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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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meines Vaters gesehen hatte. Einer der Arbeiter schnitt
Stücke aus Ahorn Bux Sandelholz Ebenholz tür¬
kisch Hasel und Rosenholz zurecht, damit sie in ihrer
kleineren Gestalt gehörig austrocknen konnten. Ein
anderer löste schadhafte Theile aus der Platte, und
ebnete die Grundstellen, um die neuen Bestandtheile
zweckmäßig einsezen zu können. Der dritte schnitt und
hobelte die Füsse aus einem Ahornbalken, und der
vierte war beschäftigt, nach einer in Farben ausge¬
führten Abbildung der Tischplatte, die er vor sich
hatte, und aus einer Menge von Hölzern, die neben
ihm lagen, diejenigen zu bestimmen, die den auf der
Zeichnung befindlichen Farben am meisten entsprächen.
Mein Begleiter sagte mir, daß das Gerüste und die
Füsse des Tisches verloren gegangen seien, und neu
gemacht werden müßten.

Ich fragte, wie man das einrichte, daß das Neue
zu dem Vorhandenen passe.

Er antwortete: "Wir haben eine Zeichnung ge¬
macht, die ungefähr darstellte, wie die Füsse und das
Gerüste ausgesehen haben mögen."

Auf meine neue Frage, wie man denn das wissen
könne, antwortete er: "Diese Dinge haben so gut wie
bedeutendere Gegenstände ihre Geschichte, und aus

meines Vaters geſehen hatte. Einer der Arbeiter ſchnitt
Stücke aus Ahorn Bux Sandelholz Ebenholz tür¬
kiſch Haſel und Roſenholz zurecht, damit ſie in ihrer
kleineren Geſtalt gehörig austrocknen konnten. Ein
anderer löſte ſchadhafte Theile aus der Platte, und
ebnete die Grundſtellen, um die neuen Beſtandtheile
zweckmäßig einſezen zu können. Der dritte ſchnitt und
hobelte die Füſſe aus einem Ahornbalken, und der
vierte war beſchäftigt, nach einer in Farben ausge¬
führten Abbildung der Tiſchplatte, die er vor ſich
hatte, und aus einer Menge von Hölzern, die neben
ihm lagen, diejenigen zu beſtimmen, die den auf der
Zeichnung befindlichen Farben am meiſten entſprächen.
Mein Begleiter ſagte mir, daß das Gerüſte und die
Füſſe des Tiſches verloren gegangen ſeien, und neu
gemacht werden müßten.

Ich fragte, wie man das einrichte, daß das Neue
zu dem Vorhandenen paſſe.

Er antwortete: „Wir haben eine Zeichnung ge¬
macht, die ungefähr darſtellte, wie die Füſſe und das
Gerüſte ausgeſehen haben mögen.“

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[142/0156] meines Vaters geſehen hatte. Einer der Arbeiter ſchnitt Stücke aus Ahorn Bux Sandelholz Ebenholz tür¬ kiſch Haſel und Roſenholz zurecht, damit ſie in ihrer kleineren Geſtalt gehörig austrocknen konnten. Ein anderer löſte ſchadhafte Theile aus der Platte, und ebnete die Grundſtellen, um die neuen Beſtandtheile zweckmäßig einſezen zu können. Der dritte ſchnitt und hobelte die Füſſe aus einem Ahornbalken, und der vierte war beſchäftigt, nach einer in Farben ausge¬ führten Abbildung der Tiſchplatte, die er vor ſich hatte, und aus einer Menge von Hölzern, die neben ihm lagen, diejenigen zu beſtimmen, die den auf der Zeichnung befindlichen Farben am meiſten entſprächen. Mein Begleiter ſagte mir, daß das Gerüſte und die Füſſe des Tiſches verloren gegangen ſeien, und neu gemacht werden müßten. Ich fragte, wie man das einrichte, daß das Neue zu dem Vorhandenen paſſe. Er antwortete: „Wir haben eine Zeichnung ge¬ macht, die ungefähr darſtellte, wie die Füſſe und das Gerüſte ausgeſehen haben mögen.“ Auf meine neue Frage, wie man denn das wiſſen könne, antwortete er: „Dieſe Dinge haben ſo gut wie bedeutendere Gegenſtände ihre Geſchichte, und aus

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/156>, abgerufen am 21.11.2024.