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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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gleiter, "sie ist nicht groß und von außerordentlicher
Bedeutung, aber sie ist sehr angenehm. In dem ande¬
ren Flügel des Hauses sind die Gastzimmer, welche
beinahe alle dem gleichen, in welchem ihr heute Nacht
geschlafen habt. Auch ist Gustavs Wohnung dort, die
wir aber nicht besuchen können, weil wir ihn sonst in
seinem Lernen stören würden. Durch den Saal und
über die Treppe können wir nun wieder in das Freie
gelangen."

Als wir den Saal durchschritten hatten, als wir
über die Treppe hinabgegangen, und zu dem Aus¬
gange des Hauses gekommen waren, legten wir die
Filzschuhe ab, und mein Begleiter sagte: "Ihr werdet
euch wundern, daß in meinem Hause Theile sind, in
welchen man sich die Unbequemlichkeit auflegen muß,
solche Schuhe anzuziehen; aber es kann mit Fug nicht
anders sein, denn die Fußböden sind zu empfindlich,
als daß man mit gewöhnlichen Schuhen auf ihnen
gehen könnte, und die Abtheilungen, welche solche
Fußböden haben, sind ja auch eigentlich nicht zum
Bewohnen sondern nur zum Besehen bestimmt, und
endlich gewinnt sogar das Besehen an Werth, wenn
man es mit Beschwerlichkeiten erkaufen muß. Ich
habe in diesen Zimmern gewöhnlich weiche Schuhe

gleiter, „ſie iſt nicht groß und von außerordentlicher
Bedeutung, aber ſie iſt ſehr angenehm. In dem ande¬
ren Flügel des Hauſes ſind die Gaſtzimmer, welche
beinahe alle dem gleichen, in welchem ihr heute Nacht
geſchlafen habt. Auch iſt Guſtavs Wohnung dort, die
wir aber nicht beſuchen können, weil wir ihn ſonſt in
ſeinem Lernen ſtören würden. Durch den Saal und
über die Treppe können wir nun wieder in das Freie
gelangen.“

Als wir den Saal durchſchritten hatten, als wir
über die Treppe hinabgegangen, und zu dem Aus¬
gange des Hauſes gekommen waren, legten wir die
Filzſchuhe ab, und mein Begleiter ſagte: „Ihr werdet
euch wundern, daß in meinem Hauſe Theile ſind, in
welchen man ſich die Unbequemlichkeit auflegen muß,
ſolche Schuhe anzuziehen; aber es kann mit Fug nicht
anders ſein, denn die Fußböden ſind zu empfindlich,
als daß man mit gewöhnlichen Schuhen auf ihnen
gehen könnte, und die Abtheilungen, welche ſolche
Fußböden haben, ſind ja auch eigentlich nicht zum
Bewohnen ſondern nur zum Beſehen beſtimmt, und
endlich gewinnt ſogar das Beſehen an Werth, wenn
man es mit Beſchwerlichkeiten erkaufen muß. Ich
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[136/0150] gleiter, „ſie iſt nicht groß und von außerordentlicher Bedeutung, aber ſie iſt ſehr angenehm. In dem ande¬ ren Flügel des Hauſes ſind die Gaſtzimmer, welche beinahe alle dem gleichen, in welchem ihr heute Nacht geſchlafen habt. Auch iſt Guſtavs Wohnung dort, die wir aber nicht beſuchen können, weil wir ihn ſonſt in ſeinem Lernen ſtören würden. Durch den Saal und über die Treppe können wir nun wieder in das Freie gelangen.“ Als wir den Saal durchſchritten hatten, als wir über die Treppe hinabgegangen, und zu dem Aus¬ gange des Hauſes gekommen waren, legten wir die Filzſchuhe ab, und mein Begleiter ſagte: „Ihr werdet euch wundern, daß in meinem Hauſe Theile ſind, in welchen man ſich die Unbequemlichkeit auflegen muß, ſolche Schuhe anzuziehen; aber es kann mit Fug nicht anders ſein, denn die Fußböden ſind zu empfindlich, als daß man mit gewöhnlichen Schuhen auf ihnen gehen könnte, und die Abtheilungen, welche ſolche Fußböden haben, ſind ja auch eigentlich nicht zum Bewohnen ſondern nur zum Beſehen beſtimmt, und endlich gewinnt ſogar das Beſehen an Werth, wenn man es mit Beſchwerlichkeiten erkaufen muß. Ich habe in dieſen Zimmern gewöhnlich weiche Schuhe

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/150>, abgerufen am 13.05.2024.