch, daß sie zu schwach seien, um Blumentöpfe
tragen zu können. Auch wären gewiß solche auf ihnen
gestanden, wenn sie dazu bestimmt gewesen wären,
da ich in allen Zimmern mit Ausnahme des Mar¬
morsaales an jedem nur einiger Maßen geeigneten
Plaze Blumen aufgestellt gesehen hatte.

Ich fragte meinen Begleiter nicht um den Zweck
des Zimmers, und er äußerte sich auch nicht dar¬
über.

Wir gelangten nun wieder in die Gemächer, die

des Gartens gingen theils nach Nordweſten ſahen.
Ich konnte aber die Beſtimmung dieſes Zimmers nicht
errathen, ſo ſeltſam kam es mir vor. An den Wän¬
den ſtanden Schreine aus geglättetem Eichenholze mit
ſehr vielen kleinen Fächern. An dieſen Fächern waren
Aufſchriften, wie man ſie in Spezereiverkaufsbuden
oder Apotheken findet. Einige dieſer Aufſchriften ver¬
ſtand ich, ſie waren Namen von Sämereien oder
Pflanzennamen. Die meiſten aber verſtand ich nicht.
Sonſt war weder ein Stuhl noch ein anderes Ge¬
räthe in dem Zimmer. Vor den Fenſtern waren wag¬
rechte Brettchen befeſtigt, wie man ſie hat, um Blu¬
mentöpfe darauf zu ſtellen; aber ich ſah keine Blumen¬
töpfe auf ihnen, und bei näherer Betrachtung zeigte
ſich auch, daß ſie zu ſchwach ſeien, um Blumentöpfe
tragen zu können. Auch wären gewiß ſolche auf ihnen
geſtanden, wenn ſie dazu beſtimmt geweſen wären,
da ich in allen Zimmern mit Ausnahme des Mar¬
morſaales an jedem nur einiger Maßen geeigneten
Plaze Blumen aufgeſtellt geſehen hatte.

Ich fragte meinen Begleiter nicht um den Zweck
des Zimmers, und er äußerte ſich auch nicht dar¬
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[133/0147] des Gartens gingen theils nach Nordweſten ſahen. Ich konnte aber die Beſtimmung dieſes Zimmers nicht errathen, ſo ſeltſam kam es mir vor. An den Wän¬ den ſtanden Schreine aus geglättetem Eichenholze mit ſehr vielen kleinen Fächern. An dieſen Fächern waren Aufſchriften, wie man ſie in Spezereiverkaufsbuden oder Apotheken findet. Einige dieſer Aufſchriften ver¬ ſtand ich, ſie waren Namen von Sämereien oder Pflanzennamen. Die meiſten aber verſtand ich nicht. Sonſt war weder ein Stuhl noch ein anderes Ge¬ räthe in dem Zimmer. Vor den Fenſtern waren wag¬ rechte Brettchen befeſtigt, wie man ſie hat, um Blu¬ mentöpfe darauf zu ſtellen; aber ich ſah keine Blumen¬ töpfe auf ihnen, und bei näherer Betrachtung zeigte ſich auch, daß ſie zu ſchwach ſeien, um Blumentöpfe tragen zu können. Auch wären gewiß ſolche auf ihnen geſtanden, wenn ſie dazu beſtimmt geweſen wären, da ich in allen Zimmern mit Ausnahme des Mar¬ morſaales an jedem nur einiger Maßen geeigneten Plaze Blumen aufgeſtellt geſehen hatte. Ich fragte meinen Begleiter nicht um den Zweck des Zimmers, und er äußerte ſich auch nicht dar¬ über. Wir gelangten nun wieder in die Gemächer, die

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/147>, abgerufen am 22.11.2024.